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Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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vielleicht
erinnern Sie sich?«
    »Ja, ja, ich weiß Bescheid«,
grunzte ich.
    »Sie war mit Roger Lowell
verlobt, einem gutaussehenden netten Mann, der von seinem Vater massenhaft Geld
geerbt hatte und außer Irene nur seiner Jacht Interesse entgegenbrachte. Alles
war also in bester Ordnung — bis die kleine Schwester auftauchte.«
    »Eva?«
    »Eva«, nickte Williams. »Sie
war das genaue Gegenstück von Irene. Ein auffallender, brünetter Typ mit einer
Figur, bei deren Anblick die Männer Stielaugen bekamen, und mit einer
entsprechend extrovertierten Art. Ein Mädchen, das noch in Sackleinen sexy
gewirkt hätte.«
    »Also Eva war eine Wucht«,
sagte ich. »Und was geschah auf der Party?«
    »Eva war leider mehr als eine
Wucht«, widersprach er mir. »Nämlich ein eiskaltes Aas. Gleich nach ihrer
Ankunft in New York, als sie erfahren hatte, daß Irene mit Lowell verlobt war,
machte sie sich an ihn heran. Zwei Wochen später hatte sie es geschafft. Er war
restlos in sie verschossen. Ich habe noch nie einen Mann erlebt, der so
verrückt nach einer Frau war wie er.«
    »Wie reagierte Irene darauf?«
    »Das weiß wohl niemand genau«,
erwiderte Williams nachdenklich. »Offenbar wußte sie, was gespielt wurde.
Sofern es Eva ihr nicht selbst gesteckt hatte, gab es genügend Freunde und
Bekannte, denen es ein Vergnügen gewesen wäre, ihr die Wahrheit unter die Nase
zu reiben. Aber sie ließ sich nichts anmerken, sondern sprach weiter davon,
Lowell zu heiraten, sobald das Stück abgesetzt war, und behandelte ihre
Schwester ausgesprochen freundlich — bis zu jener Party.«
    »Ich dachte schon, wir kommen
überhaupt nicht mehr bis zu dieser verdammten Party«, brummte ich. »Reden Sie
weiter.«
    »Eines müssen Sie über Eva
wissen«, fuhr er fort. »Sie trank nicht. Niemand hielt das für besonders
wichtig, bei ihrem Naturell brauchte sie ohnehin keinen Alkohol, um sich zu
animieren. Aber in jener Nacht gewann ihre Abstinenz Bedeutung. Roger Lowell
besaß, wie Sie bereits wissen, eine Jacht, und Francis Hurlingford, der
Verleger, ebenfalls. Hurlingford forderte Roger auf, seine Verlobte zum
Wochenende mitzubringen, und auch noch einige andere nette Leute vom Ensemble.
Infolgedessen waren wir insgesamt fünf Personen, als wir nach Long Island
hinausfuhren: Roger und Irene, Eva, Ian Vertaine und ich. Nein, ich muß mich
berichtigen, Ian mußte leider absagen. Wir trafen erst nach Mitternacht ein,
die Party mußte bereits seit Stunden im Gange sein. Lou Kestler war auch da mit
einem billigen Flittchen — und Karsh. Hurlingford war schon halb betrunken und
bestand darauf, daß wir alle aufholen müßten.«
    Williams hielt inne, um sich eine
neue Zigarette anzustecken, und blickte mich dann halb entschuldigungheischend an. »Sie wissen, wie das bei einer bestimmten Art von Partys ist. Nach ein paar
Stunden harten Trinkens wirkt beinahe alles irrsinnig komisch. Und als Irene
anfing, Eva wegen ihrer Nüchternheit auf den Arm zu nehmen, hielten das alle
für einen Heidenspaß. Aber da sie endlos darauf herumritt, hörte es allmählich
auf, komisch zu sein. Sie attackierte Eva äußerst raffiniert, verspottete sie,
deutete an, Eva fürchte den Alkohol nur, weil dann ihr wahres Ich zum Vorschein
käme, und erging sich in detaillierten Schilderungen, welche entsetzlichen
Abgründe sich da auftun würden. Schließlich ging Eva auf sie los, und es kam zu
einem heftigen Streit. Nachdem wir die beiden voneinander getrennt hatten,
verlangte Eva einen Whisky. Weitere sechs Gläser machten sie völlig blau.«
    »Ist das alles?« fragte ich.
    »Nein«, Williams schüttelte den
Kopf. »Hurlingford war sofort auf Eva angesprungen, und als er merkte, daß sie
betrunken war, ließ er nicht mehr locker. Ich sah, wie Irene in einer Ecke mit
ihm flüsterte, gleich darauf ging er zu Eva hin, hob sie auf den Arm und
schleppte sie in sein Zimmer. Sie schrie, er solle sie wieder runterlassen,
aber niemand kümmerte sich darum außer Lowell. Er wollte hinter den beiden her,
und als Irene ihn zurückzuhalten versuchte, schlug er sie mit der Faust nieder.
Dann rannte er wieder Hurlingford nach, aber diesmal trat ihm Karsh in den
Weg.«
    Williams drückte seinen
Zigarettenstummel aus und sah mich mit einem leicht verlegenen Grinsen an. »Ich
selber war ziemlich beschäftigt, mein Glück bei einer sehr attraktiven
Exfreundin von Hurlingford zu versuchen, aber so gegen sechs Uhr früh stand ich
dann doch vor ihrer verschlossenen Tür und kehrte ins

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