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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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dann Stride über die Schulter einen fragenden, feindseligen Blick zu.
    Stride beugte sich zur Seite und flüsterte Maggie zu. »Was zum Teufel soll das? Worauf will er hinaus?«
    Maggies honigfarbener Teint wirkte um einiges blasser als sonst. »Du wirst mich wahrscheinlich gleich umbringen, Boss.«
    »Sag’s mir«, verlangte Stride.
    »Ihre Kleider«, flüsterte Maggie.
    Gale wartete, bis es wieder still im Gerichtssaal war. Dann sagte er mit leiser Stimme: »Sally, kannst du uns bitte Folgendes erklären? Wenn du Rachel nicht mehr zur Rede gestellt hast … Wenn du dein Zimmer an jenem Abend nicht mehr verlassen hast … Warum hat man dich dann am selben Abend kurz nach zehn auf der Straße gesehen, nur wenige Blocks von Rachels Haus entfernt?«
    Richterin Kassel ließ den Hammer niedersausen, als sich eine weitere Welle lauten Gemurmels im Gerichtssaal erhob.
    Sally schien vor aller Augen in sich zusammenzufallen. »Das ist unmöglich. Das war ich nicht.«
    Gale seufzte. Er zog ein Blatt Papier aus seinen Notizen hervor und trat an den Zeugenstand heran. »Das hier, Sally, ist ein Auszug aus dem Polizeibericht von dem Abend, als Rachel verschwunden ist. Es ist die Aussage einer gewissen Mrs Carla Duke, die vier Blocks von den Stoners entfernt wohnt. Würdest du uns bitte den markierten Absatz vorlesen?«
    Sally nahm das Blatt und hielt es mit spitzen Fingern an den Ecken fest, als fürchtete sie, sich daran zu verbrennen. Ihre Stimme war kaum zu hören.
    »›Kurz nach zehn habe ich ein junges Mädchen vorbeigehen sehen. Sie ist unter der Straßenlaterne durchgegangen. Aber sie sah nicht aus wie das Mädchen, nach dem Sie suchen. Sie hatte lockiges braunes Haar und trug Jeans und einen roten Parka.«
    Gale nahm ihr das Blatt wieder aus der Hand. »Das klingt, als wärst du das gewesen, Sally.«
    »Nein«, flüsterte sie. »Ich war’s nicht.«
    Auch Stride flüsterte etwas vor sich hin. »Verdammt noch mal, wie konnten wir das übersehen?«
    »Wir haben nach Leuten gesucht, die Rachel gesehen haben«, sagte Maggie. »Andere Mädchen haben uns nicht interessiert.«
    Gale schüttelte ungläubig den Kopf. »Ein Mädchen, das genauso gekleidet ist wie du und dasselbe Haar hat wie du, taucht am Abend, als Rachel verschwunden ist, in der Nähe ihres Hauses auf, kurze Zeit, nachdem Rachel dich im Park gedemütigt hat. Aber du warst es nicht.«
    Sallys Widerstand begann zu brechen. »Nein.«
    »Und ich sage dir, Sally: Du lügst.«
    »Einspruch!«, rief Dan.
    Richterin Kassel nickte. »Stattgegeben.«
    Gale ließ sich nicht beirren. »Wenn wir Mrs Duke in den Zeugenstand rufen, glaubst du, sie könnte dich identifizieren?«
    »Einspruch, das ist Spekulation.«
    »Stattgegeben.«
    Aber die Botschaft war angekommen.
    »Was hast du zu Rachel gesagt?«, fragte Gale. »Hast du ihr gesagt, sie soll die Finger von Kevin lassen?«
    »Ich habe sie nicht mehr gesprochen.«
    »Hat sie dir aufgemacht? Und die Schlüssel zum Van lagen gleich neben der Haustür? Habt ihr zwei noch eine Spritztour gemacht?«
    »Nein!«
    »Du wurdest gesehen, Sally. Kevin wird erfahren, dass du es warst. Es ist an der Zeit, dass du ihm und uns allen die Wahrheit sagst. Also, zum letzten Mal: Bist du an dem Abend noch bei Rachel gewesen?«
    »Einspruch«, rief Dan wieder. »Er bedrängt die Zeugin, Euer Ehren.«
    Aber Richterin Kassel starrte Sally genauso fassungslos an wie alle anderen im Gerichtssaal. Sie schüttelte langsam den Kopf. »Abgewiesen. Bitte beantworte die Frage, junges Fräulein.«
    Sally starrte erst die Richterin an, dann Gale, dann die Geschworenen. Sie schluckte schwer, fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar und drehte eine Locke um den Finger. Tränen liefen ihr übers Gesicht.
    Und dann, mit einem Seufzer, sagte sie: »Ja, ich war bei ihr.«
    Der Gerichtssaal explodierte förmlich, und die Richterin versuchte vergeblich, die Menge zur Ordnung zu rufen. Sallys nächste Äußerung ging im Lärm fast unter. Sie rief aus voller Kehle: »Aber ich habe sie nicht umgebracht! Ich war es nicht! Das habe ich nicht getan!«
    Gale wartete, bis das Durcheinander sich gelegt hatte. »Du hast uns die ganze Zeit belogen, Sally. Warum sollten wir dir jetzt noch glauben?«
    »Ich möchte eine Gegenvernehmung durchführen, Euer Ehren.«
    Dan blieb keine andere Wahl. Er konnte die Geschworenen nicht mit der Frage zurücklassen, was wohl danach passiert war. Er musste ihr die Wahrheit entlocken.
    »Erzähl uns, was du an dem fraglichen Abend getan

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