Unheimliche Begegnungen (German Edition)
zusammen. Doch er liebte Vanessa zu sehr, um ihr nicht eine Chance zu geben, diese Umstände ins rechte Licht zu rücken.
Jim wollte sich verdrücken, aus Angst Vinc könnte ihn noch einmal mit einem Kinnhaken niederstrecken. Er dachte nicht daran, sondern befahl nur: „Du bleibst hier, bis wir die Sache geklärt haben!“
Trotzdem wollte sich Jim durch Flucht der Angelegenheit entziehen, doch er sah, dass Tom mit einem Ast in der Tür stand. So blieb ihm nichts anderes übrig als sich der Situation zu stellen.
„Wieso wart ihr nicht hier? Es wäre nie zu einer so dummen Lage gekommen.“ Vanessa erreichte mit ihrem Vorwurf genau das, was sie wollte. Sie dachte sich, Angriff ist wohl die beste Verteidigung.
„Wir waren in die Stadt geradelt. Irgendwie waren die Nägel verschwunden und das Schloss von der Tür kaputt. Ich wollte beides besorgen“, verteidigte sich Vinc.
„Dazu müsst ihr zu zweit in die Stadt fahren?“
„Tom sollte etwas zu essen, von der Pommesbude, holen. Unterwegs bekam er einen Platten und da haben wir ihn erst repariert. Daher waren wir so spät dran“, antwortete Vinc.
„Der lügt doch“, behauptete Jim und deutete zu Tom. „Und wo ist das Essen?“
„Wir haben unseres gegessen und Vanessas hat er in der anderen Hand. Wenn du deine Glotzen richtig aufmachst, dann siehst du den Beutel in der linken“, sagte Vinc, während Tom ihn zum Beweis hochhielt.
„Ich möchte immer noch wissen, warum du Vanessa einen Kuss gegeben hast.“ Vinc hatte wieder einen Eifersuchtsschub. Er ballte die Faust, beherrschte sich aber sie noch einmal zu benutzen. Als er näher zu Jim trat, sah er die bläuliche Färbung an seinem Kinn. Ihm fiel aber auch der Abdruck der fünf Finger auf der Wange auf, die nur allmählich die Farbe der Haut wieder annahmen. Er drehte sich zu Vanessa und sagte:
„Entschuldige. Jetzt bemerke ich erst, wie dumm ich mich verhielt. Er wollte dich mit dem Video erpressen.“
Sie nickte: „Der Drecksack wird dafür noch bezahlen, das schwöre ich dir.“
„Auf dem Weg zur Stadt sahen wir Schwabbels Auto am Waldrand. Er saß drinnen und schlief. Wir wollten noch fragen, ob alles in Ordnung sei, doch da sahen wir einen Zettel an der Windschutzscheibe, darauf stand: Bitte nicht stören! Ich ruhe mich nur aus“, erklärte Vinc und fügte hinzu: „Allerdings, kann er ja, während wir in der Stadt waren, hierher gegangen sein.“
„Sag ich doch. Herr Santers war hier. Ich habe ihn selbst aus dem Haus gehen sehen“, behauptete Jim weiter.
„Er nun schon wieder“, sagte Vinc. „Der war ein Geist. Geister kann man ja nicht filmen. Nun hör mal mit dem Quatsch auf.“ Er wendete sich wieder Vanessa zu und fragte: „Herr Santers war doch nicht hier? Oder?“
„Das erkläre ich dir später“, sagte sie etwas verlegen. Sie wollte es vor Jim nicht zugeben und auch nichts von den Dingen und Arganon erwähnen. Allerdings zweifelte sie selbst daran, dass er wirklich da war und sie sich das nicht eingebildet hatte. Jedoch dass sie dann unter Halluzinationen leiden könnte, machte ihr doch etwas Angst.
Jim befürchtete einen erneuten Angriff von Vinc und trat etwas zur Seite, das ihn näher zu Vanessa brachte. Er sah sie an und dann Vinc:
„Ich habe immer noch mit dem Video einen Trumpf in der Hand. Ich lade es trotzdem im Netz hoch und sage jeden, dass ich Vanessa gefilmt habe, nachdem wir beide im Haus ein Schäferstündchen verbracht hatten.“
Jims Fehler war, dass er zu nah an Vanessa stand, denn sie konnte sich nicht mehr beherrschen und ihre linke Hand landete auf der anderen Wange. Zwar war der Klatsch nicht so stark, wie zuvor mit der rechten, aber es zeichneten sich wieder Finger ab.
Jim standen Tränen in den Augen, nicht vor Schmerz, denn er konnte einiges vertragen, sondern der Wut entstammend, er rief: „Das werdet ihr mir büßen!“ Das war eigentlich stets sein Lieblingssatz, wenn er eine Niederlage erlitten hatte.
„Komm her! Mein Knüppel ist ganz heiß auf deinem Rücken zu tanzen“, sagte Tom. Er wusste, dass sich Jim irgendwann deswegen noch zur Rede stellen würde, aber es tat gut, seine Unterlegenheit auszunutzen.
Die drei ahnten, was in Zukunft folgen würde. Von Vanessa zweimal eine Backpfeife, von Vinc einen Kinnhaken und schließlich von Tom eine Drohung erhalten zu haben, war für den Fiesling mehr als eine Schmach. Das schrie regelrecht nach Rache.
„Ich werde es euch schon zeigen. Ich erzähle jedem im Bildungsschuppen, ich
Weitere Kostenlose Bücher