Unschuldig!
seinen Vater verloren, er braucht Sicherheit. Er muss wissen, dass ich für ihn da bin.”
Aber noch während sie sprach, sah sie vor ihrem geistigen Auge Bilder, die zeigten, was alles hätte geschehen
können
, wenn Andrew hier gewesen wäre. Sie musste ihren Sohn beschützen.
Coop legte ihr eine Hand auf die Schulter. “Lass es mich bitte für dich tun, Julia. Ich bin hergekommen, weil ich dir helfen wollte, aber bislang habe ich mich noch nicht sehr nützlich machen können.”
“Das ist nicht wahr!” wandte sie ein. “Du bist fantastisch gewesen.”
“Coop hat Recht”, warf Steve ein. “Solange dieser Verrückte noch frei herumläuft, wäre es für Andrew besser, wenn er woanders ist.”
“Und was ist mit der Schule?” fragte sie und griff nach dem erstbesten Vorwand.
“Bis zu den Sommerferien sind es nur noch drei Tage”, bemerkte Steve. “Wenn du seiner Lehrerin die Situation erklärst, wird sie das bestimmt verstehen. Vor allem, weil die Nachricht vom Einbruch morgen früh ohnehin in der ganzen Stadt bekannt ist.”
Er hat Recht, dachte Julia, als ihr die Drohungen des Angreifers wieder durch den Kopf gingen. Ob zu Hause, in der Schule oder bei seinem Freund – Andrew würde immer ein Ziel abgeben. Die einzige andere Alternative war, ihn nicht aus dem Haus zu lassen und rund um die Uhr zu bewachen. Aber nicht mal das war eine Garantie für seine Sicherheit.
Bei Coop wäre er sicher. Sie drückte die Finger auf ihre Augenlider und begann ihn schon jetzt zu vermissen. Sie überlegte, wie lange es wohl dauern würde, ehe die Polizei den Angreifer gefasst hätte. Tage? Wochen?
Denk an Andrew. Das sagte sie sich immer und immer wieder, wie ein Mantra, bis sie sich stark genug fühlte, das zu tun, was getan werden musste.
“Also gut”, sagte sie und sah ihrem Vater in die Augen. “Bring ihn in die Berghütte, Dad.”
“Okay.” Coop stand auf. “Nachdem wir das geklärt haben, wäre es ganz gut, wenn wir uns alle wieder schlafen legen würden. Es wird schon bald hell.”
Nachdem Coop nach oben gegangen war, rutschte Julia bis zur Kante ihres Sessels. “Was den Rest der Nacht angeht”, sagte sie, als Steve sich erhob, “musst du nicht hier unten bleiben und Wache schieben. Du hast gehört, was Hammond gesagt hat. Der Einbrecher kommt bestimmt nicht heute Nacht zurück.”
“Ich bleibe, Julia, also hör schon auf damit.”
Er wurde von einem kurzen, grellen Lichtblitz am Fenster unterbrochen.
Erschrocken sprang Julia auf. “Was war das?”
“Ein Kamerablitz. Bleib hier.”
Zum zweiten Mal in dieser Nacht jagte Steve hinter einem Eindringling her. Diesmal aber verlieh die Wut ihm Flügel, und diesmal, das schwor er sich, würde er den Bastard nicht entwischen lassen.
Gerade wollte der Fremde nach rechts in die Via del Rey einbiegen, als Steve mit ausgestreckten Armen auf ihn zusprang. Sie stürzten beide hin und rollten den Abhang hinunter. Als sie endlich liegen blieben, schrie der Mann, der unter Steves Körper in der Falle saß, eine Warnung.
“Wenn Sie mir nur ein einziges Haar krümmen, werde ich Sie verklagen!”
“Mich verklagen?” Steve riss ihn herum und setzte sich rittlings auf dessen Oberkörper. “Freundchen, so lange wirst du gar nicht leben.” Er packte das Hemd des Mannes und schüttelte ihn heftig. “Wer zum Teufel bist du?”
“Mein Name ist Ron Kendricks.” Mit zitternden Fingern wühlte er in seiner Hemdtasche und zog einen Presseausweis hervor. “Ich bin Reporter.”
“Na, sieh mal an”, sagte Steve und packte fester zu. “Du bist doch das Stück Dreck, das Julia Bradshaw belästigt.”
“Ich mache nur meine Arbeit, Reyes.”
“Tatsächlich?” Steve entdeckte die Kamera, die im Rinnstein gelandet war, ließ Kendricks los und ging, um sie aufzuheben.
“Hey!” Kendricks rappelte sich auf, als Steve gerade die Klappe an der Kamera öffnete. “Was soll das?”
Steve antwortete nicht, sondern zog den Film heraus und zerknüllte ihn.
“Hey, du Hurensohn. Du vergehst dich an meinem Eigentum, verdammt!”
“Und das hier ist Privatbesitz, auf den du eingedrungen bist. Also verschwinde.”
Kendricks machte einen Schritt nach vorne, um seinen Film zu holen, überlegte es sich dann aber noch einmal. “Sie werden dafür büßen, Reyes.”
Steve warf ihm die Kamera zu. “Verschwinde.”
Er wartete auf dem Fußweg, bis Kendricks außer Sichtweite war, erst dann ging er zur “Hacienda” zurück.
Julia trat einen Schritt zur Seite, um
Weitere Kostenlose Bücher