Unheimliche Begegnungen (German Edition)
der Höhlung ließ es zu, dass sich Zubla neben ihn knien konnte.
„Komisch“, meinte Zubla, „hier sind mehrere Gänge. Unserer müsste eigentlich, nach der Zeichnung zu urteilen, geradeaus weiter verlaufen. Aber ich sehe nur eine Mauer ohne Öffnung.“
„Du hast recht“. Vinc hielt den Span weiter nach vorn.
„Wir sitzen in einer Falle“, bemerkte Zubla.
„Glaube ich nicht.“ Vinc deutete auf die Eisen, die aussahen, wie die im vorherigen Brunnen auf denen sie hinabsteigen konnten.
Er drehte seinen Rücken zum Rand, kroch auf den Knien langsam rückwärts und ließ sich gemächlich nach unten abfallen. Er traute dem Boden nicht. Es war nicht richtig zu erkennen, ob er fest war, oder nur eine Schicht eine Wassermasse überdeckte. Aber es war fester Untergrund. So konnten sie an die Steigeisen gelangen. Sie sahen in die Höhe, aber nichts deutete auf einen Widerstand hin, nur ein leichter Luftzug kam ihnen entgegen. Je höher sie stiegen, desto muffiger wurde der Duft, aber auch der Luftstrom wurde stärker. Sie hatten beim Durchkriechen des Gangs gar nicht bemerkt, dass er sich ständig abwärts neigte. Jedenfalls mussten sie tief unter der Erde in einem Mauerwerk sein, denn der Aufstieg wollte kaum Enden. Sie vermuteten sich in einem Berg zu befinden, doch dann kamen sie an eine Öffnung. Es war pechschwarze Nacht.
Ringsum blubberte und puffte es. Der Geruch eines Morastes verstärkte sich und sie ahnten, dass sie mitten im Moor angekommen waren. Sie wagten noch nicht, den letzten Steig zu verlassen. Vinc betrachtete im Licht des Spans, die nähere Umgebung und stellte fest, dass sie sich tatsächlich in einem Brunnen befinden mussten, denn der Rand war über zwei Meter höher als die blubbernde Masse unter der äußeren Einfassung.
Er teilte ihr seine Beobachtung mit. Er hörte Zublas besorgte Worte unter ihm:
„Sei vorsichtig! Bevor du dich in den Sumpf hinablässt, prüfe genau den Untergrund, nicht dass dich diese stinkende Masse gleich verschlingt.“
Natürlich wusste er selbst, was er zu tun hatte, genauso wie der Wicht sich auf seine Vorsicht verlassen konnte. Aber die mahnenden Worte sollten ihm nur etwas Erleichterung wegen der Sorge um ihn verschaffen. Er besaß bereits Erfahrung mit dem Testen fremder Böden. So verfuhr er wie bereits im Inneren. Er stellte sich auf den knappen Rand, drehte sich um und wollte sich vorsichtig auf den etwa fünfzig Zentimeter breiten Rand knien. Während der Drehung kam er plötzlich ins Wanken und stürzte ab. Es blieb ihm keine Zeit zum Denken, denn so überraschend war sein Fall. Er fiel etwas hart auf und rieb sich seine Knie, auf die er abgerutscht war. Zum Glück bekamen die Gelenke keine weiteren Blessuren ab, außer das sie im Moment Schwierigkeiten beim Aufrichten machten, doch nach kurzer Zeit konnte er die Beine wieder anwinkeln.
Zubla bemerkte sein schnelles Verschwinden und ahnte Böses, er kletterte voller Hast an den Rand und sah ihn liegen.
„Schnell, hangle dich an den Brunnen, damit du nicht absinkst!“, rief er voller Sorge.
Als Vinc stand, konnte er ihm ins Gesicht sehen, allerdings musst er den Kopf noch nach oben winkeln.
„Beruhige dich. Ich stehe auf festem Grund. Scheinbar haben die, die den Brunnen bauten einen harten Kreis um ihn geschaffen“, sagte er und tastete mit den Füßen nach vorn.
Nach knapp drei Metern aber spürte er nur noch eine breiige Masse.
Er umrundete den Brunnen, aber er sah keinen Anhaltspunkt noch einen Pfad, der sie aus dem Moor leiten könnte. Sie guckten sich noch einmal den Plan aus dem Kästchen an. Sie erblickten eingezeichnete Linien, die auf ein Tunnelsystem schließen ließen, aber vermutlich verlief es unterhalb des Sumpfes.
„Deshalb hätten wir den Führer gebraucht. Nur er kannte den genauen Pfad“, meinte Vinc und faltete verzweifelt den Plan wieder zusammen.
„Soll ich noch einmal hinabsteigen und die Wand untersuchen?“, fragte Zubla.
„Das wäre nicht schlecht. Vielleicht haben wir etwas übersehen. Aber ich werde es tun!“ Vinc sorgte sich um ihn.
„Bleib du nur hier oben. Ich mag dieses Blubbern nicht. Diese Masse sieht bedrohlich aus. Ich denke, es könnte jeden Augenblick etwas Fürchterliches auftauchen.“ Zubla schüttelte sich anschaulich. „Gib mir etwas zum Leuchten.“ Doch er überlegte und meinte dann: „Behalte die Späne. Ich mache den Fackelzauber. Er kostet nicht viel Kraft.“
Vinc wollte mit ihm gehen, aber er lehnte ab. Im Nachhinein fand er
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