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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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hast, Sally«, forderte er sie ruhig auf.
    Sally war jetzt geradezu begierig zu reden. »Ich habe mich aus meinem Zimmer davongeschlichen. Ich war so wütend auf Rachel. Es war grausam von ihr, so mit Kevin zu spielen, wo ich doch genau wusste, dass sie eigentlich nichts für ihn empfindet. Also bin ich zu ihrem Haus gegangen. Ich wollte sie zur Rede stellen, ihr sagen, wie gemein das war, was sie da mit ihm gemacht hat.«
    »Und dann?«, fragte Dan.
    »Ihr Auto stand schon vor der Tür, als ich bei ihr ankam. Also habe ich gedacht, sie muss wohl zu Hause sein.«
    »Was hast du dann getan?«
    »Ich bin an die Tür gegangen. Ich wollte mit ihr reden.«
    »Hast du mit ihr geredet?«
    Sally schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Warum nicht? War sie bereits verschwunden?«
    »Nein, das war es nicht. Ich wollte klingeln, aber dann habe ich mich nicht getraut.«
    »Warum nicht?«
    Sally warf einen triumphierenden Blick zu Archie Gale hinüber. »Weil ich drinnen Stimmen gehört habe. Einen Streit. Ich hörte, wie Rachel rumgebrüllt hat, sie klang richtig aufgebracht. Und ich habe … ich habe auch Mr Stoner gehört. Ich habe seine Stimme erkannt. Er hat Rachel angeschrien. Sie hatten einen Wahnsinnskrach. Da bin ich wieder gegangen.«
    Graeme Stoner beugte sich zu Gale hinüber und begann, leise auf ihn einzureden.
    Selbst Dan schaute verblüfft drein. Er sah Sally eindringlich an und sagte dann nur: »Das ist alles, ich habe keine weiteren Fragen.«
    Stride schüttelte den Kopf. Was für ein furchtbarer Schlamassel.
    Gale stand erneut auf.
    Falls ihn Sallys überraschende Enthüllung, die – falls die Geschworenen ihr glaubten – Graeme Stoners Schicksal besiegeln konnte, irgendwie aus dem Konzept gebracht hatte, zeigte er es nicht.
    »Sally, Sally, Sally«, murmelte er sanft. »So viele Lügen, da kommt es auf eine mehr oder weniger auch nicht mehr an, was?«
    »Einspruch.«
    »Stattgegeben.«
    Gale zuckte die Achseln. »Du willst, dass wir dir glauben, dass du so entscheidende Informationen über diesen Fall hast, die du lieber für dich behalten wolltest? Bis jetzt?«
    »Ich hatte Angst«, gab Sally zurück.
    »Wovor denn, Sally?«, fragte Gale mit verwirrter Miene.
    »Vor ihm. Vor Mr Stoner.«
    »Auch, wenn er ins Gefängnis kommt?«
    Sally geriet ins Stottern. »Ah … ja.«
    »Aber du hattest nicht so viel Angst, dass du deine kleine Geschichte über die Scheune für dich behalten hättest. Wenn du der Polizei davon erzählt hast, Sally, warum hast du dann nicht gleich alles erzählt?«
    »Ich wusste nicht genau, ob man mir glauben würde.«
    »Und deshalb hast du gelogen. Gute Strategie.«
    »Ich wollte nicht, dass meine Eltern erfahren, dass ich noch mal weg war«, sagte Sally. »Oder Kevin. Ich hatte Angst davor, was sie dann gedacht hätten.«
    »Weil sie vielleicht gedacht hätten, dass du Rachel umgebracht hast.«
    »Nein!«, schrie Sally. »Das bestimmt nicht!«
    »Die Wahrheit ist doch, dass du niemandem von diesem angeblichen Streit zwischen Rachel und Graeme erzählt hast, weil er gar nicht stattgefunden hat, stimmt’s? Das hast du dir gerade ausgedacht.«
    »Nein, das ist nicht wahr!«
    »Nein? Ich bitte dich, Sally. Du hast gerade zugegeben, dass du doch noch bei Rachel warst, nachdem du monatelang gelogen hast. Was ist wirklich passiert?«
    »Einspruch, die Frage wurde bereits beantwortet«, fuhr Dan dazwischen.
    »Abgewiesen«, erwiderte Richterin Kassel knapp.
    Es war eine Katastrophe. Nicht einmal die Richterin glaubte ihr mehr.
    »Es war genau so, wie ich gesagt habe«, beharrte Sally. »Ich habe sie gehört.«
    Gale seufzte. »Ach ja? Und was haben sie gesagt?«
    »Das habe ich nicht verstanden«, sagte Sally.
    »Ach so. Du hast also nur die Stimmen gehört.«
    »Ja.«
    »Und deshalb, wütend und gedemütigt wie du warst, bist du einfach wieder gegangen, nachdem du vorher anderthalb Kilometer gelaufen bist, um Rachel zur Rede zu stellen. Weil du Stimmen gehört hast.«
    Sally nickte. »Ja, so war es.«
    »Und es ist dir nicht in den Sinn gekommen, jemandem davon zu erzählen? Du behauptest, eine entscheidende Information in einem mutmaßlichen Mordprozess zu haben, und dann sagst du nichts, weil du Angst hast, dass deine Eltern dir Hausarrest erteilen, weil du dich heimlich davongeschlichen hast?«
    »Nein, das war nicht … ich meine, es war nicht deswegen.«
    Gale hatte kein Mitleid. »Sally, kannst du uns auch nur einen Grund nennen, warum wir dir das glauben sollten?«
    Sally machte den Mund

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