Unschuldiges Begehren
verpassten Stoff holt sie bestimmt problemlos auf, denn sie ist eine ausgezeichnete Schülerin. Und ich habe das Gefühl, dass
ihr emotionales Gleichgewicht erst mal Vorrang vor der Schule hat.«
»Wahrscheinlich haben Sie recht.«
Warum erzählte er ihr alle diese Dinge? Nicht dass sie sich nicht für das Mädchen interessierte, dem so viel daran zu liegen schien, dass sein furchteinflöÃender Dad mit ihm zufrieden war. Faiths offenkundige Unsicherheit dem Vater gegenüber hatte sie gerührt. Aber trotzdem sah es einem vielbeschäftigten Mann wie Tyler Scott bestimmt nicht ähnlich, dass er eine Angestellte, die er feuern wollte, derart ins Vertrauen zog.
»Arbeiten Sie gern für Serendipity, Hailey?«, brachte er plötzlich ein völlig anderes Thema zur Sprache.
Hatte er sie tatsächlich bei ihrem Vornamen genannt? »Ja.«
»Und Sie sehen keine Veranlassung, bei Ihrer Antwort ein bisschen ausführlicher zu sein?« Seine grauen Augen funkelten sie spöttisch an.
»Eigentlich nicht. Ich bin seit vier Jahren hier, war also schon dabei, als Sie den Park gekauft haben. Und mein Engagement hat sich bezahlt gemacht. Harmon ⦠Mr Sanders ⦠hat mein Gehalt in regelmäÃigen Abständen erhöht.«
»Nicht Sanders, sondern ich.«
»Oh.« Sie geriet ein wenig aus dem Gleichgewicht. »Tut mir leid, ich dachte â¦Â«
»Dass der Mann in Atlanta zu abgehoben ist, um zu wissen, wer alles für ihn arbeitet? Aber das weià ich
ganz genau. Ich wusste bereits über Sie und Ihre Fähigkeiten Bescheid, bevor der Park in meinen Besitz übergegangen ist.«
Fähigkeiten? Würde er von ihren Fähigkeiten sprechen, wenn er im Begriff stand, ihr zu kündigen?
»Nur eine Sache stand nicht in der Personalakte von Fräulein Hailey Diane Ashton, achtundzwanzig Jahre, Sozialversicherungsnummer 462.89-1002. Und zwar, wie wunderschön sie ist.«
Ihr Herz, das schon vor einer ganzen Weile aus der Brust in ihren Hals gesprungen war, begann derart schnell zu schlagen, dass sie kaum noch Luft bekam. Gewaltsam lenkte sie ihren Blick von seinen hypnotischen Augen auf ihren Rocksaum.
SchlieÃlich wagte sie wieder aufzusehen und bemerkte, dass er ihren Rocksaum musterte, unter dem ihr glattes Knie zu sehen war. Sie traute sich nicht, sich zu bewegen, als er seinen Blick weiter an ihrem Bein hinab in Richtung ihrer schlanken, wohlgeformten Wade wandern lieÃ.
Ihr wurde schwindelig. Was hatte er nur vor? Wollte er sie etwa sexuell belästigen? Müsste sie es über sich ergehen lassen, nur damit sie ihren Job behielt?
Letztlich zwang die Etikette sie zu einer Antwort. »Danke«, stieà sie heiser aus.
»Gern geschehen«, meinte er, stand auf, trat vor den Schreibtisch und lehnte sich lässig daran an. Er klang amüsiert. Versetzte er ihr gleich den Todessto�
»Haben Sie je daran gedacht, das Unternehmen zu verlassen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich mache meine Arbeit gern.«
»Und was wäre, wenn ich Ihnen einen anderen Job anbieten würde?«
Er würde sie nicht feuern! Zögernd sah sie wieder auf. »Was für einen Job?«, erkundigte sie sich, obwohl sie sicher kein Interesse daran hätte, ganz egal was für ein Job es war.
»Ich habe eine Computerfirma, und dort bräuchte ich jemanden wie Sie. Ich hätte gern, dass Sie meinen Angestellten zeigen, wie man sich den Kunden gegenüber verhält.«
»Aber ich habe keine Ahnung von Computern!«
»Das brauchen Sie auch nicht. Sie kennen sich mit Menschen aus, und das ist das Wissen, um das es mir geht. Unglücklicherweise kennen ein paar von meinen Angestellten zwar jede Einzelheit der Kisten, die sie bauen, haben aber Probleme beim Umgang mit den Kunden â gleichgültig, ob die zufrieden oder unzufrieden sind. Würden Sie vielleicht wenigstens darüber nachdenken?«
Sie schaute ihn einen Moment lang reglos an, bevor sie ihren Blick auf ihre kalten, feuchten Hände fallen lieÃ. »Ich glaube nicht. Weil ich nämlich hier sehr zufrieden bin.«
»Verstehe.« Er starrte auf seine blank polierten Schuhe und runzelte die Stirn. DrauÃen im Vorraum klingelte das Telefon, und sie hörten, wie Nancy mit gedämpfter Stimme in den Hörer sprach. Davon abgesehen senkte sich bleischwere Stille über den klimatisierten Raum.
»Ich nehme an, dann sollten
Weitere Kostenlose Bücher