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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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4. KAPITEL
    I n einer verrauchten Kneipe in Downtown Sacramento saß der ehemalige Sergeant Cooper “Coop” Reid an der Bar und klammerte sich an eine Coke. Ab und zu sah er nach oben zum Fernseher über der Theke, wo sich ein Baseballspiel zwischen den San Diego Padres und den San Francisco Giants unerträglich lange hinzog.
    Coop trank wieder einen Schluck und verzog das Gesicht. Allmächtiger, wie konnten Leute dieses eklige Zeugs trinken und es auch noch mögen? Das Aroma von Metall erinnerte ihn an den Hustensaft, den seine Mutter ihm eingetrichtert hatte, als er noch ein Kind gewesen war. Er hatte den Geschmack damals nicht gemocht, und er mochte ihn jetzt auch nicht.
    Ein Seufzer stieg in seiner Kehle auf, als er das Glas auf die mit Wasserflecken übersäte Theke stellte. Wonach er sich wirklich sehnte, das war ein Schuss Johnny Walker. Oder ein frisch gezapftes Bier. Irgendwas, das ihn wach werden ließ und den Geschmack nach Medizin vertreiben konnte, den diese verdammte Brühe ihm bescherte.
    Doch der Wunsch blieb nichts weiter als ein Wunsch. Er hatte ein Versprechen gegeben. Nicht gegenüber seiner Frau oder seiner Tochter, die er beide seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Auch nicht gegenüber seiner Vermieterin, die ihn wegen Ruhestörung aus dem Haus geworfen hatte. Nicht einmal gegenüber seinem Bewährungshelfer, der ihm geschworen hatte, ihn sofort wieder ins Gefängnis zurückzubringen, wenn er auch nur an einem Drink roch.
    Nein. Diesmal hatte er aufgehört, weil er selbst das wollte. Coop Reid hatte die Talsohle erreicht und war durch die Hölle und zurück gegangen, und er hatte beschlossen, dass es reichte.
    Als er aufsah, erhaschte er sein Spiegelbild im Spiegel hinter der Theke, und angewidert schüttelte er den Kopf. Die Jahre und der Alkohol hatten ihre Spuren hinterlassen – Tränensäcke unter seinen Augen und Falten um seinen Mund, die so tief wie Gräben waren. Sein feuerrotes Haar war überwiegend ergraut, und auch nach fünfundzwanzig Tagen Abstinenz sahen seine Augen aus wie nach einer dreitägigen Sauftour.
    Die Hand, die einmal so sicher gewesen war, dass sie einen rennenden Hasen auf fünfzehn Meter Entfernung treffen konnte, wanderte zu seinem Gesicht und rieb über die Bartstoppeln. Er war froh darüber, dass er nicht länger zitterte, aber er bezweifelte, dass er jemals wieder mit Präzision eine Waffe abfeuern konnte.
    Wie so oft, wenn er nüchtern war, wanderten seine Gedanken zu Grace, der hübschen und mutigen Frau, die er im Stich gelassen hatte. Ob sie ihn erkennen würde, wenn er ihr auf der Straße begegnete? Wahrscheinlich nicht. Er dagegen würde sie auf der Stelle wieder erkennen. Wie könnte er je diese wunderschönen grünen Augen vergessen? Oder ihr sanftes Lächeln?
    Während er an alles dachte, was er geliebt und verloren hatte, erfüllten Schuldgefühle sein Herz. Dreiundzwanzig Jahre, seit er zum letzten Mal seine Familie gesehen hatte. Dreiundzwanzig Jahre seit jenem schicksalhaften Abend, als er Grace eröffnete, dass er wegen seiner Alkoholsucht wieder einen Job verloren hatte. Da hatte sie sich endgültig gegen ihn gestellt, sie war wütend und sie hatte es satt.
    “Ich halte das nicht mehr aus, Coop”, hatte sie gesagt, während Tränen der Verzweiflung über ihre Wangen liefen. “Ich habe genug von den Saufgelagen und von Schlägereien in Kneipen. Und davon, dass ich kein Geld habe, um dich gegen Kaution aus dem Gefängnis zu holen. Julia ist elf Jahre alt, Jordan ist neun. Ich kann so etwas nicht mehr so vor den beiden verbergen wie früher, als sie noch kleiner waren. Und ich möchte nicht, dass sie mit einem betrunkenen Vater als Vorbild aufwachsen. Entweder hörst du jetzt endgültig auf zu trinken, oder du gehst.”
    Coop wusste aber, dass er mit dem Trinken so wenig aufhören konnte, wie er das Atmen hätte einstellen können. Nicht einmal das Ultimatum, das Grace ausgesprochen hatte, konnte daran etwas ändern.
    Am nächsten Morgen hatte er seiner Frau und seinen Kindern einen Abschiedskuss gegeben, als sie alle noch schliefen. Dann hatte er sie – feige wie er war – ohne ein Wort verlassen, da er überzeugt davon war, dass sie ohne ihn besser dran waren.
    In den folgenden Jahren war er von einer Stadt zur nächsten, von einem Job zum anderen und von einem schmuddeligen Motelzimmer zum nächsten gezogen. Da er seine wenigen Ersparnisse Grace überlassen hatte, verfügte er nur über das bisschen Geld, das ihm seine

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