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Unnatural History

Unnatural History

Titel: Unnatural History Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Green
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die starre Figur. Ihre Hand lag auf Ulysses Schulter. Die wächserne Nachbildung des Neandertalers, den man seinem zerschlagenen Schaukasten entnommen hatte, lehnte nun an der Wand der Galerie, um unaufhörlich zurück zu starren, einen Arm erhoben, eine Keule aus irgendeinem Geweih drohend in der anderen Hand.
    »Der hier macht uns sicher keinen Ärger«, meinte Ulysses.
    Plötzlich flackerte in seinem Kopf ein Warnlämpchen auf. Ulysses fuhr herum und stieß Geneviève gerade noch rechtzeitig aus dem Weg, bevor sich etwas Großes aus der Dunkelheit löste und direkt in ihn hinein stieß. Ulysses wurde krachend zu Boden geschickt, gerade als er im Inneren seiner Jacke nach der Pistole griff. Die Lampe fiel ihm aus der Hand und die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst, als das Biest auf ihm landete. Er wand sich, versuchte sich von dem Gewicht des Dings zu befreien. Währenddessen zerrte er seine Pistole ganz aus der Jacke und richtete sie auf den Schatten, der sich deutlich über ihm abzeichnete. Eine große Faust sauste herab, direkt auf seinen ausgestreckten Arm. Unter diesem unerwarteten Schlag verkrampften sich die Muskeln in seiner Hand und er ließ die Waffe los, die nun weit über den Boden der Galerie schlitterte. Das Biest brüllte siegessicher. Geneviève schrie.
    Unbewaffnet musste Ulysses sich etwas anderes einfallen lassen. In dem schauerlichen Mondschein ragte die Kreatur wie ein zerlumpter Schatten vor ihm auf. Ulysses konnte nicht viel mehr als das schimmernde Funkeln ihrer Augen und den nassen Schein der entblößten Fänge erkennen. Der Gestank des ranzigen Atems ließ ihn würgen, als die Kreatur ihm einem heißen Schwall ins Gesicht blies. Er fühlte sich nach Tibet zurückversetzt, als Teile des Kampfes mit dem Schneeungeheuer in dem versteckten Kloster aus seinem Unterbewusstsein nach oben drangen. Er hatte diese Begegnung überlebt und das würde er auch hier tun, zum Teil war das auch den Kampfkünsten zu verdanken, die ihn die tibetischen Mönche gelehrt hatten. Er kickte mit aller Kraft mit seinem rechten Bein nach oben. Die Spitze seines Schuhs traf die Kreatur im Nacken. Das Ding heulte auf, krümmte seinen Rücken, und somit verschwand endlich das Gewicht von Ulysses´ Beckenknochen. Er zog sein Bein zurück, warf seinen Körper nach vorne und erhob sich. Als er endlich seine Arme frei hatte, stieß er sie vorwärts, die Handflächen aneinandergelegt. Er hieb ihr direkt ins Brustbein und stieß die Kreatur so von sich. Einen Moment später jedoch machte sie sich wieder zum Sprung bereit. Auf ihren muskulösen Beinen ragte sie vor Ulysses empor, die behaarten Arme erhoben, bereit, ihn in die gepflegten Marmorplatten des Galeriefußbodens zu hämmern. Ohrenbetäubend brüllte das Monstrum seine Wut heraus und trommelte mit den Fäusten auf seine Brust, um offenkundig darzulegen, auf wessen Territorium sie sich hier befanden.
    Ohne einen Moment des Zögerns sprang es Ulysses erneut an. Doch dieses Mal war er darauf gefasst. Gerade als die affenartige Kreatur direkt vor ihm war und mit ledrigen Pfoten nach ihm griff, packte er zu, ließ sich nach hinten und unter dem Angriff der Bestie hindurchfallen und riss mit beiden Fäusten große Büschel aus dem Fell, während er einen seiner Füße mit voller Wucht in das Zwerchfell des Angreifers stieß. Wieder einmal landete er mit seinem Rücken auf dem kalten Steinboden, doch dieses Mal nahm er die taumelnde Kreatur mit sich, die nun völlig aus dem Gleichgewicht geraten war. Er spürte, wie das ganze Gewicht des Dings auf ihm landete, und zog beide Füße zu sich heran, um mit der ganzen Kraft seiner Beine das Biest von sich zu stoßen.
    Die Kreatur segelte über Ulysses Kopf hinweg. Er konnte noch hören, wie sie protestierend aufheulte und dann folgte nur mehr ein einziges mächtiges Getöse. Eilig sprang Ulysses auf und drehte sich um, bereit, dem Angreifer erneut entgegenzutreten.
    Glasscherben glitzerten im monochromen Licht der Halle. Unfähig, seinen Sturz aufzuhalten, war das Monster in einen der Schaukästen gekracht. Mit verärgertem Schnauben versuchte das Biest, sich von den zersplitterten Überbleibseln der Vitrine zu befreien. Ulysses vermutete, dass es sich bei dem Zusammenstoß verletzt haben musste, doch ganz gleich, welche Verletzungen es sich zugezogen hatte, sie trugen nicht zu seiner Verlangsamung bei.
    Die grelle Punktleuchte der am Boden liegenden Taschenlampe umfing die Kreatur, die die Augen gegen die plötzliche

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