Unheiliger Engel (German Edition)
lächelte aufmunternd. „Dein Kreislauf scheint heute nicht der Beste zu sein. Hattest du eine lange Nacht? Zu viel Arbeit?“
„Das stimmt“, gab Tom nachdenklich zu. „Ich war wohl zu lange im Büro, glaube ich. Als ich im Bett war, habe ich etwas Schlimmes geträumt, kann mich aber nicht mehr eri n nern.“
„Das ist meistens so und sicherlich besser, denn Annas Besuch im Büro hat dich durche i nandergebracht. Sie hat eine einnehmende Ausstrahlung.“
„Die hat sie . “ Er schien in seiner Erinnerung zu suchen. Zum Glück kon n te er dort nicht mehr alles finden, was ihm widerfahren war. „Nach dem Brand wollte ich eigentlich zu dir fahren. Warum habe ich es nicht getan?“
„Weil du dich zuerst um alles andere gekümmert hast, die Polizei, die Versich e rung und so weiter. Von hier aus kann ich leider nicht mehr ausrichten, als w ü tend zu sein und mich auf dich zu verlassen.“
„So wird es sein . “ S eine Stimme klang lahm.
„Und ich bin froh, dass du mich vorzüglich vertrittst.“
„Aber die Botschaft …“ Er kramte weiter, doch Sergej unterbrach ihn schnell.
„Sag ihr nur, dass ich einverstanden bin. Quid pro quo.“
„Wirklich? Ich …“
„Wirklich . “ Sergej nickte ernst. „Und nun wirst du nach Hause fahren und dich ausruhen. Ich brauche dich in gesundem und ausgeschlafenem Z u stand.“
„Ich habe noch ein paar Termine.“
„Die sagst du ab und keine Widerrede.“
„Wenn du meinst . “ Toms Widerstand war gering. „Ich fühle mich wirklich nicht gut und bin seltsam schläfrig.“
„Na siehst du . “ Sergej stand auf und reichte ihm seine Hand. „Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut. Ich werde mich um Anna kümmern, sobald ich wieder frei und rehabilitiert bin.“
„Dann sehen wir uns morgen.“
„Bis morgen, mein Freund.“
Schweren Herzens ließ Sergej Tom gehen und beobachtete, wie er mit hänge n den Schu l tern die schwere Eisentür hinter sich zuzog. Doch wenigstens konnte er das Wissen von ihm nehmen, mit drei Weibern ein erzwungenes Tete à Tete gehabt und Maddie ungewollt betrogen zu haben. Er war im G e genteil zu Sergej kein Typ, der Polygynie betreiben und es als passenden und bereichernden L e bensstil empfinden konnte. Sergej fluchte, denn eigen t lich hatte er erwartet, dass Anna irgendwann die Lust an ihm und diesem selts a men Spiel verlieren würde, doch nun führte kein Weg daran vorbei, sich ihr zu stellen, zum Schein auf ihre Forderungen einzugehen und auszuloten, wie er sie am besten, saubersten und nicht zuletzt endgültig in die Hölle befö r dern konnte. Sie hatte die Luft auf Erden schon viel zu lange verpestet und wenn es das Letzte war, was er in diesem Leben tun würde. W enig s tens war sein Plan zum Teil aufgegangen, denn Anna musste ihn tatsächlich rehabiliti e ren, um an ihn heranzukommen.
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Elaine fühlte sich hundeelend und zerschlagen, beinahe , als brüte te sie eine schwere Gri p pe aus. Das Feuer und d ie Begegnung mit dem Irgendetwas hatte sie tief beunruhigt und ve r stört . Le ider konnte sich Reuter nicht mehr an die seltsamen Vorfälle bei der Verfolgung des Verdächtigen erinnern. To l le Wurst , sie stand also allein . Aus diesem Grund hatte sie es vorgezogen, ihre absonderl i chen B e obachtungen vorerst für sich zu behalten. Was hätte sie schon sagen sollen? Der Mann hatte rote Augen, ich war starr wie eine gefr o rene Mumie und Reuter ist zehn Meter durch die Luft geschwebt wie eine dickbäuchige Elfe ? Unmöglich! Wahrschei n lich hätte man sie als überfordert oder durchgeknallt abgestempelt und vom Dienst suspendiert. Sie hatte zudem keine Möglichkeit g e funden, ohne Aufsehen zu erregen allein mit Sergej zu sprechen. Reuter klebte an ihr wie eine Klette und passte auf , als wäre sie das Küken der Nat i on . Das Gespräch würde sie schnellstmöglich nachholen. S o blieb ihr nur , die vielen A k ten immer wieder durch zu sehen und nach neuen H inweis en zu suchen. Erfol g los! Auch die erneute Befragung des Pächterehepaares und die Spurens i cherung vor Ort hatte n keine Erkenntnisse geboten, die ihre Kollegen und sie der Kl ä rung des Falles näherbrachten. Zum Grunde der Verbringung einiger Möbelst ü cke vor dem Brand schwieg Sergej sich aus. Selbst ihr mahne n der Blick war an ihm abgeprallt und das Gespräch mit ihm, H e diger und Reuter denkbar kurz gewesen. Natürlich hatte Elaine diesen Hinweis in den polizeilichen Ermittlungen nicht unterschl a gen können, der ihn nur
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