Unschuldig!
Familie ist es sozusagen eine Tradition, guten Kaffee zu machen.”
“In dem Fall dürften Ihre Eltern stolz auf Sie sein.”
Steve versuchte zu ignorieren, wie sie sich auf dem Sofa einer zufriedenen Katze gleich zusammengekuschelt hatte. Er wandte seinen Blick von ihr ab und griff nach dem Schürhaken, um den Holzscheiten ein paar kurze Stöße zu versetzen. Ein Scheit, der zur Hälfte abgebrannt war, gab mit einem leisen Zischen nach. Blaue und orangerote Funken stiegen auf.
“Wie schlimm ist es draußen?” fragte er.
“Schlimm genug. Gott sei Dank habe ich Anfang der Woche Sandsäcke bestellt. Die werden sich jetzt als nützlich erweisen.” Sie legte die Hände um den großen blauen Becher und nahm wieder einen Schluck. “Ich habe in den letzten vierunddreißig Jahren alle nur denkbaren Katastrophen miterlebt – Brände, Erdbeben, Dürren.” Sie schüttelte den Kopf. “Aber nichts davon war so heftig wie das hier. Oder so unerbittlich.”
Steve hängte den Schürhaken zurück in seine Halterung. “Ich bin heute früh einmal um die 'Hacienda' gegangen. Die Erde rund um das Fundament scheint zu halten, aber die Sandsäcke sind schon eine gute Idee.”
Er ging zurück zu seinem Sessel und nahm seinen Becher. “Ich stapele sie gerne für Sie auf, da ich heute Nachmittag wohl kaum mit Andrew zum Ballspielen kommen werde.”
Sie legte den Kopf schräg, was die Ähnlichkeit zwischen ihr und Andrew noch stärker unterstrich. “Und ich dachte, Sie würden kneifen und irgendwo anders Unterschlupf suchen.”
“Ich bin nicht der Typ, der kneift. Außerdem habe ich schon schlimmere Unwetter mitgemacht als das hier.”
“Tatsächlich? Wo?”
“In Indonesien, während meiner Zeit als Auslandskorrespondent. Sie wissen nicht, was ein schwerer Regen ist, wenn Sie noch keinen Monsun mitgemacht haben.”
Sie drückte sich tiefer in die Kissen. “Warum sind Sie zum investigativen Journalismus gewechselt?”
“Schicksal.” Diesmal konnte er seinen Blick nicht von ihr lösen, also setzte er sich einfach hin und genoss ihren Anblick. “Einem hochkarätigen Schönheitschirurgen aus Manhattan wurde vorgeworfen, er habe seine Frau ermordet. Der Reporter, der das übernehmen sollte, war nicht verfügbar, ich dagegen schon. Mein Verleger, der Mann, mit dem Sie letzte Woche gesprochen haben, gab mir den Auftrag. Als ich die Story geschrieben hatte, merkte ich, dass es mir gefiel, nach Hinweisen zu suchen und sie zusammenzufügen, so wie ein Puzzle.” Er zuckte mit den Schultern. “Ich sprach meinen Verleger auf einen festen Job an, und prompt hatte ich ihn.”
“War er es gewesen?”
“Bitte?”
“Der Schönheitschirurg. Hat er seine Frau umgebracht?”
“Oh.” Er lächelte. “Nein. Es war ihre Schwester. Als sie merkte, dass ich ihr auf der Spur war, versuchte sie, mich ebenfalls umzubringen. Aber zum Glück war ich ihr einen Schritt voraus.”
Julia trank wieder einen Schluck Kaffee. “Ihr Job klingt etwas gefährlich.”
“Nur, wenn man nicht auf sich aufpasst.” Er grinste sie an. “Ich passe sehr gut auf mich auf.”
“Gut. Ich möchte nämlich nicht, dass meinem einzigen Gast etwas passiert. Erst recht nicht, wenn er einen so guten Kaffee kocht.”
Er ließ seinen Blick über ihren anmutigen Körper wandern. “Das ist schon eine bemerkenswerte Aussage von jemandem, der mir vor nicht mal vierundzwanzig Stunden die Tür vor der Nase zugeschlagen hat.”
Julias Wangen wurden vor Verlegenheit rot. “Darauf bin ich wirklich nicht stolz, aber ich war noch immer wütend auf einen anderen Reporter, mit dem ich am Tag zuvor ziemlich aneinander geraten war.”
Steve verspürte den plötzlichen und unerklärlichen Drang, sie zu beschützen. “Tatsächlich? Wer war es? Vielleicht kenne ich ihn.”
“Er heißt Ron Kendricks.”
“Noch nie gehört.”
“Er schreibt für die
L.A. News
, ein Boulevardblatt, das vor allem im Süden und Südwesten Kaliforniens erscheint.”
“Und was wollte er?”
Sie hob die Schultern. “Meine Geschichte schreiben, natürlich sensationell aufgebauscht, und sie dann in Hollywood verkaufen. Er wollte sogar Andrew benutzen, um sie noch dramatischer zu machen.”
Dieser Bastard. Kein Wunder, dass Julia vorsichtig war, wenn es um Reporter ging. “Wenn er wieder auftaucht”, sagte Steve, “lassen Sie es mich wissen. Es gibt immer Mittel und Wege, um mit solchem Abschaum fertig zu werden.”
Die Bemerkung ließ sie lächeln. “So wie mit Larry im
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