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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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Gelegenheitsjobs einbrachten.
    Er war nur mit einem Menschen in Kontakt geblieben, seinem alten Army-Kameraden Spike Sorensen. Sie hatten zusammen in Vietnam gekämpft, in der Elitetruppe Fifth Special Forces. Nach dem Ende seines Dienstes hatte Spike eine Stelle bei einer Ölgesellschaft bekommen und verbrachte seitdem die meiste Zeit damit, Ölplattformen auf hoher See zu besuchen. Alle paar Jahre kehrte er für seinen wohlverdienten Erholungsurlaub in seine Jagdhütte in den Santa Monica Mountains zurück, die knapp vierzig Kilometer östlich von Monterey gelegen war. Wenn er auf seinem Anrufbeantworter eine Nachricht von Coop vorfand, rief Spike immer zurück und gab ihm die Neuigkeiten über seine Familie weiter, wenn er etwas wusste.
    Auf diesem Weg hatte Coop auch von Jordans Tod erfahren.
    Er schloss die Augen. Er erinnerte sich an diesen Tag, als wäre es erst gestern gewesen. Und er erinnerte sich an den Schmerz, der sich so anfühlte, als hätte jemand ein Messer in seinen Leib gestoßen.
    Schließlich hatte er sich zusammengerissen und die Rückkehr nach Hause geplant, um bei der Beerdigung anwesend zu sein. Und falls Grace ihn ließ, konnte er ihr durch die Zeit der Trauer helfen. Doch auf halber Strecke hatte er die Bekanntschaft einer weiteren Flasche gemacht und war über Modesto nicht hinausgekommen.
    Vor über drei Wochen hatte sich Coop nach einer Schlägerei in einer Bar im Gefängnis wiedergefunden, ohne sich daran erinnern zu können, wie er dorthin geraten war.
    Das hatte bei ihm panische Angst ausgelöst. Noch am gleichen Abend war er zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker gegangen, eines von vielen, an denen er in der Vergangenheit teilgenommen hatte. Doch diesmal schwor er sich, das Programm durchzuziehen.
    Und jetzt saß er hier, fünfundzwanzig Tage später und zu seiner eigenen Verwunderung noch immer nüchtern. Er hatte sogar einen neuen Job gefunden, eine leichte Zimmerarbeit, die ihm der Eigentümer einer Haushaltswarenhandlung angeboten hatte. Die Bezahlung war nicht besonders gut, aber sie reichte aus, um satt zu werden und ein Dach über dem Kopf zu haben.
    Er würde etwas Besseres finden, doch im Moment genügte es. So wie mit seiner Abstinenz würde er sich auch dieser Herausforderung dem Grundsatz der Anonymen Alkoholiker entsprechend jedem Tag einzeln stellen und auf das Beste hoffen.
    Dass er jeden Tag Clydes Kneipe aufsuchte und etwas trank, was ihm nicht schmeckte, war für ihn ein Test seiner eigenen Willensstärke. Die Anonymen Alkoholiker empfahlen das zwar nicht, aber ihm half es. Der Barkeeper wusste, was er wollte: das Gericht des Tages und eine Coke. Beides stellte er vor ihn auf die Theke, und dann ließ er ihn in Ruhe.
    Während er wieder von seiner Cola trank, sah Coop erneut nach oben zum Fernseher. Das Spiel war endlich vorüber, und nun liefen die 6-Uhr-Nachrichten.
    Plötzlich war in der rechten oberen Ecke des Bildschirms das Foto einer jungen Frau und eines kleinen Jungen zu sehen. Coop ließ beinahe sein Glas fallen, und sein Herz blieb einen Moment lang stehen, als er die blonden Locken betrachtete, die grünen Augen, die so sehr an die von Gracie erinnerten, den vollen Mund, das stolze Kinn.
    Julia. Seine Julia.
    “Hey, Joe”, sagte Coop, ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden. “Mach doch bitte mal den Fernseher lauter.”
    Joe holte die Fernbedienung unter der Theke hervor und drückte auf eine Taste.
    “… Ratsmitglied Bradshaw, Sohn des ehemaligen Gouverneurs von Kalifornien, Charles Bradshaw, hinterlässt seinen sechs Jahre alten Sohn Andrew. Die Polizei sucht immer noch nach Bradshaws Mörder. Eine Verhaftung hat es bislang nicht gegeben, jedoch bestätigt eine Meldung, dass die frühere Frau des Ratsmitglieds, Julia Bradshaw, über ihren Verbleib in der Mordnacht verhört wurde. Mrs. Bradshaw äußerte sich nicht zum Vorwurf, dass sie unter Verdacht stehen könnte. Und nun zum …”
    “Julia”, flüsterte Coop, der immer noch auf den Bildschirm starrte, obwohl ihr Foto längst nicht mehr zu sehen war. “Meine kleine Julia.” Er hätte sie nicht erkannt, wenn Spike ihm nicht nach Jordans Beerdigung den Zeitungsausschnitt geschickt hätte. Und der Junge. Großer Gott, dieser Junge war sein Enkel.
    Er wollte die Cola austrinken, doch seine Hand zitterte so sehr, dass er das Glas wieder absetzen musste. Wie war das nur möglich? Sie war das netteste, süßeste Mädchen, das er kannte. Sie hatte geweint, als die Katze ihrer Nachbarin

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