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Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Wohnzimmer zurück, um
meine Enttäuschung in Alkohol zu ertränken. Ich ging hinter die Bar und goß mir
einen Whisky ein, der ein Pferd umgehauen hätte, und schlief ein, bevor ich ihn
noch halb geleert hatte. Als ich ein paar Stunden später aufwachte, lag ich
noch immer hinter der Bar auf der Erde und hörte, wie sich zwei unterhielten.
Es waren Hurlingford und Kestler, und beider Stimmen klangen stocknüchtern.
Karsh hörte ich zwar nicht, aber ich konnte seine Anwesenheit förmlich fühlen.
Irgend etwas in ihrem Tonfall ließ es mir geraten erscheinen, den Kopf nicht
über die Bartheke zu heben und mich nach ihren
Wünschen zu erkundigen.
    Hurlingford schien Kestler um
einen Gefallen zu bitten. Er sei nicht schuld daran, sagte Hurlingford, er wäre
schließlich genauso betrunken gewesen wie sie, abgesehen davon habe er den
Eindruck gehabt, sie hätte das gleiche Vergnügen dabei empfunden wie er selbst
— aber plötzlich sei sie schlaff geworden. Was solle er denn jetzt machen? Die
Presse würde ihn in der Luft zerreißen, und vor Gericht würde ihm niemand
Glauben schenken. So ging es noch eine Zeitlang weiter, wobei er ständig
wiederholte, daß Kestler in solchen Dingen doch Erfahrung habe und ihm
unbedingt helfen müsse.
    Schließlich sagte Kestler okay,
er würde sich um die Sache kümmern, über die Einzelheiten könnten sie später redem Hurlingford solle zunächst
einmal die Party abbrechen und seine Gäste so schnell wie möglich aus dem Haus
schaffen. Dabei müsse er sagen, daß Eva bereits nach New York zurückgefahren
sei. Hurlingford war auch einverstanden, bezweifelte jedoch, daß sich Lowell
mit dieser Auskunft zufriedengeben würde. Um Roger zu beruhigen, müsse man
schon etwas Überzeugenderes erfinden. Kestler schlug daraufhin vor, daß Irene
ihren Verlobten übernehmen solle. Ihr könne man ja reinen Wein einschenken,
zumal sie ebensoviel Schuld am Schicksal ihrer Schwester träfe wie Hurlingford,
sie habe die ganze Sache schließlich in Gang gebracht. Falls sie Einwände
erheben sollte, würden Kestler und Mannie Hurlingfords Wunsch Nachdruck
verleihen. Die beiden sprachen noch einen Moment, dann ging Hurlingford zu
Irene. Ich wartete in meinem Versteck ab, bis auch Kestler und dieser
Berufsmörder endlich verschwunden waren.«
    Williams rieb sich mit der
Handfläche die Stirn. »Gegen Mittag waren wir alle wieder in Manhattan. Irene
mußte Lowell überzeugt haben, denn er erhob keine Einwände, jedenfalls habe ich
nichts dergleichen bemerkt. Das letzte Mal sah ich Irene Mandell, als ich sie
vor ihrer Wohnung absetzte.«
    »Hatten Sie später, nach Irenes
Verschwinden, als Lowell drohte, die Polizei zu verständigen, nicht das
Bedürfnis, Ihrerseits zur Polizei zu gehen und von dieser belauschten
Unterredung zu berichten?«
    »Natürlich.« Er tupfte sich das
Gesicht mit einem Kavalierstaschentuch ab. »Ich war schon nahe daran, aber dann
haben mich einige Ereignisse davon abgehalten. Einmal das Säureattentat auf
Lowell, und zweitens ein persönlicher Besuch von Mannie Karsh.« Ihn überlief
ein Schüttelfrost. »Ich bin also ein Feigling gewesen. Aber schließlich
schuldete ich den Schwestern Mandell nichts und hatte keine Lust, den Rest
meines Lebens blind herumzulaufen.«
    »Von wem stammte eigentlich die
Idee, Irenes Verschwinden mit einem Nervenzusammenbruch und Erholungsaufenthalt
auf dem Lande zu erklären?«
    »Von Lowell. Nachdem sie
bereits einige Tage weg war, rief er mich an und schlug vor, diese Geschichte
zu verbreiten. Er meinte, daß sie bald wieder auftauchen würde. Sie habe ihm
gesagt, Eva sei aus New York abgereist, weil sie beide an jenem Sonntagmorgen
auf Long Island noch einen gewaltigen Krach miteinander gehabt hätten, und es
sei zweifelhaft, ob sie sich je wiedersehen würden. Daher vermutete Lowell,
Irene sei noch zu erregt, um Theater spielen zu können, aber sie würde mit der
Zeit schon darüber hinwegkommen.«
    »Sind Sie eigentlich zu einem
späteren Zeitpunkt doch noch bei der von Ihnen erwähnten Exfreundin
Hurlingfords gelandet?« erkundigte ich mich.
    »Nein, ich bin ihr nie wieder
begegnet«, erwiderte er. »Na ja, es gibt noch andere hübsche Mädchen. Im Moment
habe ich gerade Jean Vertaine im Auge. Ich weiß eigentlich selber nicht, warum
sie mir nicht schon viel früher aufgefallen ist. Und diesmal habe ich alle
Trümpfe in der Hand. Ihr wunder Punkt ist nämlich ihr Bruder, und den nehme ich
jetzt systematisch auseinander. Jeden Tag ein Stückchen

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