Unheiliger Engel (German Edition)
Kitteln Sergej endlich zurück ins Leben. Er reg e nerierte sich aus ihrer Sicht erstaunlich schnell und gab Rätsel auf. Vielleicht hätte er es mit seiner Genesung und Agil i tät langsamer angehen lassen sollen und länger den Schwerverletzten mimen, aber die lange Bewegungslosigkeit hatte Spuren hinte r lassen. Er musste sich endlich bewegen und aus der Starre lösen, um nicht wah n sinnig zu werden. Es gab nun keine Apparate und Schläuche mehr . Dass er sich frei bewegen , allein waschen und de n erste n Bissen Hühnerfrikassee mit Spargel und Reis schmecken konnte , war ein Gefühl von Freiheit und G e nuss pur.
Sergej hatte Besuch verboten, um seinen Freunden und Bekannten den Ja h reswechsel nicht mit gut gemeinten Krankenbesuchen zu verderben. Für Befr a gungen durch die Polizei galt er glücklicherweise als zu schwach und unterstützte diese Annahme, indem er S chwächeanfälle vor täuschte . Das nächtliche Feue r werk und die Jahreswende erlebte er somit friedlich in seinem feudalen Priva t zimmer und umsorgt von s einer Nachtschwester J olanta. Sie half ihm auch , zu überprüfen, ob alles an seinem Körper z ufrieden stellend funkti o niert e .
Schon vier Tage später entließ er sich auf eigene Gefahr und unter dem P r o teststurm der behandelnden Ärzte aus ihren Fängen. Er zog es vor, sich in seiner Villa von Frau Wienke bekochen zu lassen, schlafen und regenerieren zu kö n nen. Es waren Tage der Ruhe, die er auch für finale Schritte nutzte in der Gewissheit, dass es nun kein Z urück mehr gab. Die Zeit war viel zu schnell vergangen und Tom hatte ihm bereits signalisiert, dass sich die Schlinge der Polizei enger um ihn zog und er mit einer baldigen Verhaftung rechnen musste. Reuter und sein e Ko l lege n waren in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen und es waren keine and e ren Spuren und Hinweise im Fall Tina Sahlmann gefunden worden, die ihn en t lasten konnten. Dazu warfen sie in die Wa a gschale , dass er nach seiner Genesung fliehen k ö n n te. Wie r echt sie hatten, er würde nicht nur fliehen, sondern sterben.
Dass er tatsächlich temporär in seine Villa zurückkehren durfte, unter Hausa r rest, mit einem Polizeiwagen vor der Tür und unüblicherweise für dieses Bunde s land mit einer elek t ronischen Fußfessel versehen, war allein Toms Kontakten und speziellen Absprachen für Sergejs spezifischen Einze l fall zu verdanken. Den Tatsachen, dass er noch nicht wieder genesen und kein 08/15 Bürger war . Zä h neknirschen d ertrug er das Symbol ihrer Macht über ihn, welches sich um sein rechtes Fußgelenk schloss. Seine elektronische Fu ß fessel war mit einem Sender ausgestattet, der über das Telefonnetz oder Mobilfunknetz mit der zuständ i gen, überwachenden Behörde verbunden war. Sergej war sicher, dass Reuter und seine Kollegen es sich nicht hatten nehmen lassen, die Überwachung selb st vorzune h men. Auf diese Weise konnten sie seinen Standort rund um die Uhr kontrolli e ren, bei eventuellen Fehlermeldungen reagieren und ihn einbuchten. Wie lauer n de Hyänen kamen sie ihm vor, doch sie würden leer ausgehen.
Er widmete sich der Arbeit . Es gab letzte Entscheidungen und wichtige Schriftst ü cke, die er für die Firma unterzeichnen musste . Alles würde dann seinen Gang für die Z u kunft und die Mitarbeiter seiner Firmen nehmen. Das Ganze geschah nicht ohne We h mut, da es ihm noch nie so schwer gefallen war, aus einem Leben zu scheiden und ein neues zu begi n nen. Dabei dachte er besonders an Elaine.
Ein befreundeter Rechtsanwalt und Notar suchte ihn am Nachmittag auf, mit dem er let z te testamentarische Verfügungen regelte. Tom hatte er schon vor längerer Zeit als Alleinerben eingesetzt, er würde auch Sorge tragen mü s sen, dass die Geschäfte in der Firma weite r liefen oder sie g ewinnbringend verkaufen. Das Ehepaar Wienke bedachte er mit lebensla n gem Wohnrecht und einer üppigen monatlichen Rente. Für sie, Tom und Maddie hinte r ließ er zusätzlich noch einen persönlichen Brief.
Tom ging davon aus, dass er Sergej irgendwie rehabilitieren und dieser das Problem Anna lösen konnte. Gegen seine Feindin gewinnen konnte Sergej alle r dings nur, wenn er sich aus diesem Leben und von den Menschen darin löste, Anna weglockte aus Hamburg und den letzten Kampf mit ihr an and e rer Stelle austrug. Als Verstorbener, ein Schattenwesen wie sie, das aus dem Dunkel ko m men würde, unerwartet und tödlich. Jeder Tag machte ihn kräftiger, ließ ihn g e sunden und
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