Universum der Doppelgänger
er sie aus den Augenwinkeln sehen konnte. Sie stand in der Wanne und schöpfte mit den Händen Wasser auf ihre wohlgeformten Schenkel, um die Seifenreste fortzuspülen. Er fühlte, wie ihm unter dem Federbett heiß wurde.
»Wo ist das Handtuch?«
»Hier – am Fußende.«
Weiche Geräusche weiblichen Atmens und der Reibung zwischen grobem Stoff und festem Fleisch, das Tappen bloßer Füße …
»Rutsch ein Stück weiter«, hauchte eine weiche Stimme in sein Ohr.
Lafayette, dessen Phantasie dem Stand der Dinge bereits um einiges vorausgeeilt war, rückte bereitwillig weiter zur Wand, während er einladend das Federbett hob. Seine Hand zitterte, und er schluckte vor Aufregung wie ein Jüngling, der sich mit seinem ersten Liebesabenteuer konfrontiert sieht.
Im nächsten Augenblick war sie bei ihm unter der Decke, schmiegte sich schamhaft kichernd an ihn, und seine Unsicherheit verflog, und er murmelte unsinnige Zärtlichkeiten und liebkoste ihren warmen Körper …
Ein schrecklicher Gedanke zerteilte vorübergehend die wohligen Nebel seines Sinnentaumels. Er hob erschrocken lauschend seinen Kopf. »Hör mal«, flüsterte er, »ist es nicht ein bißchen riskant? Unten schnarcht dein Mann, und es gibt nur einen Weg hier raus.«
Sie lachte leise und glucksend. »Keine Angst, du«, murmelte sie mit einem zärtlichen Biß in sein Ohrläppchen. »Er schläft wie ein Stein. Man könnte ihn wegtragen, und er würde es nicht merken. Mach dir deswegen keine Gedanken, Liebling. Schließlich haben wir Besseres zu tun, nicht …?«
Lafayette sank wieder in ihre Arme und gab sich mit erhitzten Sinnen dem Liebesspiel hin, nur zu gern bereit, seine Besorgnis zu vergessen. Swinhild hatte nicht nur eine Figur wie eine Göttin, sie war auch eine kundige und temperamentvolle Partnerin.
Etwas später wurde ihm vage bewußt, daß der alte Holzrahmen des Bettes höllisch knarrte und in seinen Fugen ächzte, doch die Wahrnehmung ging in einer Flut von anderen und ungleich erfreulicheren Empfindungen unter, die seiner ungeteilten Aufmerksamkeit bedurften, und so war es kein Wunder, daß er völlig unvorbereitet war, als die Tür mit einem Krachen von splitterndem Holz aufsprang. Im Licht einer trüben Öllaterne sah Lafayette, als er entsetzt den Kopf über seine Schulter drehte, die vierschrötige Gestalt und das wütende Gesicht des Wirts, dessen Wildheit von dem fast zugeschwollenen Auge und der hühnereigroßen Beule über seinem Ohr nicht eben gemindert wurde.
»Aha!« schrie Hulk. »Und das unter meinem Dach, du schamlose Teufelin!«
»Unter deinem Dach?« schrie Swinhild zurück, als O’Leary von ihr rollte. »Mein Vater hat mir den Laden hier vermacht, soweit ich mich erinnere, und aus reiner Dummheit und Herzensgüte habe ich dich von der Straße aufgelesen und in mein Haus genommen, nachdem jemand deine Drehorgel geklaut hatte!«
»Als ich diesen aufgeputzten Gecken sah, wußte ich sofort, daß du was mit ihm hast!« Hulk richtete einen Finger wie eine Reiterpistole auf O’Leary. Er hängte die Laterne an einen Haken bei der Tür, streifte seine Ärmel zurück über Muskeln wie Zuckermelonen, und warf sich über das Bett. Lafayette befreite sich mit verzweifelter Hast aus den Falten des zerwühlten Bettzeugs und schlüpfte zwischen Bett und Wand hinunter. Er hatte den Boden noch nicht erreicht, als Hulks Kopf mit einer Wucht gegen den Wandverputz donnerte, die an einen wütenden Kampfstier beim Anprall gegen die barrera gemahnte. Der große Mann prallte ab und rutschte wie ein Zweizentnersack vom Bett auf die Dielenbretter.
»Sag mal, du hast ja einen mächtigen Schlag, Lafe«, sagte Swinhild bewundernd. »Er hat es verdient, der Ochse! Uns so zu stören!«
Lafayette, dessen linkes Bein noch in scheinbar endlose Laken verwickelt war, mühte sich unter dem Bett hervor und im schmalen Spalt zwischen Wand und Bett wieder empor. Swinhilds Augen spähten zu ihm herab.
»Du bist ein komischer Kerl«, sagte sie lachend. »Zuerst legst du ihn mit einem Schlag wieder schlafen, und dann versteckst du dich unter dem Bett.«
»Ich hatte nur nach meinen Kontaktlinsen gesucht«, sagte Lafayette mit überlegenem Gleichmut, als er aus dem Spalt kletterte. Dann grinste er und umfaßte ihre Brüste mit beiden Händen. »Ich glaube, wir zwei verstehen uns«, sagte er. »Aber vielleicht sollten wir trotzdem nicht da weitermachen, wo wir aufgehört haben. Mit ihm als Bettvorleger wäre ich doch irgendwie abgelenkt.« Er ließ sie los,
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