Unschuldig!
den Koffer und stellte ihn zwischen Steve und sich. Unaufgefordert begann er, die Namen aller vierundzwanzig Wagen herunterzurasseln, und stoppte nur, wenn er auf eines seiner Lieblingsautos zeigte.
Als er geendet hatte, sah er auf. “Wann kommt Andrew zurück?”
“In ein oder zwei Wochen.” Steve hoffte, dass er nicht zu optimistisch war. Angesichts Julias zahlreicher Anrufe in der Hütte würde sie es nicht viel länger aushalten.
“Du verstehst, warum er verreisen musste, oder?” fragte Steve.
Jimmy, der genauso rastlos wie Andrew war, begann mit einigen der Autos zu spielen. “Meine Mom sagt, dass es mit dem neugierigen Reporter zu tun hat. Aber ich weiß, dass das nicht stimmt.”
Steve horchte überrascht auf. “So?”
Der Koffer mit den Hot Wheels stand noch immer offen, während Jimmy begann, mit einem der Wagen zu spielen. “Ich habe gehört, wie sich Mom und Dad unterhalten haben. Ich weiß, dass ein Mann mit einer Waffe in die 'Hacienda' gekommen und Mrs. Bradshaw Angst gemacht hat. Darum fragen Sie und der Polizist überall nach.”
“Du bist ein ziemlich aufgeweckter Junge, Jimmy.”
Jimmys braune Augen sahen ihn eindringlich an. “Werden Sie den Mann finden, der das gemacht hat?” fragte er.
“Das versuche ich, aber es ist nicht so leicht. Niemand hat etwas gesehen.” Steve war schon immer sehr gut darin gewesen, Stimmungen und Empfindungen der Leute wahrzunehmen, die ihn umgaben, und so merkte er auch sofort das plötzliche Funkeln in den Augen des Jungen. Er hätte sich dafür treten können, dass er ihn nicht schon früher gefragt hatte. “Hast du irgendetwas Ungewöhnliches beobachtet, Jimmy?”
Der Junge sah nicht auf, sondern spielte wieder mit seinem Auto. “Kann sein.”
Steves Herz schlug ihm sofort bis zum Hals. “Was hast du denn gesehen?”
“Ein Auto.”
Das war an sich nicht ungewöhnlich. Einige Häuser in der Via del Rey und in den umliegenden Straßen hatten keine Garagen, sodass deren Bewohner und Besucher ihren Wagen am Straßenrand abstellen mussten. Aber das wusste Jimmy. “Du meinst einen Wagen, den du vorher noch nicht gesehen hast?”
Jimmy nickte.
“Wann war das?”
“Mittwoch und Donnerstag. Er hat weiter unten auf der Straße geparkt. Gegenüber von Mr. Obermills Haus.”
“Und am Freitag hast du ihn nicht gesehen? Oder heute?”
Jimmy schüttelte den Kopf.
“Hast du jemanden im Wagen gesehen?”
“Einen Mann”, antwortete Jimmy. “Aber ich konnte ihn nicht richtig erkennen. Er hatte einen Bart. Und er trug einen Hut, den er ins Gesicht gezogen hatte.”
Steve überlegte, dass es sich um eine Tarnung handeln mochte. “Und der Wagen? Kannst du ihn beschreiben?”
Der Junge nahm die beigefarbene Limousine, mit der er gespielt hatte, aus dem kleinen Fach und gab sie Steve. “Er sah so aus.”
Steve betrachtete den unauffälligen Wagen, genau die Art, die niemandem auffallen würde, nur einem Autokenner wie Jimmy. “Warum hast du das nicht schon früher erzählt?” fragte er vorsichtig.
Jimmy hob die Schultern. “Niemand hat mich gefragt.”
Steve unterdrückte ein Lächeln und schwor, nie wieder von einem Kind das Gleiche zu erwarten wie von einem Erwachsenen. “Hast du dir zufälligerweise das Kennzeichen gemerkt?” Wahrscheinlich nicht, aber einen Versuch war es wert.
“Nein.” Er machte eine kurze Pause. “Aber ich habe den Aufkleber an der Windschutzscheibe gesehen.”
Wieder fühlte Steve sein Herz aufgeregt schlagen. “Was für einen Aufkleber?”
“Na, so einen zum Parken. Mein Dad hat auch einen.”
“Konntest du lesen, was auf dem Aufkleber stand?”
Jimmy reagierte sofort abwehrend. “Ich bin acht Jahre alt. Ich kann lesen.”
“Entschuldigung, Jimmy. Natürlich kannst du das.” Steve wartete einen Augenblick und hoffte, dass er sich mit dieser dummen Frage nicht alles verscherzt hatte. “Was stand denn auf dem Aufkleber?”
“Santa Barbara College. Student Nr. 117.”
“Du bist so nahe an den Wagen herangekommen, um das entziffern zu können?”
Jimmy nickte. “Der Schulbus setzt mich an der Ecke ab, und ich bin an dem Wagen vorbeigegangen.”
Steve gab Jimmy das Modellauto zurück. “Hat der Mann im Wagen gesehen, dass du dir den Aufkleber angeguckt hast?”
“Am Donnerstag war er nicht im Wagen. An dem Tag habe ich den Aufkleber gelesen.”
Steve atmete langsam aus und zwang sich, nicht zu optimistisch zu werden. Was Jimmy ihm erzählt hatte, bewies noch gar nichts. Der Fahrer des
Weitere Kostenlose Bücher