Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Spärius.
„Ihr könnt jetzt gehen“, sagte er zu Vinc. „Ihr müsst nach hinten durch die Höhle. Allerdings haben wir diesen Ausgang lange nicht mehr benutzt. Wir wissen nicht, was euch da erwartet.“
„Wollt ihr denn nicht auch aus der Stadt und zu euren Leuten zurückkehren?“, fragte Vanessa.
„Nein! Wir haben noch eine Aufgabe. Wir wollen den Tyrannen stürzen“, sagte Spärius, was bei Vinc ein Lächeln bewirkte. Es war eher mitleidig, denn er konnte sich nicht vorstellen, wie es Kinder anstellen wollten, einen Gewaltherrscher zu entmachten.
Sie verabschiedeten sich, dabei gab ihnen nur Spärius die Hand, denn die anderen fürchteten immer noch, dass sie von Geistern besessen wären. Nachdem sie den Gang, der nach außen führen sollte, betreten hatten, fragte Vinc Zubla: „Wieso hattest du den Jungen als Geisel mitgenommen?“
„Weil ich ahnte, dass es kein Junge war. Ich war mir nicht sicher, aber ich vermutete den schwarzen Magier Xexarus hinter der Fassade des Knaben. Ich wollte ihn von der Höhle weghaben, denn er hätte den Kindern was antun können“, antwortete der Kleine.
„Und war es Xexarus?“, fragte Vinc.
Zubla lächelte geheimnisvoll: „Genau weiß ich es nicht. Nach deinem Bericht zu urteilen, konnte es jeder der unheimlichen Mächte gewesen sein.“
Sie hatten Fackeln mitgenommen, die den Höhlengang ausleuchteten. In der Ferne hörten sie ein Tosen. Je näher sie kamen, desto ohrenbetäubender wurde der Lärm. Dann standen sie vor einer Abzweigung, von der drei Gänge weiterführten. In dem Linken hörten sie ein Knistern. In dem Mittleren das Tosen und in dem rechten keinen Laut.
Sie standen vor der Entscheidung, welchen der Gänge sie nehmen sollten.
Vinc sah über den Eingängen Symbole in den Stein gemeißelt: Links das des Feuers, in der Mitte des Wassers und rechts des Windes.
„Das hat uns Spärius nicht gesagt, dass sich der Gang teilt“, meinte Vanessa enttäuscht.
Tom hakte nach: „Genau. Vielleicht waren das auch Figuren der bösen Seite. Sie wollten uns in eine Falle locken.“
„Er nun wieder. Musst du immer alles unheimlicher machen, als es schon ist?“, sagte Vinc. An Zubla gewandt fragte er: „Wie würdest du entscheiden, wohin wir gehen sollen?“
Spontan sagte Zubla: „Den rechten Gang entlang. Der linke wird wohl durch Feuer unbegehbar sein, der in der Mitte durch das Wasser, aber der rechte hat nur den Wind als Symbol.“
„Kann das Zeichen von den bösen magischen Winden sein?“, fragte Tom und brachte die Gruppe zum nachdenklichen Schweigen.
Vanessa riss der Geduldsfaden: „Magische Winde hin, magische Winde her, hör mal mit deiner Unkerei auf. Das nervt ganz schön. Fakt ist doch, dass wir einen Gang auswählen müssen. Also lassen wir Zubla entscheiden. Er wird bestimmt den Richtigen wählen.“
Zubla trat neben Vanessa und sagte mit schmachtender Stimme: „Ich würde dich doch nie in Gefahr bringen. Äh, äh, ich meine natürlich euch.“
Vinc sah Zublas verliebte Kulleraugen. Er hegte zwar immer noch Misstrauen gegen ihn, aber für ihn sprach die Tatsache, dass er Vanessa befreit hatte und die offen gezeigte Verliebtheit in sie. Selbst wenn er einer von den bösen Mächten wäre, dann könnte er nicht wissen, wie der wirkliche Zubla das Mädchen anhimmelte. Oder übernahmen die Mächte auch das vollkommene Wissen der kopierten Person? Eigentlich wurde die Frage schon einmal beantwortet, doch er dachte in diesem Moment nicht mehr daran. Allmählich fügte sich das Puzzle zusammen, aber bis zum endgültigen Bild war es noch ein gefährlicher Weg.
Der Gnom entschied sich für den Gang mit dem Symbol des Windes.
Nachdem sie einige Zeit gegangen waren, merkten sie, wie die Flammen ihrer Fackeln noch unruhiger flackerten und immer mehr nach vorne gesaugt wurden. Ja, sie drohten sogar zu erlöschen. Das wäre wohl der schlimmste Fall, der eintreten könnte, wenn sie in diesem Gang ohne Licht blind umhertappen müssten. Eine Vorstellung, an die Vinc mit Grausen dachte. Er hütete sich, seine Ängste zu äußern.
Der Sog nach vorn wurde stärker, je weiter sie voranschritten.
Vanessa hielt Vinc, der als Erster ging, am Arm fest und rief ihm ins Ohr: „Bleib stehen! Wir können uns kaum noch halten! Irgendwann werden wir fortgezogen!“
Das Getose des Windes war so stark geworden, dass sie sich nur noch untereinander anbrüllen konnten, wenn sie sich verständlich machen wollten.
„Wir müssen zurück!“, rief Vanessa.
Tom,
Weitere Kostenlose Bücher