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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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darauf wurde der Ruf erwidert. Adons schob die Imitation wieder nach außen.
    Er verschloss das Schlupfloch abermals.
    „Komm mit!“, befahl er.
    Vinc stellte keine Fragen, wohin er mitgehen sollte, sondern folgte ihm. Von dem zweiten Mann war jedoch nichts zu sehen.
    Nach längerer Zeit der schweigenden Wanderung gelangten sie an die Stelle des Flusses, an der die Flöße gebaut wurden und an der Vinc bereits schon einmal war und an der er den Führer der Geächteten getroffen hatte.
    Am Flussufer lag ein Floß, gebaut für zwei Personen. Plötzlich fiel Vinc etwas wieder ein. Er erinnerte sich an die Worte Adons, als er fragte, wie er in das Lager der Geächteten kommen würde, als dieser antwortete, er solle sich von einem Floß treiben lassen. Aber, so fragte sich Vinc, wieso treiben lassen, wenn das Lager stromaufwärts lag. Wieder warnte ihn seine innere Stimme, dass etwas nicht stimmte.
    Er war kein Hasenfuß und seine Abenteuerlust begann Besitz von ihm zu ergreifen, aber auch eine unbändige Neugier. Trotzdem unterbrach er das Schweigen und fragte: „Wohin wollen wir?“
    „Ins Lager“, antwortete Adons knapp.
    „Wenn ich mich recht entsinne, liegt es Fluss aufwärts.“ Wieder sagte Vinc eine innere Stimme, nicht mit dem Floß mitzufahren.
    Doch Adons antwortete nicht, sondern schob das Floß auf das Wasser und hielt es mit einem Tau fest, damit es nicht mit der Strömung mitgerissen wurde. Er band den Strang an einen kleinen Baum. Dann stieg er auf das Floß und sagte: „Wenn ich das Tau durchschneide, wird das Floß mich wegtragen und du wirst hier bleiben. Bedenke, dass Soldaten durch das Gebiet streifen. Schnell könntest du in Gefangenschaft geraten. Überlege nicht lange.“
    Adons hielt ein Messer in der Hand, bereit, das Seil vom Floß zu trennen.
    Vinc überlegte nicht viel und gesellte sich zu Adons, der sofort das Tau durchschnitt.
    Im Nu wurden sie mit den tosenden Wassermassen mitgerissen. Es begann eine so rasante Fahrt, das Vinc fasst die Sinne schwanden. Sein Blick konnte kaum noch die Vegetation am Ufer erfassen. Es schien, als würden die einzeln stehenden Bäume zu einer geschlossenen Reihe.
    Da sah er eine dunkle Öffnung, und kaum dass er sich versah, befanden sie sich drinnen. Ringsum Dunkelheit. Dann sah er wieder eine Öffnung vor sich. Er meinte, die Geschwindigkeit der Fahrt hätte noch zugenommen.
    Vinc hörte vor dich das Tosen eines Wasserfalls.
    Er wusste, diesen Fall würden sie niemals überleben. Doch das Floß hatte durch seine rasante Geschwindigkeit genug Schwung, um durch die Luft zu fliegen. Es landete auf einem Berg.
    Dann hörte er von der Ferne ein grölendes Lachen. Rechts am Rand des Wasserfalls auf einer kleinen trockenen Fläche sah er eine dunkle Gestalt.
    Seine innere Stimme hatte doch recht, dass etwas nicht stimmte. Ein Helfer der dunklen Seite hatte ihn perfekt getäuscht. Warum aber warnte ihn der kleine Stein nicht?
    Vinc glaubte, es zu wissen. Es war keine Illusion, sondern der Herr der dunklen Seite war es wirklich, nur konnte er sich als Andos spiegeln. Doch auch da hätte ihn der Stein warnen müssen. Was für ein Verwirrspiel.
    Ehe Vinc weiter denken konnte, verdunkelte sich das Umfeld. Der Himmel wurde rot und schien zu pulsieren. Ein eigenartiges Gewebe durchzog ihn und es pochte eine Flüssigkeit in den kleinen Kanälen, die sich bis auf den Boden ausbreiteten. Es sah aus, als sei er in einem pulsierenden Herzen eingesperrt.
    Vinc spürte den Stein in seiner Handfläche, als wolle er ihn stechen. Er wusste, dass er ihn vor dieser Illusion warnen wollte. In dem Moment, als er nicht mehr daran glaubte, in einem Herzen zu sein, war nur noch die Dunkelheit vorhanden. Er erkannte, wenn eine Vorspiegelung wieder auftrat, nicht an sie zu glauben und der Spuk wäre vorbei.
    Vinc ahnte, dass er sein Ziel erreicht hatte. Er befand sich in der Festung des Herrn der dunklen Seite.
    „Willkommen in meinem Reich“, erschallte eine Stimme irgendwoher. Er hatte sie schon einmal gehört. Es war das gleiche grausame Organ, das ihn damals im Wald erpresste, seine Seele ihm zu geben. „Genau das bin ich. Der Herrscher über die verdammten Seelen. Der unerbittliche, der Grausame. Der Herr der Verdammnis.“
    Vinc blickte um sich, aber er konnte die Richtung der Stimme nicht orten. Etwas Schreckliches aber bewirkten die offenbarten Worte. Der Unbekannte musste Gedanken lesen können, denn wie konnte er eine Antwort geben, wenn es nur unausgesprochene Worte

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