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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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als würde er ein gewaltiges Zugeständnis machen. »Zwei Wochen. Und falls was Wichtiges reinkommen sollte, ziehe ich Sie früher ab. Verstanden?«
    Stride nickte. »Ich weiß das zu schätzen. Vielen Dank, Sir.«
    Ohne ein weiteres Wort erhob sich der Polizeichef und kehrte zum Aufzug zurück. Die Türen öffneten sich sofort und verschluckten ihn. Das Aufzuggetriebe summte, während es ihn zurück in den vierten Stock beförderte.
    Stride atmete tief durch. Er wusste, wie die Sache lief. K-2 war keineswegs nach unten gekommen, um ihn von dem Fall abzuziehen. Dazu war es noch viel zu früh. Er hatte Stride nur mitteilen wollen, dass die Zeit lief.
    »Was soll ich machen?«, fragte Maggie. Sie betrachtete ihre drei Karten, die einen Gesamtwert von zwölf ergaben. Der Croupier hatte gerade eine Sechs als oberste Karte aufgedeckt.
    Stride legte seine Zigarette auf den Rand des Aschenbechers. Ihr Qualm schlängelte sich in die Höhe und vermischte sich mit der grauen Wolke, die bereits über den Black-Jack-Tischen hing und sich unter der niedrigen Decke staute. Jedes Mal, wenn Stride einatmete, schmeckte er abgestandenen Rauch. Seine Augen brannten von der schlechten Luft, und weil es bereits nach Mitternacht war. Sein Tag hatte vor über achtzehn Stunden begonnen. Er war im Büro sitzen geblieben, bis Maggie angerufen und ihm angedroht hatte, ihn notfalls mit Gewalt von dort zu entfernen.
    »Keine Karte mehr«, sagte Stride.
    »Aber ich bin erst bei zwölf. Ich finde, ich sollte noch eine nehmen.«
    Stride schüttelte den Kopf. »Die Chancen stehen gut, dass der Croupier eine Zehn hat. Wenn er bei sechzehn wäre, müsste er eine Karte ziehen, und dann kommt er vielleicht über einundzwanzig. Nimm keine Karte mehr.«
    »Karte«, sagte Maggie. Der Croupier legte einen Herzkönig vor sie. »Mist!«
    Stride legte seine Karten auf den Tisch. Sie ergaben einen Wert von vierzehn. Der Croupier drehte seine verdeckte Karte um – ein Bube – und nahm dann eine weitere Karte. Eine Zehn.
    »Arschloch«, murmelte Maggie.
    Stride lachte, als der Croupier ihm zwei weitere Chips auf den Stapel legte.
    In dem kleinen Kasino roch man den Schweiß der etwa einhundert Menschen, die sich in dem engen Raum drängten. Die meisten trugen Wolle wegen der winterlichen Temperaturen draußen und kamen jetzt fast um in der Hitze, die von den vielen Menschen und den Spielautomaten erzeugt wurde. Es war stickig und laut. Die Automaten übertönten einander mit elektronischen Geräuschen und dem Geklapper der Münzen, die herausfielen. Der ganze Raum war erfüllt von Stimmengewirr und einem gelegentlichen Aufschrei, wenn jemand einen Jackpot erspielt hatte.
    Sie spielten seit fast einer Stunde, und Stride hatte schon vierzig Dollar gewonnen. Maggie war zwanzig Dollar im Minus. Stride nahm zwei Spielchips und platzierte sie im Einsatzbereich.
    »Du gewinnst doch«, sagte Maggie. »Warum lässt du’s nicht einfach laufen? Wenn du mehr einsetzt, gewinnst du auch mehr. Jedes Mal setzt du nur zwei Dollar, selbst wenn du eine Glückssträhne hast.« Sie schnitt eine Grimasse und gab einen gackernden Laut von sich. Dann nahm sie zehn Chips und häufte sie vor dem Croupier auf den Tisch. »Du hast einfach keinen Mumm in den Knochen, Stride.«
    »Ganz schön mutig für eine Frau, die gerade ihr letztes Hemd verliert.«
    »Führ mich nicht in Versuchung«, erwiderte sie augenzwinkernd.
    Sie hatten den ganzen Tag damit verbracht, noch einmal die Leute zu verhören, die Rachel gekannt hatten. Der abendliche Ausflug ins Kasino gab ihnen die Möglichkeit, den Fall, der sie seit drei Wochen ununterbrochen beschäftigte, für kurze Zeit zu vergessen. Aber ganz konnten sie ihm trotzdem nicht entkommen. Der Fernseher über der Theke zeigte noch einmal Bird Finchs Interview mit den Eltern. Es war gar nicht nötig, den Ton zu hören – Birds aggressive Körpersprache genügte.
    »Vielleicht hat er ja Recht«, bemerkte Maggie zähneknirschend. »Vielleicht haben wir es wirklich mit einem Serienmörder zu tun.«
    Stride warf ihr einen Blick aus dem Augenwinkel zu. Dann schüttelte er unwillig den Kopf. »Es fühlt sich nicht so an, als wäre es ein und derselbe Fall.«
    »Nein? Vielleicht willst du auch einfach nicht, dass es ein und derselbe Fall ist? Wir haben zwei junge Mädchen, die nur ein paar Kilometer voneinander entfernt gewohnt haben, und beide sind spurlos verschwunden.«
    »Die Methoden sind zu unterschiedlich«, sagte Stride. »Wir waren uns doch einig,

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