Unheimliche Begegnungen (German Edition)
ihren zittrigen Beinen. Sie mussten sich auf den kalten Boden setzen. Sollte hier ihr Ende sein? Neben einem Ungetüm, das sie bedroht hatte, selbst tot ist und sie nun an seiner Seite mit in die Ewigkeit nimmt?
Und da kam der Moment, an dem sie einschliefen. Sie waren so geschwächt, dass sie nicht einmal daran dachten, eine Wache aufzustellen. Was natürlich ihr Fehler war.
10. Kapitel
Während das Grüppchen schlief, ereignete sich in ihrem Umfeld etwas Eigenartiges.
In der Felswand formte sich ein Einlass. Eine fast durchsichtige Frau kam heraus und schwebte über die Ruhenden. Sie streckte ihre Arme aus und wollte einen Satz murmeln, als sie plötzlich stockte und Zubla genauer betrachtete. Im Unterbewusstsein musste der Kleine seine Musterung spüren, denn er schlug unverhofft die Lider auf und sah in die eiskalten Augen dieser seltsamen Gestalt.
„Du und deine Begleitung habt Glück, dass ich dich rechtzeitig erkannt habe, denn ich wollte schon die Herzen dieser Kinder rauben“, sagte sie. Wobei ihre Stimme so eisig klang, wie ihre Blicke es ausdrückten. Gefühllos, wie ein Wesen ohne Seele.
„Estesa, die Eishexe!“, rief Zubla überrascht.
„Du erinnerst dich noch an mich?“ Sie ließ sich auf die Erde nieder.
„Ja. Wir sind uns bereits begegnet. Im Moment fällt es mir nicht ein, wo und wann.“ Er überlegte und fügte hinzu: „Und auch nicht warum.“
„Du hast mich vor einiger Zeit vor dem Herrn des Feuers gerettet. Damals, als ich in die Nähe seines Reiches gekommen bin und meine Zauberkraft verloren hatte. Als ich stürzte und vor Schwäche nicht mehr aufstehen konnte, hast du mir geholfen.“ Sie sah Zublas verständnislosen Blick und erklärte: „An der Grenze des ewigen Eises.“
Zubla schüttelte den Kopf: „Ich bin wohl zu schwach, um mich zurückzuerinnern. Mein Gedächtnis leidet unter meinem momentanen Zustand.“
Sie fragte, warum er denn in dieser Lage sei. Als sie erfuhr, dass er die Wurzel Aldraun brauche, um seine Kräfte wiederzubekommen, erklärte sie etwas, was Zubla verwunderte. Er erfuhr, dass auch sie von Zeit zu Zeit diese Wunderpflanze essen müsse, um zaubern zu können. Damals war sie auf der Suche nach diesem Exemplar zu nah an die Feuergrenze gelangt.
„Es werden immer weniger Pflanzen auf Arganon“, sagte sie. Über ihre blassen Lippen kam ein tiefer Seufzer. „Irgendjemand vernichtet diese Pflanzen. Irgendjemand will uns zerstören.“
Zubla richtete sich mühsam auf: „Ja. Ich dachte, als ich bei dem Arltslager nach ihr suchte, die Forettenjäger haben sie gefressen, aber sie hielten sich nur in der Nähe des Lagers auf. Wo sonst Unmengen Aldraun wachsen, waren diesmal keine.“
„Arltslager? Die Arlts sind doch weit von hier beheimatet. Warum hast du und die Kinder diese Strapazen hierher zu kommen auf euch genommen?“
Zubla erklärte die Umstände. Es strengte ihn sehr an. Sie merkte, dass er einer Ohnmacht nahe war.
„Die Arlts wollen also Arganon erobern“, sagte sie nachdenklich. Dann wechselte sie spontan noch einmal das Thema: „Mir macht mehr das Verschwinden der Aldraun sorgen. Es sind verschiedene Wesen auf Arganon, die zum Zaubern diese Pflanze brauchen, so wie du und ich. Wir haben den Eid abgelegt, dass niemand davon erfahren dürfe. Wer aber hat diesen Verrat begangen? Wer hat ein Interesse, uns zu vernichten?“
Sie sah nicht das Zucken der Achseln von Zubla und fuhr daher fort: „Ich habe die Möglichkeit, ohne diese Aldraun zu überleben. Ich brauche nur ein warmes Herz gegen mein Eisherz auszutauschen, damit in mir das Blut erwärmt wird und ich dadurch ewige Zauberkräfte und ein ewiges Leben bekomme.“
Zubla zweifelte an ihren Worten: „Durch deine Adern soll warmes Blut fließen, um zaubern zu können?“
„Ja. So habe ich es im Buch des Universums gelesen.“
Dem Kleinen kamen immer mehr Zweifel. Wer war diese Person wirklich?
„Du hast in dem Buch des Universums gelesen?“, fragte er deshalb. Doch noch etwas wollte er wissen: „Wann und wo hast du es gelesen? Das wird doch gut behütet. Niemand darf das Geheimnis darin wissen. Außer Äon, der Hüter dieses Buches.“
„Äon schuldete mir einen Gefallen. Ich durfte auf die Seite blicken, in der das stand, was ich wissen wollte“, sagte sie.
Zubla schwieg. Er dachte nach. Was sollte er von diesem Wesen halten? War es wirklich die Eishexe? Doch in ihm kamen nicht nur Zweifel auf, sondern auch großes Misstrauen, was ihn besonders vorsichtig
Weitere Kostenlose Bücher