Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Knaben.
„Ich war hingefallen. Dadurch waren die Eltern, die es erst bemerkten, als sie schon am Stadttor waren, weiter von mir weg. Ich sah noch, wie sie hinausliefen. Dann sah ich euch aus dem Turm flüchten und kurz darauf kam das Vieh. Ich sah auch, wie das Stadttor geschlossen wurde. Aber meine Eltern waren schon jenseits des Tores. Ich konnte nicht mehr zu ihnen gelangen. Da lief ich hinter euch her. Da ihr in Panik gewesen seid, konnte ich mich euch, ohne dass ihr mich beachtet habt, anschließen.“
Er hatte durch seine Schilderung das Misstrauen der Anwesenden noch nicht beseitigen können. Auf die nachfolgende Antwort der Frage waren sie gespannt: „Wieso hast du dich uns angeschlossen? Du konntest doch nicht wissen, dass wir Kinder der Geächteten sind? Genauso gut hätten wir auch Kinder der Wachen sein können, die ihre Väter besucht hatten.“
Er lächelte diesmal, als er dem Frager antwortete: „Also wenn ich dich genauer kennen würde, würde ich dir sanft über den Kopf streicheln und dich fragen, ob deine Frage ernst gemeint ist oder ob du zu lange in der Sonne warst.“
Zunächst blieben sie stumm stehen. Einige hatten sogar der dreisten Worte wegen, die der Verdächtige von sich gab, den Mund offen. Die Verblüffung aber legte sich bald und sie ging in ein lautes Lachen über. Erst Spärius mahnende Worte zur Ruhe ließen sie wieder schweigen.
„Entschuldige, aber du müsstest doch wissen, dass die Wachen diesen Turm nie verlassen dürfen. Ihn hat auch noch nie jemand lebend verlassen. Außer ihr, als ihr geflüchtet seid. Es sei denn, ihr seid lebende Tote.“ Auch der letzte Satz löste wieder allgemeine Heiterkeit aus.
Spärius beendete erneut die Fröhlichkeit mit der Frage: „Du sagtest, du kannst uns helfen?“
Nicht nur, dass der große Junge allmählich durch seine Unbekümmertheit die Herzen der Anwesenden eroberte, sondern er verursachte auch eine gewisse Spannung, als er längere Zeit zögerte, um zu antworten.
Vinc musterte inzwischen den Jungen weiter. Er wusste noch nicht, was er von ihm halten sollte. Aber dann horchte er auf, als er den Namen seiner Freundin hörte. Er reagierte zunächst kaum auf die Frage, die der Junge an ihn gerichtet hatte: „Du willst doch das Mädchen, ich glaub, sie heißt Vanessa, wieder befreien?“
„Woher kennst du ihren Namen?“, fragte Vinc wieder misstrauisch.
„Du hast doch, als du vorhin einen Bericht abgegeben hattest, zum Schluss gesagt, dass wir Vanessa befreien müssen“, antwortete er. Ohne eine weitere Frage abzuwarten, fuhr er fort: „Ich weiß, wo sie ist. Es dürfte aber schwierig sein, sie von dort zu holen. Sie ist im Bedienstetenhaus, das auf dem Grundstück des Tyrannen steht und schwer bewacht wird.“
„Na schön, das hat mir gerade noch gefehlt. Schwesterchen zu befreien ist unmöglich. Aber ohne sie gehe ich nirgends mehr wohin. Ich bleibe hier, bis sie frei ist und wenn es mein ganzes Leben lang ist.“ Toms Worte waren ohne eigentlichen Sinn. Er wollte sich nur seinen Frust von der Seele reden.
„Nicht so mutlos. Ich gehe auch nicht ohne sie“, tröstete ihn Vinc.
„Es gäbe nur eine einzige Möglichkeit, die Wachen zu überlisten und das Mädchen zu befreien. Magie könnte uns dabei helfen“, sagte der Junge und löste damit eine kleine Debatte aus.
„Klugscheißer!“, sagte Tom. Die Kinder von Arganon konnten mit dem Wort, das auf der Erde eine abfällige Bemerkung über einen Menschen war, der etwas Dummes gesagt hatte, nichts anfangen. Doch die Fragen der Anwesenden über die Bedeutung des Wortes ließ Tom unbeantwortet, er sagte nur: „Wir suchen jetzt auf Arganon einen Magier. Was Blöderes fällt dir nicht ein? Wo wir inzwischen erfahren haben, dass die Magier und Zauberer verfolgt werden.“
„Tom hat recht. Nicht einmal Xexarus kann uns helfen, denn er würde in der Nähe des Hauses auffallen“, pflichtete Vinc seinem Kumpel bei.
„Aber ich nicht. Ich bin klein und mich übersieht man gerne. So wie ihr beide“, hörten sie eine Stimme im Hintergrund.
Die Kinder sahen ängstlich in die Richtung, aus der die Stimme kam.
Nur Vinc und Tom erkannten den, der da sprach: „Zubla!“ kam es fast gleichzeitig aus dem Mund von den Freunden.
Zubla trat in den Lichtschein.
„Ein Geist!“, riefen die Kinder von Arganon. „Ein Kobold!“
Sie wichen so weit in die Höhle zurück, bis die schroffen Steinwände sie an eine weitere Flucht hinderte.
„Weich von uns, du böser Geist!“,
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