Unschuldig!
möglicherweise die Antworten auf viele seiner Fragen.
13. KAPITEL
M it gelbem Regenmantel, einem passenden Regenhut und schwarzen Gummistiefeln ausgerüstet, ignorierte Julia den prasselnden Regen und bahnte sich langsam ihren Weg hügelabwärts, um ihr Grundstück auf mögliche Wasserschäden abzusuchen. Rund fünfzehn Meter unter ihr schlug die See, die durch den Wolkenbruch kaum zu sehen war, heftig gegen die Felsen.
Dank El Niño hatte dieser Frühling Mittelkalifornien einige der heftigsten Stürme in der Geschichte beschert. Der heutige Tag stellte keine Ausnahme dar. Nach drei Tagen milden Wetters hatte der Regen um kurz vor zwei Uhr nachmittags wieder eingesetzt, um mit neuer Wut auf die Küste und die Hügel niederzupeitschen.
Die Bewohner entlang der Küste hatten verzweifelt versucht, ihre Häuser daran zu hindern, ins Meer abzurutschen, indem sie Sandsäcke aufeinander gestapelt und eine künstliche Wand zwischen dem Regenwasser und den Fundamenten errichtet hatten. Einige Gebäude hielten stand, während andere mit einer Schlammlawine mitgerissen wurden.
Mit der Stiefelspitze testete Julia den Boden unter ihren Füßen und zuckte zusammen, als sie spürte, wie die vollgesogene Erde nachgab. In Anbetracht ihres geringen Budgets war eine Versicherung gegen Flutschäden das Letzte gewesen, woran sie gedacht hätte. Jetzt sah sie mit an, wie der Regen einen kleinen Fluss in den Hügel schnitt, und wünschte sich, dass sie diese Ausgabe an erste Stelle gesetzt hätte.
Sie versuchte, optimistisch zu bleiben, und dachte an Sandi Garcias Bemerkungen über das Haus, als sie es sich zum ersten Mal angesehen hatte.
“So etwas wird heute nicht mehr gebaut”, hatte der alte Mann voller Stolz gesagt. “Die 'Hacienda' ist vielleicht alt und angestaubt, aber sie steht so sicher wie ein Fels.”
Ich hoffe, du behältst Recht, Sandi.
Julia sah in Richtung “Cliffside”, wo sich gut ein Dutzend Gäste fröhlich unterhielt, während sie auf der verglasten Veranda saßen und zu Mittag aßen. Der Luxuskomplex war auf einem höheren Hügel errichtet worden und stand weit genug von der steil abfallenden Kante entfernt, so dass sich die Eigentümer keine Gedanken über Schlammlawinen machen mussten.
Bevor sie in Selbstmitleid versinken konnte, zuckte ein Blitz über den Himmel, gefolgt von einem Donner, der bedrohlich nahe klang. Julia drehte sich um und machte sich behutsam auf den Weg zurück zur “Hacienda”.
Vom Fenster im Salon, an dem Steve die letzten fünfzehn Minuten gestanden hatte, sah er zu, wie Julia den steilen Hang hinaufkletterte.
Ihm war ihr besorgtes Gesicht aufgefallen, als sie das Regenwasser beobachtete, das hügelabwärts strömte. Gleichzeitig hatte er aber auch eine bemerkenswerte Stärke an ihr wahrnehmen können, eine Entschlossenheit, sich zur Wehr zu setzen, ganz egal, was Mutter Natur ihr bescherte.
Augenblicke später kam Julia in den Salon und erschrak zuerst, als sie ihn und das knisternde Kaminfeuer bemerkte. Sie hatte den Regenmantel ausgezogen und sah verdammt sexy aus in ihrer braunen Jeans, den dicken schwarzen Socken, die sie bis zu den Knöcheln heruntergeschoben hatte, und ihrem beigefarbenen Rollkragenpullover, den er lieber nicht zu genau inspizieren wollte.
“Ich hoffe, das stört Sie nicht.” Steve deutete auf das Feuer. “Sie haben ja gesagt, ich solle mich wie zu Hause fühlen.”
“Ich bin froh, dass sie das gemacht haben.” Sie rieb ihre Arme, um sie zu wärmen. “Seit gestern ist das Thermometer um acht Grad gefallen, und diese Regenfront macht keine Anzeichen, dass sie weiterzieht.”
Steve sah aus dem Fenster. “Andrew wird enttäuscht sein.”
“Oh, machen Sie sich um ihn keine Gedanken.” Sie blieb am Fenster stehen und hielt ihre Hände den lodernden Flammen entgegen. “Er und sein Freund Jimmy sind nie um Ideen verlegen, was sie machen können. Auch nicht, wenn es regnet.”
“Hier.” Steve nahm einen Becher von dem kleinen runden Tisch am Fenster und reichte ihn Julia. “Ich dachte, etwas Heißes würde Ihnen vielleicht zusagen.”
Ihr irritierter Blick verriet ihm, dass sie es nicht gewohnt war, dass sich jemand um sie kümmerte. “Wie ich sehe, können Sie sogar Gedanken lesen.”
“Nur manchmal.”
Julia setzte sich auf das Sofa und nahm einen Schluck.
“Mmm. Köstlicher Kaffee.”
“Das sollte er auch sein, sonst würde mich meine Mutter wahrscheinlich enterben. Ich bin auf Kuba geboren”, erklärte er. “In unserer
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