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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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Ermittlung steckte, hatte Stride doch immer versucht, sich den Samstagvormittag freizuhalten. Meistens fuhren sie dann in den Canal Park, um am See zu frühstücken und beim Kaffeetrinken die Zeitung zu lesen. Manchmal liefen sie auch ein paar Runden auf dem Sportplatz der High School und belohnten sich anschließend mit Kuchen in der Scandinavian Bakery. Vor allem in diesen Momenten hatte Stride das Gefühl gehabt, dass sie tatsächlich ein Ehepaar waren.
    Doch jetzt packte er am Samstagvormittag seinen Koffer, um nach Minneapolis und von dort nach Las Vegas zu fliegen. Es war wie eine Warnsirene, und Andrea deutete die Zeichen richtig. Sie stand mit verschränkten Armen in einer Ecke des Schlafzimmers, die Lippen zu einer verkniffenen, unglücklichen Linie zusammengepresst. Ein Großteil des Zorns, den sie anfangs gegen ihn gerichtet hatte, als er ihr von der Reise erzählt hatte, hatte sich bereits in Verbitterung und Schmerz verwandelt. Sie wollte keine Erklärungen hören, und er hatte ihr auch nicht viele zu bieten.
    »Tu das nicht«, murmelte sie zum wiederholten Mal. »Verlass mich nicht, Jon.«
    Stride schob mehrere Paar Socken in das Seitenfach seiner Reisetasche. »Ich muss das tun.«
    »Ach, erzähl mir doch nichts«, fauchte sie. »Das ist doch gar nicht mehr dein Problem. Warum kannst du es nicht einfach ruhen lassen?«
    Was konnte er darauf antworten? Er war es Rachel schuldig, die Wahrheit herauszufinden. Sie verfolgte ihn seit Jahren, und er wollte das Rätsel um ihr Verschwinden ein für alle Mal lösen.
    Sich selbst musste er allerdings eingestehen, dass er noch ein weiteres Motiv hatte, von dem er Andrea nichts sagte.
    Er musste sich darüber klar werden, wohin sein Verhältnis mit Serena führen sollte. Denn seine Ehe war am Ende.
    Andrea schien seine Gedanken zu lesen. »Du willst mich verlassen. Ich habe das schon einmal erlebt, ich kenne die Anzeichen.«
    Er hielt im Packen inne. »Ja. Vielleicht tue ich das.«
    »Ist das deine Art, damit umzugehen?«, fragte sie. »Indem du wegläufst? Wir sind schon seit Monaten wie Fremde füreinander. Seit Tagen kommst du praktisch nicht mehr nach Hause und rufst nie an. Wo zum Teufel warst du letzte Nacht?«
    »Frag mich nicht«, sagte er.
    »Warum nicht? Glaubst du, ich weiß nicht Bescheid über dich und Maggie?«
    »Zwischen mir und Maggie ist nichts. Das habe ich dir schon oft genug gesagt. Und darüber werde ich mich jetzt auch nicht streiten.«
    »Wenn wir miteinander reden, könnten wir das vielleicht klären«, sagte Andrea beharrlich. »Mein Gott, du schließt mich immer nur aus. Ich bitte dich, nicht zu gehen. Ich brauche dich.«
    Stride hörte im Geist wieder, was Maggie vor Jahren zu ihm gesagt hatte. »Das weiß ich. Aber du liebst mich nicht. Das hast du nie getan.«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Mach dir doch nichts vor«, sagte er. »Ich will mir jedenfalls nichts mehr vormachen.«
    Andrea sah ihn herausfordernd an. »Ich verlange, dass du hier bleibst und mit mir über alles redest.«
    Er wusste, was sie ihm eigentlich sagen wollte: Du bist mein Mann. Du musst das für mich tun. Und er wollte ja auch, dass sie glücklich war. Er hatte drei Jahre lang versucht, sie glücklich zu machen, und es war ihm nicht gelungen.
    »Es tut mir Leid. Aber ich muss das einfach tun.«
    Andrea stöhnte und schlug die Hand vor den Mund. »Du willst die Scheidung, oder?«
    Stride schloss die Augen. »Du etwa nicht?«
    »Nein!«, rief sie. »Nein, das will ich nicht. Das würde ich niemals wollen!«
    »Aber du bist nicht glücklich«, sagte Stride. »Und ich bin auch nicht glücklich. Da bleibt nur eine Lösung.«
    »Wenn du nur hier bleiben und dich mir nicht entziehen würdest, dann kriegen wir das hin. Aber du redest ja immer nur vom Weggehen.«
    Er nahm ihre Hände in seine und schüttelte den Kopf. »Wir kriegen das nicht mehr hin, Andrea. Es ist besser für uns beide, wenn wir jeder für sich noch mal von vorn anfangen. Und ich glaube, im Grunde siehst du das genauso.«
    Sie wandte sich wutentbrannt von ihm ab. Das blonde Haar fiel ihr ins Gesicht, sie presste beide Hände an die Stirn, und er sah ein wildes Flackern in ihren Augen.
    Dann nahm sie eine Flasche Parfüm von der Kommode und warf sie an die Wand, sodass sie zerbrach. Ein unangenehm süßlicher Geruch erfüllte das Zimmer.
    Andrea starrte auf die Scherben am Boden, und der Anblick schien sie an einen anderen Ort zu versetzen. Sie wirkte mit einem Mal völlig abwesend.
    Stride legte ihr den Arm

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