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Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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die Sofakante stießen und sie mit dem Gesicht voran
darüber fiel.
    Ihre Schultern bebten
krampfhaft, dann begann sie zu weinen, mit dem leisen, kläglichen Wimmern eines
Kindes, dem es trotz heftigster Bemühungen nicht gelungen ist, das Auge seines
Spielgefährten auszuquetschen.
     
     
     

8
     
    Der letzte Rettungsanker
darbender Schauspielerinnen am Broadway hatte den Hut noch immer in den Nacken
geschoben und eine Zigarre im Mundwinkel kleben, als ich das Büro betrat. Seine
Augen waren fest geschlossen. Vielleicht dachte er nach oder träumte auch nur
von einer großen, erfolgreichen Schauspielerin und den Prozenten, die er bei
ihr kassieren würde.
    »Hallo«, sagte ich, »wenn das
nicht Barney Meekers ist, mein alter Freund und Lügenbold.«
    Seine Augen öffneten sich mit
dem Tempo eines Theatervorhangs. »Da sind Sie ja schon wieder«, sagte er
verbittert. »Haben Sie mir diesmal vielleicht eine Tanz- und Gesangsnummer
anzubieten?«
    »Sie haben mir gestern einen
Namen genannt — Jenny Shaw«, sagte ich bedeutungsvoll.
    »Ich wollte Ihnen einen
Gefallen tun.« Er zuckte die Schultern. »Ist etwas dagegen einzuwenden?«
    » Gestern
vormittag war Jenny Shaw nur ein Name«, erwiderte ich. »Am Nachmittag
bereits ein Mensch aus Fleisch und Blut — und abends, auf dem Teppich in meinem
Wohnzimmer, eine Leiche.«
    Er streckte beide Hände
abwehrend aus. »Und dafür machen Sie Barney Meekers verantwortlich?«
    »Wo hatten Sie den Namen so
plötzlich her?«
    »Aus dem Gedächtnis, woher
sonst?« Seine Stimme bekam einen beleidigten Unterton. »Gestern haben Sie mich
wunder wie bekniet, und jetzt machen Sie mir meine Gutmütigkeit womöglich noch
zum Vorwurf. Glauben Sie etwa, ich hätte das Mädchen umgebracht?«
    Ich ging um den Schreibtisch
herum, packte ihn an beiden Rockaufschlägen und zerrte ihn etwa einen halben
Meter aus seinem Stuhl hoch. Dann ließ ich ihn unvermittelt los. Er stöhnte,
als der Aufprall sein Rückgrat zusammenstauchte.
    »Zu Ihrem Glück spricht der
Zweifel für den Angeklagten, Barney«, sagte ich ruhig. »Vor zwei Jahren wurden
Sie von einem Mann namens Mannie Karsh in Angst und Schrecken versetzt. Er
sieht aus wie der leibhaftige Tod und sagte Ihnen, daß Roger Lowell kein
Einzelfall bliebe, falls Sie sich weiterhin für das Verschwinden von Irene
Mandell interessieren sollten.«
    Barney zuckte kläglich die
Schultern. »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden.«
    »Ich«, fuhr ich fort, als hätte
ich ihn überhaupt nicht gehört, »bin da bedeutend rigoroser. Ich reiße Ihnen
beide Ohren ab, zünde Ihr Haar an und lasse Sie auf kleiner Flamme schmoren.«
    Ich nahm ihm die Zigarre aus
dem Mund und drückte das glühende Ende gegen den Knoten seiner Fliege. Er
schnappte nach Luft, als ihm der beißende Geruch verbrannter Seide in die Nase
stieg.
    »Sie haben eine Chance,
Barney«, sagte ich in verbindlichem Plauderton. »Erinnern Sie sich, was mit den
Schwestern Mandell passiert ist, aber schnell, bevor die Zigarre bis zu Ihrem
Hals durchgebrannt ist.«
    Die Augen quollen ihm bei dem
Gedanken fast aus dem Kopf. »Bitte!« gurgelte er entsetzt. »Nehmen Sie das Ding
weg. Ich will ja reden, aber ich weiß wirklich nicht viel.«
    Ich zog die Zigarre weg und
stopfte sie in seinen Mund zurück, während er eilig die glimmenden Reste der
Fliege von seinem Hals entfernte.
    »Lassen Sie diesmal aber nichts
aus, Barney«, warnte ich ihn, »oder es geht Ihnen dreckig.«
    »Okay, okay.« Er hob
beschwörend die Hände. »Ich sage Ihnen alles, was ich weiß. An einem Wochenende
war draußen auf Long Island eine große Party. Irene und Eva fuhren nach der
Vorstellung hin. Eine so unwichtige Person wie ich war natürlich nicht
eingeladen. Aber an dem Abend hat alles angefangen.«
    »Wer hat die Party gegeben?«
    »So ein Verleger mit einer
Jacht von den Ausmaßen der Queen Mary und einem riesigen Haus. Ein
Millionär, heißt Hurlingford.«
    »Und was geschah auf dieser
Party?«
    »Genau weiß ich das nicht«,
antwortete er mit erzwungener Ruhe. »Ich sage Ihnen doch, daß ich nicht
eingeladen war. Dieser Hurlingford verkehrt in den merkwürdigsten Kreisen. Er
hat sogar Kontakte zu den Gangstersyndikaten. Aber Leute wie mich findet er
nicht interessant genug.«
    »Meinen Sie mit Gangstern Typen
wie Lou Kestler?«
    »Nach dem, was ich gehört habe,
ja.«
    »Was wissen Sie sonst noch?«
    »Nichts, so wahr mir Gott
helfe. Ich will tot umfallen, wenn das nicht die Wahrheit ist.«
    »Okay«,

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