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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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Kopf.
    Besorgt kniete Julia vor ihm nieder und umfasste ihn auf Hüfthöhe. “Warum fragen wir nicht deinen Freund Jimmy, ob er herkommen will?” schlug sie vor. “Wenn du willst, kann er zum Essen bleiben. Ich habe mir gedacht, dass ich dir dein Lieblingsessen mache? Sloppy Joes und Pommes frites?”
    Anstatt aber zustimmend zu lächeln, schüttelte Andrew nur wieder den Kopf. “Ich möchte in mein Zimmer gehen, bitte.” Seine großen Augen, die sonst vor Leben sprühten, wirkten matt und traurig. “Darf ich?”
    “Ja, natürlich, mein Schatz.” Sie schob seine Strähne zurück und hielt ihre Hand dort. “Soll ich mitkommen?” fragte sie voller Hoffnung.
    “Nein.”
    Bestürzt sah sie ihm nach, während er im Flur verschwand. “O Mom”, sagte sie und warf ihrer Mutter einen hilflosen Blick zu. “Es hat ihn so verletzt.”
    “Ich weiß, mein Baby.” Grace legte tröstend einen Arm um Julias Schultern. “Und ich weiß, dass du ihm helfen willst. Aber Kinder trauern auf ihre Art, und wenn er jetzt allein sein möchte, dann musst du das respektieren. Er wird es dich schon wissen lassen, wenn er dich braucht.”
    Julia nickte. Ihre Mutter hatte Recht. Kinder brauchten ihren Freiraum ebenso wie Erwachsene, auch wenn sein Anblick ihr das Herz zerriss. In einer Stunde würde sie nach ihm sehen, vielleicht war er dann bereit, mit ihr zu reden.
    “Ich mache dir einen Tee”, sagte ihre Mutter und war bereits am Herd aktiv. “Du siehst so aus, als könntest du einen gebrauchen. Du warst den ganzen Tag lang am Rande der Verzweiflung.”
    Julia hätte fast gelacht.
Du wärst auch am Rand der Verzweiflung, Mom, wenn dir jemand gedroht hätte, dir dein Geschäft und dein Kind wegzunehmen.
    Sie hatte den Gedanken gerade zu Ende geführt, als das Telefon klingelte. Sie nahm den Hörer auf: “Hallo?”
    “Mrs. Bradshaw?” Es war die Stimme einer jungen, zaghaften Frau.
    “Ja, wer spricht da?”
    “Sie kennen mich nicht, Mrs. Bradshaw. Mein Name ist Jennifer Seavers. Ich bin die Nichte von Eli Seavers.”
    “Ich fürchte, der Name Eli Seavers sagt mir auch nichts.”
    “Da war ich mir nicht sicher.” Es folgte eine kurze Pause. “Mein Onkel ist krank, Mrs. Bradshaw. Er leidet an Alzheimer und ist seit sechs Monaten in einem Pflegeheim untergebracht.”
    Julia sah zu Grace, die sie beobachtete, und zuckte ahnungslos mit den Schultern. “Das tut mir Leid.”
    “Ich rufe Sie an, weil sich mein Onkel heute im Fernsehen die Beerdigung ihres Exmannes angesehen hat. Als er den Namen Bradshaw hörte, konnte ich seinen Augen ansehen, dass der irgendeine Erinnerung in ihm geweckt hat. Das ist deswegen so ungewöhnlich, weil er seit Monaten niemanden mehr erkannt hat.”
    “Kannte Ihr Onkel Paul?” fragte Julia.
    “Ich weiß nicht. Aber er war sehr erregt, vor allem, als die Kamera über die Menge schwenkte und er Ihren Sohn sah. Daraufhin fing er an, immer wieder den Namen seines eigenen Sohnes zu sprechen: Joey.”
    “Dann sollten Sie sich vielleicht mit seinem Sohn unterhalten”, schlug Julia vor.
    “Mein Cousin starb, als er noch ein kleiner Junge war, Mrs. Bradshaw. Das war vor zweiunddreißig Jahren. Mein Onkel hat Joeys Namen nicht mehr erwähnt, seit er im Pine-Hill-Pflegeheim untergebracht worden ist. Und wie gesagt, er hat seit Monaten niemanden mehr erkannt, auch mich nicht. Aber heute hat der Name Bradshaw seine Erinnerung geweckt.”
    Julia versteifte sich, ohne zu wissen, warum. “Geweckt? Was hat er gesagt?”
    “Er hat nichts gesagt, er hat nur … reagiert.”
    “Ich weiß ehrlich gesagt nicht so recht, warum sie mich anrufen, Miss Seavers.” Julia nickte ihrer Mutter ein Dankeschön zu, als die einen Becher Tee vor ihr abstellte. “Ich kann Ihnen da nicht helfen, und Ihrem Onkel auch nicht.”
    “Ich denke schon”, sagte Jennifer überzeugt. “Das ist das ermutigendste Zeichen, das wir seit seiner Einweisung in das Pflegeheim erlebt haben. Ich dachte, wenn Sie … ich meine, ich hatte gehofft …” Sie gab einen erstickten Laut von sich und ließ den Satz unvollendet.
    Jennifer tat ihr Leid. Sie schien sich wirklich um ihren Onkel zu sorgen, auch wenn Julia nicht sicher war, wie sie ihr helfen sollte. “Was hatten Sie gehofft?” fragte sie vorsichtig.
    “Dass Sie nach Pine Hill kommen würden”, antwortete sie, nachdem sie sich geräuspert hatte. Sie sprach schnell, als würde sie befürchten, dass ihr Mut sie verlassen könnte. “Ich weiß, dass das heute kein guter Tag ist, um

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