Unheimliche Begegnungen (German Edition)
nur Einbildung sein konnte. Ein Gefühl überkam sie, als würde sie beobachtet.
Sie war froh, als sie das Waldhaus sah. Gewohnheitsgemäß lehnte sie ihr Rad an den Baum, den sie immer benutzten. Vanessa fiel auf, dass Vinc und auch Toms Rad nicht vorhanden waren. Doch sie machte sich keine weiteren Gedanken darüber, denn sie konnten sie ausnahmsweise hinter das Waldhaus gestellt haben.
„Die wollten doch die Bretter reparieren? Ob sie schon fertig sind?“, murmelte sie.
Sie ging auf die offene Tür des Hauses zu. Vinc und Tom mussten ihre Ankunft doch bemerkt haben. Warum erschien keiner am Eingang? Doch sie vermutete, dass sie auch hinter der Hütte sein könnten.
Ihre Augen noch an die Helligkeit gewöhnt, empfanden es innen als besonders düster. Trotzdem sah sie die Umrisse einer Gestalt, die auf der Bank vor dem Tisch saß.
Vanessa stand noch am Eingang und zögerte hineinzugehen. Irgendetwas stimmte hier nicht.
„Komm nur herein, Vanessa, ich tu dir nichts.“
Ihr kam die Stimme bekannt vor.
Sie trat einen Schritt zurück, um wieder in der Tür zum Stehen zu kommen, denn sie hatte Angst, der Unbekannte könnte sie angreifen und womöglich schlimme Sachen mit ihr tun. Sie wusste sich zwar zu wehren, aber sie kannte die Stärke des Mannes nicht.
„Komm zu mir und setze dich!“
Woher kannte sie dieses Organ?
„Auf keinen Fall komme ich zu ihnen.“ Sie blieb im Eingang stehen, jederzeit bereit zu flüchten.
„Ich bin es, Herr Santers.“
„Herr Santers?“, fragte Vanessa überrascht. Deshalb kam ihr die Stimme so bekannt vor. Sie hatte noch nicht oft mit ihm gesprochen, daher erkannte sie ihn nicht gleich, denn schließlich war es nicht ihr Klassenlehrer.
Ihre Augen hatten sich inzwischen an die Lichtverhältnisse im Innenraum gewöhnt und so sah sie tatsächlich Herrn Santers am Tisch sitzen. Mit einer gewissen Skepsis trat sie zu ihm.
„Wo sind Tom und Vinc?“, fragte sie und beobachtete ihn genau.
„Ich weiß es nicht“, antwortete er und stand auf.
Vanessa trat einige Schritte zurück. Obwohl sie ihn als harmlos einstufte, blieb bei ihr ein Rest Argwohn.
„Warum sind sie hier?“, fragte sie weiterhin achtsam.
„Ich machte einen Spaziergang und sah die Tür offen, da bin ich hineingegangen.“
Die beiden würden niemals weggehen und die Tür offen lassen. Da stimmt was nicht, dachte sie
Ihre Eingebung riet ihr wegzulaufen, denn Herr Santers kam ihr merkwürdig vor, doch sie blieb wie angewurzelt stehen. Dann war es ihr, als würde eine fremde Person zu ihr reden:
„Begebe dich zum Laden des Zauberkönigs in die Schulgasse und frage, ob er einen Kristall und eine Augenklappe zu verkaufen habe. Wenn er es bejaht, sage nur das Wort ‘Arganon‘. Alles Weitere wird sich ergeben.“
Herr Santers kam nach diesen Worten ins Schwanken und griff sich an die Stirn.
„Mir ist schwindelig geworden, ich glaube, ich werde mich eilends nach Hause begeben und doch etwas hinlegen.“
„Wann soll ich zu Herrn König in seinen Laden kommen? Und was sind das für Dinge und wer oder was ist Arganon?“, fragte sie.
Er schaute sie verwirrt an und fragte verwundert: „Dinge? Arganon? Was soll das sein? Wie kommst du hierher? Was mache ich hier?“
Vanessa bemerkte, dass er sie nicht täuschen wollte und seine Unkenntnis nur gespielt war. Es schien, als sei der Mann wirklich überrascht, sich in dieser Umgebung wiederzufinden.
„Ich glaube, ich brauche auf alle Fälle Urlaub. Es wird Zeit, dass die Ferien beginnen.“ Er schaute Vanessa an und fragte: „Was machst du hier?“
„Das ist unser Klubhaus. Ich wollte Tom und Vinc treffen.“ Er stockte, überlegte und sagte: „Richtig, die beiden Jungs. Irgendetwas war mit ihnen. Ich sollte etwas ausrichten, nur weiß ich nicht mehr, was es war und von wem.“
Er überlegte noch eine Weile, aber es fiel ihm nicht ein.
„Entschuldige, Vanessa, aber ich werde jetzt gehen. Ich befürchte, der Stress der letzten Tage hat kurzfristig meinen Geist beeinflusst. Ich bitte dich, die kleine Episode zu vergessen und sie keinem zu erzählen. Man könnte einen negativen Eindruck von mir bekommen und mich, ich formuliere es einmal so, für verrückt, noch schlimmer, für einen Sittenstrolch halten. Der schlechte Eindruck könnte soweit gehen, dass sie denken ich hätte dich hierher gelockt …“; er unterbrach sich und fuhr erschüttert fort. „Nicht auszudenken!“
Vanessa kannte die Beliebtheit dieser Lehrkraft und versprach keiner
Weitere Kostenlose Bücher