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Unheiliger Engel (German Edition)

Unheiliger Engel (German Edition)

Titel: Unheiliger Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Mertz
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schweißgebadet mit Herzrasen und spürte eine beängstigende Kälte , als saug t e etwas das Leben aus ihrem Kö r per .
     
    *

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    Drei unerfreuliche Tage war en seit dem Brand in seiner Villa vergangen und Sergej spü r te an diesem Tag instinktiv, dass etwas Besonderes geschehen würde. Tom wartete bereits im Befragungszimmer auf ihn , die Hände verkrampft übe r einandergelegt. Er war unrasiert, die blau-schwarz gestreifte Krawatte nac h lässig gebunden, das weiße Hemd hatte ein paar Falten zu viel. Alles an seiner Haltung, seinem Aussehen verwirrte Sergej, glänzte sein Freund ansonsten durch übertri e ben korrektes Auftreten , Pünktlichkeit und Ordnung. Keine Spur von dem sonst selbstsicheren und in sich g e festigten Mann, den er seinen besten Freund nannte.
    „Wo warst du gestern?“ , ging Sergej ihn direkt an, doch Tom wich seinem Blick aus. „Tom?“
    „Ja, ich …“ Tom schlug die Hände vors Gesicht. „Es ging nicht.“
    „Was ist passiert?“
    Doch Tom schwieg und seine Augen blickten seltsam glasig.
    Sergej spürte, dass Tom in einer anderen Welt weilte. Als hätte er Drogen g e nommen oder Schlimmeres. „Was hast du mir noch zu sagen?“
    „Eine Botschaft.“
    „Dann heraus damit.“
    Es vergingen Sekunden, in denen Tom nach den richtigen Worten zu s u chen schien. Se r gej wartete ungeduldig. „ Anna bietet dir letztmalig einen Deal an. Sie wird dafür sorgen, dass du als freier Mann vollständig rehabilitiert das Gefängnis verlassen kannst. Weiterhin wird dein Umfeld vom Zeitpunkt deiner Zusage an sicher sein.“
    „Und was verlangt sie für diese Güte?“
    „Als Gegenleistung wirst du sie an einem Ort ihrer Wahl treffen, an einer ku r zen Zer e monie teilnehmen und mitbringen, worum sie dich mehrfach gebeten hat. Quid pro quo.“
    „Oder manus manum lavat . “ Sergej nickte. „Es ist klar, dass sie nichts gibt, o h ne etwas dafür zu bekommen.“
    „Du hättest dein temporäres Leben zurück und müsstest nur zwei Stunden d a für investi e ren.“ Tom schnarrte die Sätze wie auswendig gelernt herunter. „Sonst würden noch ganz andere Feuer wüten, die nicht durch Wasser zu löschen w ä ren.“
    „Wie dramatisch. Das sagt sie also.“
    „Ja.“
    „Welche Zeremonie?“
    „Das weiß ich nicht. Sie meinte, da du sowieso an nichts glauben würdest, könnte es dir egal sein. Du machst mit und gehst wieder, wenn es vorbei ist. Vollkommen unbehe l ligt und frei. Ewig würdest du dich hier im Knast nicht vor dem Unvermeidlichen verstecken kö n nen. Und deine Freunde schützen schon gar nicht.“
    „Du hast Anna getroffen?“
    „Ja.“
    „Wann?“
    „Gestern.“
    „Bevor du zu mir kommen wolltest?“
    „Ja.“
    „Nach dem Feuer?“
    „So ist es.“
    Sergej hasste diese knappe Art, aber er beherrschte sich. „Das ist aber noch nicht alles, oder? Tom?“
    Mit seiner Frage begannen Toms Hände automatisch zu zittern, Schwei ß perlen auf der Stirn, als kämpf t e er innerlich mit sich oder gegen irgendetwas. Sergej ergriff die Hände seines Freundes, zog sie zu sich und blickte in ve r zweifelte Augen, die sich gleich wieder gen Boden senkten. „Was hat sie dir angetan? Sprich endlich!“
    „Ich … kann … nicht . “
    Toms Stimme brach und Tränen traten in seine Augen. So hatte Sergej Tom noch nie e r lebt, ein gestandener Mann am Ende seiner Kraft.
    „Tom, du musst es mir erzählen“ , beschwor er ihn eindringlich, doch ohne E r folg . Tom schwieg weiter und zitterte. Dann musste es eben anders gehen. A u genblicklich drang Sergej in seine Gedanken, beschwichtigte ihn gleichze i tig mit leisen, hypnotisierenden Wo r ten, die ihn beruhigten. Seine Augen fielen zu und er ließ diese sensible Art der gedanklichen Vere i nigung zu. Das würde er nicht in dieser Form können, wenn er Sergej nicht vertrauen wü r de.
    „So ist es gut, entspann dich.“
    „Sergej, ich …“, begehrte Tom auf, doch Sergej zwang ihn unter seinen Willen, bis er die Kontrolle besaß.
    „Ruhig, s chließ die Augen, ich werde dir nicht wehtun und du musst mir nichts erzä h len.“
    Sergej versuchte zuerst, das Chaos in Toms Hirn zu ordnen und erfuhr d a bei, was Tom in diesen Zustand versetzt hatte. Was er vorfand, war erschr e ckend und abstrus zugleich. U n endliche Wut stieg in Sergej hoch. Nicht nur auf Anna, viel mehr auf sich selb st . Dadurch, dass er nicht konsequent seine Pläne durchgez o gen hatte und noch verwe i len wollte aus purem Egoismus, hatte er ihn in Gefahr

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