Unit Kill

nähert sich von der Seeseite so weit der Anlage, bis er eindeutig erkennen kann, ob und wenn ja, was für ein Typ von U-Boot am Dock liegt“, fuhr er mit ruhigerer Stimme fort. Er hörte wie der Offizier am Telefon die entsprechenden Befehle erteilte. Ihm kam ein Gedanke. Er wandte sich an seinen Adjutanten. „Besorgen Sie bitte die Privatnummer des Vorstandsvorsitzen des Herstellerkonsortiums der Klasse 212a.“
    Der Adjutant stutzte einen Augenblick, ging dann aber zu seinem Telefon.
    Knapp zehn Minuten später kam der Adjutant zurück und gab seinem Chef einen Zettel mit zwei Telefonnummern, einem Festnetz- und einem Mobilanschluss. „Unter diesen Nummern soll er garantiert Tag und Nacht erreichbar sein, Herr Admiral.“
    „Wenigstens mein Stab funktioniert hier noch“, brummte der Inspekteur und sagte etwas lauter: „Vielen Dank.“
    „Herr Admiral, der Hubschrauber hat sich gemeldet! Am Dock der Einsatzzentrale liegt ein Boot der Klasse 206 oder 206a!“, rief ein Offizier in den Raum.
    „Danke!“
    Der Inspekteur überlegte einen Augenblick, ob der Verdacht, den er hegte, nicht zu ungeheuerlich war und ob er sich bei dem geplanten Anruf beim Chef der Werft nicht schlicht und einfach lächerlich machte. Er schüttelte seine Zweifel ab, gab seinem Adjutanten den Zettel und befahl: „Verbinden Sie mich bitte. Zu erst melden Sie sich und geben dann an mich weiter.“
    „Jawohl, Herr Admiral!“
    Der Adjutant wählte und wartete ein paar Sekunden. „Hallo, hier spricht Fregattenkapitän Kristiansen im Stab des Inspekteurs der Deutschen Marine. Es tut mir leid, Sie um diese frühe Stunde stören zu müssen, aber ich habe den Inspekteur der Marine für Sie in einer sehr wichtigen Angelegenheit, die keinen Aufschub duldet. Danke, ich verbinde.“ Er gab dem Inspekteur den Hörer.
    „Hallo, hier spricht der Inspekteur der Marine. Bitte entschuldigen Sie diese Störung, aber ich rufe in einer dringenden Angelegenheit an. Haben Sie kürzlich ein Boot der Klasse 212a oder eines vergleichbaren Typs fertig gestellt, das nicht an die deutschen Marine ausgeliefert wurde?“ Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. Das war für den Admiral schon fast die Bestätigung.
    „Falls Sie mich jetzt anlügen, werde ich alles mir mögliche tun, damit Ihr Unternehmen niemals mehr auch nur den kleinsten Auftrag von der Marine bekommt!“
    „Herr Admiral, die Sache ist streng geheim und ich möchte zu Protokoll geben, dass ich hier unter Druck antworte.“
    „Zur Kenntnis genommen. Also?“
    „Es wurde vor zehn Wochen ein verbessertes Model der Klasse 212a für die israelische Marine ausgeliefert.“
    „Ein verbessertes Modell?“
    „Ja, unter anderem neue, leitungsfähigere Brennstoffzellen, Lithium-Polymer-Batterien, größere Speicher für Diesel, Wasserstoff und Sauerstoff, mehr Schlafplätze, Tripple-M, das neueste Sonar- und Gefechtsinformationssystem, Sea-Spider Anti-Torpedo-Torpedos und diverse andere Verbesserungen und Neuentwicklungen.“
    „Und die Israelis haben das Boot abgeholt?“
    „Nein, es wurde von einer Werftbesatzung zu einer uns bis dahin unbekannten Dockanlage auf einem Gelände des Bundesnachrichtendienstes in der Nähe Putlos gebracht und dort an den BND übergeben.“
    Nun fiel es dem Inspekteur der Marine wie Schuppen von den Augen. Jetzt passten plötzlich die Puzzleteile zusammen. Zumindest einige.
    „Vielen Dank, Sie haben uns sehr geholfen.“
    „Ich hoffe es gibt keine Probleme, Herr Admiral.“ U-Boot-Lieferungen an Israel wurden in Deutschland in letzter Zeit ziemlich kontrovers diskutiert.
    „Nein, keine die Sie in irgend einer Weise betreffen. Ich schlage vor, dass dieses Gespräch niemals stattgefunden hat.“
    „Von mir aus sehr gerne, Herr Admiral. Wir haben uns schon viel zu lange nicht mehr gesehen, meinen Sie nicht auch? Wie wäre es mal wieder mit einem Essen oder einem kleinen Segeltörn?“
    „Das ist eine gute Idee, ich melde mich. Nochmals vielen Dank und auf Wiedersehen.“ Er legte auf und starrte auf das Telefongerät.
    In was für eine Katastrophe hatte man seine Marine nur hinein manövriert? Und wer war man überhaupt? Der Admiral ließ einen langen, tiefen Seufzer hinaus. Er fragte sich, wem er in der höheren Hierarchie am meisten vertraute oder wem er da freundschaftlich verbunden war. Und da kam ihm nur einer in den Sinn. Einer der eigentlich alles wissen musste.
    Der Inspekteur der Marine rief seinen Adjutanten zu sich verlangte eine sichere Verbindung