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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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einfach nur albern geklungen hatte. Paul wollte sich mit ihr seit Langem versöhnen, aber er hatte nie etwas gegen sie in der Hand gehabt. Aber jetzt. Jedenfalls
dachte
er das. Ich bin nicht völlig hilflos, sagte sie sich. Sie besaß noch immer die Beweisfotos, die sie nach jener entsetzlichen letzten Nacht im Haus ihres Mannes gemacht hatte. Und sie besaß den Bericht des Arztes.
    “Vielleicht sollten Sie mit Paul sprechen”, schlug Phil vor und klang erleichtert, dass es nicht zu einem großen Streit gekommen war. “Das wird Sie sicher beruhigen.”
    Julia erhob sich. “Ja, das werde ich machen.”
    Sie war zu aufgewühlt, um noch etwas zu sagen. Stattdessen nickte sie Phil nur kurz zu und verließ die Bank.
    Der Markt auf der Cannery Row von Monterey war ein wöchentlich stattfindendes Ereignis, das Interessierte aus dem ganzen Land anlockte. Exotische Früchte, Gemüse und farbenprächtige Blumen waren großzügig zur Schau gestellt, deren Gerüche sich mit dem betörenden Aroma gerösteter Kaffeebohnen aus der nahe gelegenen Kaffeerösterei vermischten.
    Gemeinsam mit ihrer Mutter spazierte Julia durch die Gänge, blieb hier und da an einem ihrer Lieblingsstände stehen, suchte Erdbeeren aus, die sie mit ihren Frühstückshörnchen servieren würde, und Aprikosen, aus denen sie eine köstliche Marmelade kochen konnte.
    “Sieh dir diese Schönheit an”, sagte Grace Reid, während sie eine große Pflaume nahm und auf Augenhöhe hielt. “Wo außer in Monterey kann man schon solche Perfektion finden?”
    Julia lächelte. “Die Handelskammer hätte dir nie gestatten sollen, in den Ruhestand zu gehen, Mom. Du bist die beste Sprecherin gewesen, die sie je hatten.”
    Ihren 57. Geburtstag hatte Grace vor gerade erst zwei Wochen gefeiert, aber sie hatte noch immer viel von ihrer jugendlichen Schönheit und Vitalität bewahrt. Die Jahre hatten sie zwar ein wenig rundlicher werden lassen, doch die wenigen Pfunde zu viel kaschierte sie mit perfekt geschnittenen Hosen und weiten Blusen in leuchtenden Farben.
    Nachdem ihr Mann sie 23 Jahre zuvor verlassen hatte und sie sich um ihre beiden kleinen Kinder kümmern musste, war sie jeder großen Herausforderung mit einem Mut und einer Würde begegnet, die Julia zutiefst bewunderte. Sie hatte sich aus der Handelskammer zurückgezogen, für die sie fast vier Jahrzehnte lang gearbeitet hatte, aber sie war noch immer mit ihrer Wohltätigkeitsarbeit im Krankenhaus und einer wöchentlichen Canasta-Runde mit ihren Freundinnen beschäftigt.
    “Ich bin froh, dass ich von dir endlich mal eine Reaktion erhalte”, erwiderte Grace auf Julias Bemerkung.
    “Wie meinst du das?”
    “Seit wir hierher gekommen sind, bist du in Gedanken meilenweit entfernt.” Grace legte die Pflaume auf die sorgfältig aufgestapelte Pyramide zurück und sah ihre Tochter an. “Stimmt etwas nicht?”
    Julia verkniff sich ein Lächeln. Sie hatte es noch nie fertig gebracht, vor ihrer Mutter etwas zu verheimlichen. “Nicht wirklich”, antwortete sie. Sie wollte nicht, dass sich ihre Mutter Sorgen machte. “Ich habe nur überlegt, was ich meinen beiden Gästen zum Nachmittagstee servieren soll, weiter nichts.”
    “Tatsächlich?” Grace sah sie skeptisch an. “Das kann ich dir nur schwer abnehmen. Normalerweise stellst du die Menüs mehrere Tage im Voraus zusammen. Du bist der bestorganisierte Mensch, den ich kenne.”
    “Das ist nicht gerade ein kleines Kompliment, wenn es von dir kommt.”
    “Wechsel nicht das Thema.” Grace nahm eine Melone auf, roch daran, um sie dann der Frau am Stand zu geben. “Etwas macht dir zu schaffen, und ich möchte wissen, was es ist.”
    Es war sinnlos, weiter die Wahrheit zu verbergen. Grace war genauso stur wie sie selbst und würde nicht aufgeben, ehe sie nicht alle Einzelheiten wusste.
    Julia wartete, bis ihre Mutter die Melone bezahlt hatte. Als sie weitergingen, fragte sie: “Wusstest du, dass Phil versucht, die Bank zu verkaufen?”
    Grace winkte jemandem zu, den sie kannte, blieb aber nicht stehen. “Ich habe Gerüchte gehört. Woher weißt
du
es?”
    “Phil hat es mir gesagt.” Dann erzählte sie ihrer Mutter die schlechte Neuigkeit, weil sie es nicht länger aushielt, die ganze Angelegenheit für sich zu behalten.
    Grace reagierte so entsetzt wie Julia, als sie davon erfahren hatte. “Phil hat deine Hypothek an Paul verkauft? Ohne dir etwas davon zu sagen?”
    “Offenbar hatte Paul ihn gebeten, nichts davon zu erzählen, solange der Vertrag nicht

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