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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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gestorben war. Nicht nur aus Trauer um das Tier, sondern auch, weil die Besitzerin der Katze, eine freundliche alte Dame, die für die Kinder immer Kekse im Haus hatte, untröstlich gewesen war. Julia war ins Tierheim gegangen und hatte von ihrem eigenen Geld die Gebühr bezahlt, um der Nachbarin ein schwarzes Kätzchen zu holen.
    Wie zum Teufel konnte da jemand Unterstellungen machen und Julia als unter Mordverdacht stehend bezeichnen?
    Er musste mit Spike sprechen, er musste herausfinden, welche Beweise die Polizei in der Hand hatte. Er war allerdings nicht sicher, ob sein Freund wieder im Land war. Coop hatte nicht mehr mit ihm gesprochen, seit Jordan vor einem Jahr gestorben war. Aber es war einen Versuch wert.
    Mit Schritten, die so sicher waren wie schon seit Jahren nicht mehr, ging er zum Telefon an der gegenüberliegenden Wand, warf ein paar Münzen in den Schlitz und wählte die Nummer seines Freundes aus dem Gedächtnis. Beim vierten Klingeln sprang Spikes Anrufbeantworter an. Coop wartete den kurzen Ansagetext ab und hinterließ dann seine Telefonnummer der Haushaltswarenhandlung.
    Zurück an der Theke stützte er seinen Kopf zwischen seine Hände.
    “Noch eine Coke, Chef?”
    Coop rieb sich das Gesicht, dann nickte er. Er musste etwas trinken, um die Trockenheit aus seiner Kehle zu vertreiben.
    Und er musste sein kleines Mädchen wieder sehen.
    Der Gedanke, nach Hause zurückzukehren, war ihm in den letzten fünfundzwanzig Tagen mehr als einmal in den Sinn gekommen. Jedes Mal hatte er ihn wieder verworfen, weil er sicher war, dass seine Familie nichts von ihm wissen wollte.
    Aber jetzt war das etwas anderes. Julia war in Schwierigkeiten. Und da war auch noch der Junge – sein Enkel. Er hatte sein Gesicht gesehen, und er konnte es nicht wieder vergessen. Ein schwaches, trauriges Lächeln umspielte seinen Mund. Wie man sich wohl als Großvater fühlt, überlegte er. Wie würde es sein, mit dem Jungen zum Fischen zu gehen oder mit ihm Fangen zu spielen? All die Dinge zu machen, die er mit seinem eigenen Sohn nicht gemacht hatte?
    Vielleicht sollte er sich auf den Weg machen, um sie zu finden. Julia war immer nachsichtig gewesen, und jetzt brauchte sie ihn.
    Dieser Gedanke war so dumm, dass er lachen musste. Wem wollte er etwas vormachen? Julia war dreiundzwanzig Jahre lang ohne ihn zurechtgekommen. Warum sollte sie ihm überhaupt einen Blick gönnen? Warum sollte sie ihm nicht einfach die Tür vor der Nase zuschlagen?
    Er war nicht mal sicher, ob sein Bewährungshelfer es ihm überhaupt erlauben würde, den Landkreis zu verlassen. Vielleicht würde sich ja etwas arrangieren lassen, wenn er sich bei einem anderen Bewährungshelfer in Monterey meldete.
    Coop saß noch eine halbe Stunde an der Bar und drehte sein Glas auf der Stelle, während die Coke kleine Wellen schlug. Hinter ihm hatte jemand einen Quarter in die Jukebox geworfen, und jetzt erfüllt Reba McEntires Stimme das Lokal, während sie über ihre verlorene Liebe klagte.
    Nach einer Weile stand Coop auf, zog ein paar Banknoten aus seiner Tasche, um die Rechnung zu bezahlen. Dann legte er fünf Dollar als Trinkgeld dazu. War ja schließlich nur Geld. Und Joe war immer nett zu ihm gewesen.
    Dann warf er dem Barkeeper mit zwei Fingern einen Gruß zu, verließ die Kneipe und ging hinaus in die feuchte Nacht.

5. KAPITEL
    Ü ber dreihundert Menschen waren zum Friedhof El Camino hoch oben in den Hügeln von Monterey gekommen, um Ratsmitglied Paul Bradshaw die letzte Ehre zu erweisen.
    Julia war über die große Anzahl Trauergäste nicht erstaunt. Seit dem Tag, an dem Pauls Urgroßvater Ende des 19. Jahrhunderts zum Bürgermeister von Monterey gewählt worden war, waren die Bradshaws in der Region sehr beliebt gewesen. Doch erst als Charles das Familienvermögen geerbt und beträchtliche Geldbeträge für die Bedürftigen gespendet und zur Verschönerung der Stadt beigetragen hatte, fingen die Bürger von Monterey an, die Bradshaws zu verehren.
    Gleich neben Charles stand eine Handvoll entfernt Verwandter an dem kurz zuvor ausgehobenen Grab, die Julia seit ihrer Hochzeit vor sieben Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ihre Gesichter wirkten so kühl und distanziert, als wären sie Fremde. Keiner von ihnen sah ihr in die Augen. Allerdings waren sie schon bei der Hochzeit nicht übermäßig freundlich gewesen.
    Einige Meter weiter drängten sich Kamerateams aus ganz Kalifornien, die die Ankunft verschiedener Vertreter der Stadt filmten – den Polizeichef, der

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