Unheimliche Begegnungen (German Edition)
hätte ein Verhältnis mit Vanessa und die sollen mal ins Internet sehen.“ Bei diesem Satz nahm Jim mehr Abstand zu Vanessa, aber auch zu Vinc.
„Du kannst in der Schule erzählen, was du willst, dir glaubt sowieso keiner was. Und Beweis, dass du mit mir hier drin warst, ist das noch lange nicht. Ich bin ein friedfertiges Mädchen, aber bei dir werde ich bald zu einer Furie. Wenn du nicht demnächst wie ein Boxerhund aussehen willst, ich meine mit plattem Zinken und so, dann hau ab.“ Vanessa hatte die Nase gestrichen voll.
„Genau, mach dich vom Acker!“ unterstützte Vinc Vanessas Forderung.
„Wie denn? In der Tür steht doch euer Futterverwerter. Der Fresssack hat einen Ast in der Hand.“ Jim wollte nur allzu gern verschwinden, denn die Sache wurde für ihn immer brenzliger. Allerdings war es seine Schuld. Er besaß schon immer ein loses Mundwerk, auch wenn er noch so in der Falle saß.
„Fresssack? Komm doch her, dann zeige ich dir, wie Holz schmeckt. Das brauchst du dann nicht verdauen, den ziehe ich dir so über deinen Hintern.“ Tom konnte alles leiden, nur das Wort Fresssack nicht.
Auf einmal setzte Jim zum Spurt an, schubste Tom zur Seite, so dass er ins Trudeln kam, sich den Kopf am Türrahmen stieß. Doch er fand dadurch keinen Stillstand, sondern trudelte weiter bis zur Bank am Tisch, fiel über sie drüber und landete mit dem Kopf auf der Tischfläche. Allerdings war das Aufschlagen nicht so heftig, wie zuvor am Türrahmen, denn er hatte zwar den Knüppel fallen lassen, aber Vanessas Essen nicht, das unter seinem Kopf zum Liegen kam. Die Tüte mit dem Hamburger platzte auf und eine Hälfte von ihm klebte auf seinem Gesicht. Die Mayonnaise lief dann hinunter und landete am Mund. Tom konnte schon einiges vertragen und Humor besaß er auch. Obwohl leicht benommen, durch dieses turbulente Ereignis und der Prüfung, was denn härter sei, die Materie oder sein Kopf, fuhr er mit der Zunge über die Lippen und sagte: „MMM, Mayonnaise. Lecker.“
Das brachte Vanessa und Vinc zu einem Heiterkeitsausbruch. Sie lachten so laut, dass wieder das Vieh vor der Hütte flüchtete. Jim aber glaubte, sie würden ihm hinterher lachen. Er drehte sich im Lauf um und ballte die Faust Richtung Waldhaus, übersah aber dabei den großen Markierungsstein, stolperte und fiel mit dem Gesicht in ein Häufchen, dass irgendein Tier hinterlassen hatte. Seine Wut steigerte sich ins Unermessliche.
Nachdem sich Vinc und Vanessa beruhigten und Tom sein Gesicht abgewischt hatte, meinte die schlanke Vanessa: „Das war’s mit meinem Mittagessen. Macht nix, dann gibt es weniger auf die Knochen. Wenn ich schon die fette Mayonnaise sehe, bin ich satt.“
Allmählich kehrte, nach diesen Turbulenzen, Ruhe im Waldhaus ein. Sie saßen nun am Tisch den Kopf in die Hände gestützt und dachten über das Vergangene nach. Das Schweigen der Jungens richtete sich als stummes Signal an Vanessa. Sie erwarteten eine Erklärung wegen Herrn Santers. Sie wollten sie nicht drängeln, denn sie sollte sich freiwillig offenbaren.
Vanessa wusste, sie müsse das Gespräch auf den Lehrer bringen und dazu erklären, wieso er hier war. Der Haken dabei aber war, dass er ja angeblich im Auto gesessen haben soll.
„Also das ist so“. Mit diesem Satz lockerte sie die Atmosphäre etwas, denn sie brachte Tom und Vinc dazu, ihre aufmerksam zu erregen und das stupide Kopfhalten zu unterbrechen. Es sah so aus, als wollten sie ihr Haupt runter heben und wegtragen.
„Herr Santers war wirklich hier.“ Sie schwieg wieder und betrachtete ihre Reaktionen, hauptsächlich Vinc seine. Doch er zeigte keine Regung im Gesicht. „Er saß einfach da“, sie stockte, bevor sie weiter sprach: „Wieso habt ihr die Tür offen gelassen?“
„Das Schloss ist kaputt, habe ich doch schon gesagt. Die haben mal wieder versucht einzubrechen“, antwortete Vinc.
Zufrieden mit der Erklärung, fuhr sie zögerlich, jedes Wort abwägend, fort: „Ich bin ins Klubhaus gegangen, um auf euch zuwarten, da sah ich ihn, wie ich bereits erwähnte, am Tisch sitzen. Er sagte, wir sollten zum Zauberkönig gehen und dort nach … nach …“, sie grübelte, aber ihr fiel es nicht mehr ein. „Ich weiß es nicht mehr. Wir sollten nach irgendjemand oder was fragen.“
Sie sinnierte erneut und schimpfte über sich: „Ich könnte verrückt werden. Nicht einmal was Wichtiges kann ich mir merken.“
„Nur langsam. Irgendwann wird es dir schon einfallen. Wenn nicht, dann fragen wir eben
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