Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Produzent, und
brauchen Sie deshalb eine Schauspielerin?« unterbrach er mich rüde. »Oder
wollen Sie nur eine Puppe für Ihr Privatvergnügen? Für wen halten Sie mich
eigentlich?«
    Ich hob seine beiden Fersen vom
Schreibtisch und ließ sie plötzlich los. Seine Füße knallten so heftig auf den
Fußboden, daß ihm die Zigarre aus dem Mund fiel.
    »Ich bin nur ein bescheidener
kleiner Privatdetektiv, der sich sein Brot verdienen muß«, sagte ich geduldig.
»Und wenn Sie jetzt nicht so lange die Klappe halten, bis ich ausgeredet habe,
werde ich Ihnen so die Visage polieren, daß Sie zum Zähneputzen ein
Spezialmittel brauchen.«
    Er hob eilig seine Zigarre auf,
die ein Loch in seine Schreibtischplatte zu brennen begann. »Na ja, wir sind ja
zivilisierte Menschen«, sagte er beruhigend. »Sie suchen eine Schauspielerin?«
    »Irene Mandell — ich muß sie
finden.«
    Er zuckte wieder die Schultern.
»Da kann ich mich Ihnen nur anschließen. Ich würde sie auch gern finden. Seit
zwei Jahren kein Wort — nicht mal eine Postkarte.«
    Ich hielt ihm zugute, daß eine
gewisse Geschwätzigkeit nun mal zu seinem Beruf gehörte. Da ich nicht noch mehr
Zeit vertrödeln wollte, berichtete ich ihm in knappen Worten, was ich bisher
wußte, von dem Theaterstück und Irene Mandells Zusammenbruch.
    »Das stimmt«, sagte er und
nickte düster. »Ein harter Brocken, sogar für Irene. Jeden Abend mußte sie den
Verstand verlieren. Im dritten Akt war sie ganz allein auf der Bühne. Ich habe
schon bei der Premiere gesagt, das sei zuviel. Sie hat sich zu sehr verausgabt.
Was soll denn da noch übrigbleiben?«
    »Aber wegen Ihrer zehn Prozent
Vermittlungsgebühr haben Sie sich keine Gedanken gemacht?« fragte ich.
    »Denken Sie, ich arbeite zum
Vergnügen?« Seine Zigarre wippte erregt auf und nieder. »Deswegen habe ich
trotzdem ein Herz. >Baby<, habe ich ihr gesagt, >du bist großartig,
ganz große Klasse. Aber acht Wochen sind genug. Dann such ich dir ein neues
Stück aus, das dich nicht so fertigmacht.< Sie hat dem kleinen Barney nicht
mal zugehört. Und dann ist es passiert.«
    »Wissen Sie, wohin sie gefahren
ist? Nach dem Zusammenbruch, meine ich, um sich zu erholen?«
    Meekers schüttelte
nachdrücklich den Kopf. »Ich habe Ihnen doch schon gesagt — nicht mal eine
lausige Postkarte.«
    »Haben Sie sich bemüht, etwas
über sie in Erfahrung zu bringen?«
    »Ich habe keine Zeit, Leuten
nachzulaufen. In meinem Beruf muß man am Ball bleiben. Zehn Prozent ist nicht
viel, und ich muß schließlich essen.«
    »Darüber könnte man geteilter
Meinung sein«, sagte ich. »Wer hat Irene sonst noch gekannt?«
    Er schnurrte die Namen
herunter, die ich bereits auf meiner Liste hatte, zögerte dann einen Augenblick
und fügte schließlich den letzten hinzu — Eva Mandell, ihre Schwester.
    »Wer noch?« beharrte ich.
    »An ihrem Privatleben war ich
nicht mit zehn Prozent beteiligt. Fragen Sie zur Abwechslung doch mal jemand
anders aus. Die Rumquatscherei mit Ihnen bringt mir nichts ein.«
    »Vielleicht sollte ich Ihnen
doch die Zähne einschlagen«, sagte ich nachdenklich. »Nur so aus Sport.«
    »Bitte.« Er streckte mir
besänftigend die Hände entgegen. »Keine Gewalt. Diese Zähne haben mich schon
zweihundert Dollar gekostet und sind noch nicht mal voll bezahlt. Irene hatte
eine Privat-Garderobiere, die ihr auch manchmal zu Hause half. Vielleicht
können Sie die auftreiben.«
    »Wie heißt sie?«
    »Ich überlege.« Er trommelte
mit seinen derben Fingern gegen die Schläfe. »Jenny... ich muß ganz scharf
nachdenken. Jenny... Shaw? Ja, das stimmt. Jenny Shaw.«
    »Wo kann ich sie finden?«
    »Bin ich der liebe Herrgott,
daß ich weiß, wo sie in dieser Acht-Millionen-Stadt steckt?« Er schaukelte
ärgerlich auf seinem Stuhl hin und her. »Sie haben mir schon den ganzen Tag
vermiest. Soll ich etwa mein Leben lang dafür büßen, daß ich einmal Irene Mandells Agent gewesen bin?«
    »Wenn Sie nicht wissen, wo sie
ist, wer weiß es dann?«
    »Ihre Mutter vielleicht? Soll
ich auch noch ihre Mutter kennen? Wozu sind Sie eigentlich Detektiv?«
    »Das habe ich mich auch schon
gefragt«, sagte ich.
     
    Ich aß im Black Angus schnell ein paar Happen zu Mittag und ging dann in mein Büro zurück. Fran
Jordan, meine bezaubernde, grünäugige, rothaarige Sekretärin, die darauf
besteht, außerhalb der Bürozeiten ein Privatleben zu führen, von dem ich in den
meisten Fällen ausgeschlossen bleibe, blickte mir mit gemäßigtem

Weitere Kostenlose Bücher