Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Bekleidung trocken. Sie hatten keine Lust sich noch länger an diesem grausamen Ort aufzuhalten und schickten sich an, am Moor den Weg zu suchen, der ihnen eine Überquerung ermöglichte.
So standen sie am Rand dieser dunklen, stinkenden schwabbeligen Masse, die alles verschlang, was in sie hinein geriet. Sie lag drohend und unüberschaubar in der Morgendämmerung.
„Da führt kein Weg entlang. Nur ein Führer kann uns durch den Sumpf leiten. Wollte nicht Kratoson heute wiederkommen?“ Vinc sah bei seiner Frage Zubla an.
„Ich glaube schon. Aber mir fällt da etwas ein. Kannst du dich noch erinnern, als der Unbekannte den Wirt nach den Gästen fragte, sagte dieser es seien drei da. Wir zwei waren nur Gäste. Da muss noch ein Dritter irgendwann angekommen sein. Vielleicht war das Kratoson.“
Vinc gab bewundernd zu:
„Du hast recht. Bemerkenswert deine Beobachtungsgabe. Wenn das Kratoson war, dann wird auch er tot in einer der Stuben liegen. Ich werde doch nachsehen müssen, ob ich eine Leiter finde. Ich muss mich überzeugen, wer der Gast war.“
Was eigentlich Vinc vermeiden wollte, musste er jetzt doch tun. Er war gezwungen, das obere Stockwerk zu betreten.
Die Scheune mit ihren Gerätschaften war ebenfalls nicht vollständig ausgebrannt. Sie fanden eine Leiter, die so groß war, dass sie bis auf das Dach des Gasthauses reichte. Sie war wohl auch dazu bestimmt dort hinaufzugelangen, damit nötige Reparaturen ausgeführt werden können.
So schleppten sie gemeinsam die schwere Leiter und stellten sie in der Nähe eines Fensters hin.
Vinc stieg hinauf und sah durch die Öffnung. Er sah auf dem Bett eine Leiche. Er stieg vorsichtig den Boden abtastend in den Raum. Es war ihm zuwider in den Taschen des Toten zu wühlen. Er fand einen Plan, der dem in der Schatulle glich. Dann sah er eine Reiseerlaubnis, die ihn als Kratoson auswies. Damit hatte er die traurige Gewissheit, dass der Erwartete tot war.
Er wollte das Zimmer wieder verlassen, als er an das Mädchen denken musste.
„Wenn sie nur ohnmächtig geworden war? Ich könnte mir nie verzeihen mich nicht davon überzeugt zu haben, dass sie wirklich tot ist.“
Er schlich bedacht zum Ausgang den Flur entlang zum Schlupfloch. Er nahm einen Span von der Wand und leuchtete hinein, sah aber das Mädchen nicht mehr liegen.
Er ging zurück zur Stube. Von weitem hörte er Zubla mehrmals seinen Namen rufen. Sein Gesicht erschien am Fenster.
„Wo warst du?“, fragte er mit strengem Ton, aber dennoch erleichtert.
„Erzähle ich dir unten.
Sie gingen zurück ins Gasthaus, dort sahen sie sich den Plan aus der Schatulle an und verglichen ihn mit dem von Kratoson.
„Das ist niemals ein Plan von dem Moor. Sieht eher wie der Plan von Höhlen aus“, stellte Vinc fest.
„Wieso war das Mädchen nicht mehr da?“, fragte Zubla unverhofft während Vinc noch die Pläne studierte.
„Weil sie weg war“, sagte er in Gedanken.
„Danke für deine dämliche Antwort. Das hätte ich beinah selber gedacht“, sagte er etwas gereizt. Er kicherte. „Sie war weg, weil sie nicht mehr da war“, wiederholte er.
Er sah ihn fast geistesabwesend an und sagte: „Weißt du das du ein hübsches Kerlchen bist?“ Er hatte ihn lange nicht mehr so belustigt gesehen. Wann auch, die letzten Tage waren alles andere als schön gewesen. Beide mussten lachen.
Doch Vinc besann sich schnell wieder, über was er eigentlich nachdachte.
Er zeigte auf der Karte an eine Stelle.
„Sieh mal hier! Das sieht aus wie der Umriss dieses Gasthauses. Die Lage der Fenster, die kleine Nische, der Treppenaufgang und der Kamin.“
Er sah genau hin und deutete auf die nur noch qualmenden Holzreste.
„Müsste der Qualm nicht nach oben abziehen?“, fragte Zubla und kniete sich vor die Feuerstelle. „Stattdessen scheint er in den Boden gesaugt zu werden.“
Vinc kauerte an seiner Seite und sah es auch. Er bemerkte dazu:
„Du hast recht. Aber falls die Entlüftung verstopft ist, müsste der Rauch in die Gaststube kommen.“
Er stand auf und sah sich einen Topf, der noch auf dem Schanktisch stand, genauer an. Er war fast bis zum Rand gefüllt, wahrscheinlich ein Mix aus Wasser und Branntwein. Aber das war im Moment gleich, denn er wollte es ja nicht trinken, sondern damit das schwelgende Holz endgültig erkalten lassen. Beim Draufgießen gab es noch einmal eine zischende Dampfwolke, die zunächst nach oben hinaus wollte, aber dennoch alsdann den Weg in den Boden suchte.
Sie mussten noch einen
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