Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
Vom Netzwerk:
haben wir erst kennengelernt. Aber die sind in Ordnung“, antwortete Spärius.
    Vinc schaute weiter auf den Jungen, der vor ihm stand. „Wie ich sehe, überragt der hier euch um eine Kopflänge. Seid ihr immer schon gleich groß gewesen oder erst nach der Schrumpfung?“
    Spärius stellte sich neben Vinc und sah die anderen an und dann den größeren Jungen, um anschließend zu antworten: „Jetzt fällt es mir auf. Wir, die geschrumpft worden sind, haben die gleiche Größe. Und der ist größer als wir.“
    Vinc holte aus der Halterung eine Fackel und leuchtete an den Hals des Jungen. „Das Brandmal ist mit einer Creme fast unkenntlich gemacht worden. Das ist ein Junge aus Madison. Der ist eingeschleust worden. Ich nehme an, als ihr geflohen seid. Das Versteck hier ist nicht mehr sicher. Vielleicht hat man gesehen, wohin ihr geflüchtet seid. Kann sein, dass jeden Moment Soldaten ins Versteck kommen.“
    „Tötet ihn!“, riefen einige der Kinder. Zwei wollten mit dem Messer auf ihn zustürmen, aber Spärius befahl, sie sollten stehenbleiben. Sie gehorchten sofort und daran merkte Vinc, dass Spärius ihr Anführer war. Noch etwas fiel ihm auf. Er traf Spärius alleine und noch nicht vollends geschrumpft in dem Kerker. Warum war das so? Seine Kumpels waren taub, blind und geschrumpft. Sie mussten kämpfen. Gegen Spärius kam in Vinc wieder Argwohn auf. War er der Verräter und half dem Jungen, in die Gruppe zu kommen? Vinc war ein direkter Mensch, der, wenn er Fragen hatte, sie auch stellte.
    „Sag mal...“ Vinc stockte. Er durfte jetzt nicht handeln wie ein Elefant im Porzellanladen. Wenn er seinen Verdacht durch eine Frage äußerte, könnte es die anderen gegen Spärius aufbringen, oder aber gegen sich, denn schließlich beschuldigte er ihren Anführer. „Sag mal, Spärius, warum warst eigentlich du noch nicht vollends geschrumpft und nicht bei deinen Kameraden auf dem Tisch?“, fragte Vinc, in einem Ton, als stelle er diese Frage nur so nebenbei und ohne großes Interesse.
    Spärius hatte sogleich die einleuchtende Antwort: „Weil es nur sechs Wachen gab, die um den Tisch saßen. Der Wachraum war zwar mit sieben besetzt, aber der Oberste durfte sich nicht beteiligen. Ich war zufällig der siebte Gefangene. Ich war sozusagen erst für den nächsten Schub vorgesehen. Es war reiner Zufall, dass ich übrig blieb. Um aber zu überleben, bis sie neue Gefangene hatten, konnte ich nicht gleich geschrumpft werden. Na, habe ich dein Misstrauen beseitigt?“
    Vinc musste schmunzeln. Bewies die Antwort, dass Spärius ein aufgeweckter Junge war, der seine Frage durchschaut hatte.
    „Was mich wundert, dass ihr eine gute Satzformulierung habt und auch die Zahlen beherrscht“, fragte Tom.
    „Wir lernten es im Haus des Geistes. Dort gingen alle Kinder von Madison hin“, antwortete Spärius.
    Tom erkannte, dass dies eine Schule sein musste. Er wollte noch eine weitere Frage stellen doch er hörte, wie Spärius den größeren fragte:
    „Wie bist du in unsere Gruppe gekommen?“
    „Ich bin kein Spion. Ich will euch helfen.“ Die Worte des Befragten kamen etwas unbeholfen über die Lippen.
    „Uns helfen, indem du uns dem Tyrannen auslieferst?“, gab ein Junge unbedacht von sich. Sie heizte die Stimmung gegen den Verdächtigen erneut auf. Spärius wurde von Vinc und Tom unterstützt, die aufgebrachten Kinder vor einer unbedachten Selbstjustiz zu bewahren.
    „Glaubt mir doch. Ich bin zwar gekennzeichnet, aber das wurden alle in Madison. Nicht jeder ist dadurch ein Spion oder gar ein Anhänger von Zevensius geworden.“ Der Junge wich ängstlich einige Schritte vor der aufgebrachten Gruppe zurück.
    Zum ersten Mal hörten Vinc und Tom den Namen des Tyrannen.
    Ein weiterer Junge fragte: „Und warum hast du das Brandmal versucht zu tarnen und es mit einer Creme unkenntlich gemacht?“
    „Das ist keine Creme. Wir haben versucht, es wegzurubbeln, aber es sitzt so tief, dass es nicht geht.“
    „Wer sind wir?“, fragte Spärius.
    „Meine Eltern und ich. Als das Untier dieses Durcheinander verursachte, sind sie aus der Stadt geflohen. Sie wollen zu den Geächteten, denn sie sind auch Feinde von Zevensius. Sie wurden nicht aufgehalten, denn sie hatten auch noch das Mal am Hals, wenn auch verblasst.“ Der Junge versuchte, alle seine Überzeugungskraft in die Stimme zu legen.
    „Pah, und das sollen wir dir glauben? Wieso bist du nicht mit deinen Eltern geflohen?“, war die skeptische Frage eines anderen

Weitere Kostenlose Bücher