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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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mehr nach Hause zurückgekehrt. Wenn ich zurückgegangen wäre, hätte ich sie wahrscheinlich alle beide umgebracht. Das meine ich ganz ernst. Ich habe viel Zeit damit verbracht, mir vorzustellen, wie ich sie umbringe. Aber ich wollte mein eigenes Leben nicht aufgeben, nur weil sie mir so viel angetan hatten. Also habe ich mich mit einer Freundin zusammengetan, und wir sind mit dem Bus nach Las Vegas gefahren. Wir waren sechzehn und ganz allein auf dem Strip. Ich habe miese Jobs in den Kasinos angenommen. Und abends bin ich zur Berufsschule gegangen. Und Polizistin geworden.«
    »Die meisten Mädchen mit einer solchen Vergangenheit wären heute längst tot.«
    »Ich weiß. Rachel zum Beispiel.«
    »Du bist unglaublich«, sagte er.
    Serena schüttelte den Kopf. »Ich bin auch kein Engel. Ich kann unausstehlich sein, das können die allermeisten Männer bestätigen. Ich habe mein Leben damit zugebracht, Männer zurückzuweisen.«
    »Und warum weist du mich nicht zurück?«, fragte er. »Oder versuchst du das vielleicht gerade?«
    »O ja, das tue ich, Jonny. Es ist zu deinem Besten.«
    Stride schwieg. In einer Wohnung ging das Licht an und warf einen schwachen Schein auf ihre Gesichter. Er spürte, wie sein Blick von ihren blassen Lippen angezogen wurde. Sie spürte sein Verlangen, und ihre Lippen öffneten sich ein klein wenig. Zögernd und unsicher beugte sie sich ihm entgegen, und das Haar fiel ihr ins Gesicht.
    Das Licht ging genauso rasch wieder aus, wie es angegangen war. Als sie sich küssten, sahen sie einander nicht. Dann zog Serena sich zurück, und sie verbrachten die nächste Stunde schweigend und hatten auch kein Bedürfnis zu reden.
     
    Der erdbeerrote Fiat Malibu hielt gegen Mitternacht vor dem Haus.
    Sie beobachteten, wie Kevin und Sally ihre Rucksäcke schulterten und erschöpft die Stufen zum Haus hinaufstiegen. Als sie drinnen waren, berührte Stride Serena an der Schulter. Gemeinsam überquerten sie die Straße.
    Stride klopfte an die Wohnungstür im dritten Stock, und Kevin öffnete sofort. Seine Augen waren rot und müde. Er musterte Stride misstrauisch, dann schien er sich zu erinnern. Und sobald er wieder wusste, wer Stride war, schloss Kevin blitzschnell, warum er hier war.
    »Es geht um Rachel, oder?«, fragte er.
    Stride nickte. »Es tut mir Leid, dass wir euch so überfallen, Kevin. Ja, es geht um Rachel. Wir haben ihre Leiche gefunden.«
    Kevin trat von der Türe zurück, und seine Augen füllten sich mit Tränen. Er hatte sich zu einem attraktiven jungen Mann entwickelt, braun gebrannt, mit lockigem blondem Haar.
    Stride stellte Serena vor, als sie in die Wohnung traten, sagte aber nicht, dass sie aus Las Vegas kam. Er schaute sich rasch in der billig eingerichteten Wohnung um und stellte fest, dass etwas fehlte.
    Die Rucksäcke waren fort.
    »Wo ist Sally?«, fragte er.
    Kevin hob den Kopf und sah ihn verständnislos an. »Was? Ach so, die ist unten beim Waschen.«
    »Beim Waschen!«, rief Serena. Sie drehte sich auf dem Absatz um und rannte aus der Wohnung. Stride folgte ihr und ließ Kevin in der offenen Wohnungstür stehen. Sie rannten die Treppe hinunter und nahmen dabei immer zwei Stufen auf einmal, bis sie im Kellergeschoss waren, in einem dunklen Gang, der vom Brummen vieler Maschinen erfüllt war. Stride blieb stehen und lauschte. Vom anderen Ende des Ganges hörte er das vertraute Geräusch einer Waschmaschine.
    Sie stürzten in die Waschküche.
    Sally saß im Schneidersitz auf einem durchgesessenen Sofa und blätterte in einer Ausgabe der Zeitschrift People. Sie riss ebenso erstaunt wie erschrocken die Augen auf, als die Tür so plötzlich aufgestoßen wurde und an die Wand knallte.
    Stride sah die beiden Rucksäcke, die leer auf dem Boden lagen, und zwei Waschmaschinen, die dabei waren, alle möglichen Beweise wegzuwaschen. Leise fluchend schaltete er die Waschmaschinen ab.
    »Was um Himmels willen ist denn los?«, fragte Sally mit zitternder Stimme.
    Stride betrachtete sie eingehend. Sie hatte abgenommen, und es stand ihr gut. Sie trug ein pinkfarbenes Tanktop, weiße Shorts, und von ihrem linken Fuß baumelte eine Sandale. Die andere lag vor dem Sofa auf dem gelblichen Linoleumboden.
    »Weißt du noch, wer ich bin?«, fragte Stride.
    Sally musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. Dann wurde sie ein wenig lockerer. »Ja, das weiß ich. Aber ich wüsste vor allem gern, was hier los ist.«
    »Wer kommt um Mitternacht nach einer langen Autofahrt nach Hause zurück und wäscht

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