Unheimliche Begegnungen (German Edition)
so ein natürliches Gleitmittel. Er erreichte zwar mühsam, aber sicher das Loch. Was mochte dahinter sein? Diese Frage stellte er sich jedes Mal vor einer neuen Herausforderung. Er zog sich in die Öffnung, mit der Hand die Fläche abtastend. Doch er kam nicht weit, denn er passte nur bis zur Hälfte seines Körpers in die hinein. Schuld war seine Umhängetasche, in der er seine Utensilien aufbewahrte. Natürlich war die Lösung einfach. Er robbte etwas zurück und nahm sie von seinem Körper. Er schob sie vor sich her, jedoch barg das die Gefahr, dass sie irgendwann ins Bodenlose fallen könnte. Er machte aus dem geschmeidigen Umhängeriemen eine Schlaufe, zog das linke Handgelenk durch, womit er die Sicherheit hatte, sie nicht zu verlieren, allerdings behinderte sie auch sehr beim Vorwärtskommen.
Er kroch weiter und weiter. Die Ausmaße des Gangs änderten sich nicht und blieben in den Umfängen, wie der Eingang es war.
Er musste zurück. Ohne Zubla Anweisungen zu geben, wollte er ihn nicht in diesen Brunnen holen.
Rückwärts robbend, wieder am Eingang angelangt, gab er ihm die Order herunterzukommen. Unter seiner Anleitung kam er sicher hinter ihm an. Auch er besaß eine Umhängetasche, in die er die Späne gesteckt hatte. Jedoch waren sie so lang, dass er den Beutel nicht schließen konnte. Soviel sie auch überlegten, wo sie sie besser verstauen könnten, es gab keine Lösung, sie blieben hemmend. Natürlich war die Wurzel Aldraun, die sich in der Tasche befand, wichtiger als die Späne.
Vinc besaß eine Idee. Er zündete einen Span an und warf ihn in die Tiefe. Er wollte durch ihren Schein Näheres erkennen. Doch nach kurzem Fall gab es eine heftige Explosion. Der Balken bog sich durch, wahrscheinlich durch die Erschütterung beschädigt. Vinc und Zubla hatten Glück, dass die Detonation dicht an der gegenüberliegenden Mauer ihren Schwerpunkt aufwies, sonst wären sie nicht so glimpflich davon gekommen. In der Tiefe hatten sich wohl Gase gebildet, die sich entzündeten.
Hinter ihnen knarrte und krachte es. Der Balken hing an einer Seite herunter und drohte jeden Moment aus dem Mauerwerk zu brechen.
So schnell Vinc konnte, zog er sich in den Gang und blieb erst stillliegen, bis er sicher sein konnte, dass Zubla ihm gefolgt war und genügend Platz für seinen Schutz hatte.
„Das war knapp“, sagte Zubla,
Sie hörten den Balken unten aufschlagen.
„Das Schlimme ist, dass wir nicht mehr zurück können. Wenn der Gang vorne nicht weiter gegraben wurde, ist unser Ende besiegelt“, sagte Vinc besorgt.
„Danke, du hast mir richtig Mut gemacht“, es war mehr eine ironische Bemerkung von Zubla.
Der Gang wurde etwas höher, sodass sie sich auf den Knien weiter fortbewegen konnten. Jeder Zentimeter wurde zu einer quälenden Prozedur, dadurch schien der niemals Enden zu wollen, auch zehrte an ihren Kräften. Doch sie hatten dadurch die stete Hoffnung, dass die Höhlung immer weiter verlief und solange sie ihn entlang kriechen konnten, vielleicht an einem offenen Ziel angelangen würden. Das Schlimmste war die Dunkelheit.
Nur ihr angestrengtes Keuchen und Hüsteln, wenn von den Seitenwänden Gestein abbröckelte und feinen Staub bildete, waren ihre einzigen Laute, nach Reden war ihnen ohnehin nicht zumute. Hinzu kamen die stickige Luft und auch der Mangel an kostbarem Sauerstoff. Es schien die Luft knapper zu werden.
Irgendwann aber, nachdem sie bereits das Zeitgefühl verloren hatten, merkten sie wie die Enge allmählich verschwand. Die Luft füllte sich mit modrigem Geruch, aber nicht so erbrechend, wie sie es bereits erlebt hatten. Es roch eher nach Schlamm, wie sie es am Moorrand in die Nase bekamen, als sie nach einem Weg suchten.
Vinc versuchte aufzustehen, nachdem er den Eindruck hatte, über ihm sei die Decke höher geworden. Er fühlte zunächst mit der Hand nach oben, doch so weit er reichen konnte, spürte er keinen Widerstand, so das ein Aufrechtgang möglich war.
Vorsicht war geboten. Wie leicht konnte eine Falle aufgebaut sein, irgendeinen sensiblen Bereich zu schützen.
Sie sahen erstaunt einen gemauerten Schacht vor sich. Vinc ging näher an den Rand und er atmete erleichtert auf. Es ging nicht wie befürchtet weit nach unten. Dadurch, dass sein Sicherheitsabstand zu dem Rand derzeit zu groß war, hatte das Licht vorher noch nicht den Grund erfasst.
Solange sie noch Späne besaßen, wollte Vinc auf den Plan sehen. Er legte ihn auf den Boden und studierte ihn gründlich.
Die Breite
Weitere Kostenlose Bücher