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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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tatsächlich zur Rede zu stellen, ganz egal, wie zornig sie war, und ganz egal, wie viel Kevin ihr bedeutete.
    Die Lichter im Erdgeschoss gingen aus, und im Haus war es ganz dunkel.
    Das war’s, dachte Sally. Sie geht schlafen. Ich habe zu lange gewartet.
    Aber dann hörte sie von drinnen ein Klicken, als würde ein Riegel zurückgeschoben, und sie sah, wie sich die Haustür öffnete. Sally verlor vollkommen die Nerven, floh vom Bürgersteig und versteckte sich zwischen einer Reihe hoher Hecken. Von ihrem Versteck aus sah sie immer noch das Haus im bleichen Licht der Straßenlampen.
    Und sie sah Rachel im dämmrigen Licht, die, genauso gekleidet wie zuvor, das Haus verließ. Rachel ließ den Blick verstohlen über die Straße schweifen, fast eine Minute lang. Sie wartete, rührte sich nicht und blieb im schützenden Schatten der Veranda stehen. Dann lief sie rasch die Auffahrt entlang. In der Hand hielt sie eine große Plastiktüte.
    Sally merkte, dass Rachel in ihre Richtung kam. Sie würde sie sehen. Am liebsten hätte sie sich unter der Hecke zusammengerollt und gehofft, dass Rachel einfach an ihr vorbeiging. Aber sie wusste, das war ihre einzige Chance. Jetzt oder nie. Sally schluckte schwer, machte dann einen Schritt hinaus auf den Bürgersteig und trat Rachel in den Weg.
    »Wir müssen reden«, sagte sie. Ihr Magen schlug förmlich Purzelbäume, und sie verfluchte sich innerlich, als sie das Beben in ihrer Stimme hörte. Sie klang ja wie ein verängstigtes Kind.
    Rachel blieb wie angewurzelt stehen, als sie sie sah. Erst blickte sie entsetzt drein, doch gleich darauf traten Abscheu und kalter Hass in ihre Augen.
    »Verdammter Mist«, zischte sie. »Was zum Teufel machst du denn hier?«
    Sally räusperte sich. »Ich will mit dir über Kevin reden«, sagte sie mit schwacher Stimme.
    Rachel schaute die Straße entlang. Kein Mensch war zu sehen, sie waren ganz allein. Sie brachte ihr Gesicht ganz nah an Sallys heran. »Du weißt ja gar nicht, in was du dich da einmischst«, sagte sie. »Du wirst mir noch alles ruinieren.«
    Sally war verwirrt. So hatte sie Rachel noch nie erlebt. »Was? Was meinst du damit?«
    Rachel packte sie am Handgelenk und verdrehte es, bis Sally vor Schmerz das Gesicht verzog. »Das geht dich überhaupt nichts an, hast du verstanden? Du hast mich hier nicht gesehen.«
    »Ich verstehe nicht«, stotterte Sally. »Du tust mir weh.«
    Das lief alles nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie wusste beim besten Willen nicht, was Rachel meinte, aber der Blick in ihren Augen machte ihr Angst.
    »Ich werde dir noch viel mehr wehtun, wenn du jetzt nicht die Klappe hältst und mir zuhörst«, gab Rachel zurück. »Du bist zwar nicht die Hellste, Sally, aber ich glaube, zwei Dinge sind dir doch klar. Erstens: Ich habe nicht das geringste Interesse an Kevvy. Er gehört dir, Gott steh ihm bei. Und zweitens weißt du ganz genau, dass ich ihn dir wegnehmen kann, wann immer ich will.«
    »Das ist nicht wahr«, sagte Sally.
    Rachel lachte. »Er würde alles für mich tun. Und das nur wegen der kleinen Fummelei auf der Brücke, Sally. Hat dir die Vorstellung gefallen? Hat’s dir Spaß gemacht zu sehen, wie ich deinem Freund einen runterhole?«
    »Hör auf«, jammerte Sally. »Bitte.«
    »Schön. Freut mich, dass wir uns verstehen. Also lass uns das noch mal ganz klarstellen. Du gehst jetzt nach Hause und vergisst unser kleines Gespräch. Das hat niemals stattgefunden. Du hast mich nicht gesehen. Denn eins verspreche ich dir, Sally: Wenn du jemals irgendwem davon erzählst, komme ich zurück und sorge dafür, dass Kevvy dich nie wieder anschaut. Selbst wenn du ihn heiratest, ist mir das völlig egal. Ich werde am nächsten Tag mit ihm schlafen, und danach wird er nicht einen weiteren Tag mit dir verbringen wollen, das kannst du mir glauben.«
    Sally sagte nichts. Sie wusste nicht, was sie tun sollte.
    Rachel trat noch näher an sie heran und strich ihr durchs Haar. Sally versuchte, sich von ihr loszumachen, aber Rachel hielt sie fest. »Hast du mich verstanden, Sally?«
    »Ich verstehe überhaupt nichts.«
    »Dann sag mir einfach nur, dass du mir glaubst. Du glaubst mir doch, oder? Du weißt, dass ich dir Kevvy innerhalb einer Sekunde wegnehmen kann.«
    Sally nickte.
    »Gut«, sagte Rachel. Sie grinste und ließ den Zeigefinger der freien Hand über Sallys Wange gleiten. Dann beugte sie sich näher heran, und Sally roch ihren süßen Atem, als Rachel sie sanft auf die Lippen küsste. Es war ein langer

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