Unschuldiges Begehren
bekommen hatte. Hatte Gefühle und Sehnsüchte in ihr geweckt, die ihr bisher völlig fremd gewesen waren. Sie wollte sich ihm im Bett vollkommen unterwerfen, bis es endlich zur Erfüllung seiner sinnlichen Versprechen kam.
Vor dem Einschlafen verspürte sie noch einen kurzen Augenblick der Angst. Tat sie auch das Richtige? War es wichtig, wieder mal das Richtige zu tun? SchlieÃlich hatte sie ihr Leben lang immer sämtliche Erwartungen erfüllt, sich stets darum bemüht, keinen Menschen zu enttäuschen, immer nur getan, was ihr von anderen vorgeschrieben worden war. Und was hatte ihre Vorsicht ihr gebracht?
Ihre Eltern hatten auf dem Totenbett geweint, da
Ellen nicht bei ihnen gewesen war, und ihre Schwester »liebte« sie nur, wenn sie in der Klemme saÃ. Aber man konnte nur eine bestimmte Zahl Silbermedaillen für gute Führung einheimsen, bevor sie fleckig wurden und an Wert verloren.
Zum ersten Mal in ihrem Leben würde Hailey Ashton tun, was sie tun wollte, ganz egal, ob richtig oder falsch, und nicht über die Konsequenzen nachdenken.
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»Ich habe noch nie in einem Fluss gepicknickt«, stellte Hailey fest, während sie in die knusprige Haut ihres Hähnchenschenkels biss. Bevor sie Gatlinburg verlassen hatten, hatten sie an einem Restaurant gehalten und ein wenig Proviant besorgt.
»Ich finde, wir sind echte Pioniere.« Tyler stützte sich rücklings auf seinen Ellenbogen ab und blickte auf die weiÃen Schaumkronen des Little Pigeon River, der sie vollständig umgab. Sie hatten die gewundene zweispurige LandstraÃe durch den Nationalpark Great Smoky Mountains in Richtung der Grenze nach North Carolina genommen, sich, als sie hungrig geworden waren, nach einem Plätzchen für ihr Picknick umgesehen, und Tyler hatte an einem der landschaftlich reizvollen Rastplätze angehalten.
Statt jedoch einfach dort zu essen, hatte er vorgeschlagen, sich auf einem der groÃen, flachen Felsen niederzulassen, die es in dem Flussbett gab. Er hatte ihre vorsichtigen Proteste einfach ignoriert und Hailey und Faith von Fels zu Fels bis zum gröÃten und flachsten Stein geführt.
Wie gewöhnlich hatte er sich durchgesetzt. Und wie gewöhnlich recht gehabt. Weil das Fleckchen einfach herrlich war.
»Ich habe überhaupt noch nie ein Picknick gemacht«, erklärte Faith, bevor sie abermals in ihren Schlegel biss.
Hailey und Tyler sahen erst das Kind, dann einander und anschlieÃend wieder Faith unglücklich an. »Doch, das hast du ganz bestimmt«, antwortete Tyler sanft.
»Ich glaube nicht«, stellte sie nüchtern fest. »AuÃer, ich war noch so klein, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Mommy hat nie ein Picknick mit mir gemacht. Sie hat noch nicht mal gern auf der Terrasse gegessen, weil sie meinte, es wäre furchtbar umständlich, und weil da immer irgendwelche Käfer durch die Gegend schwirren. Einmal hat meine Pfadfinderinnengruppe gezeltet, aber da hatte ich die Windpocken und konnte nicht mit. Nein, ich bin mir sicher, dass das hier mein erstes Picknick ist.« Sie wirkte völlig ungerührt, dass ihr dieser Spaà bisher entgangen war, doch das machte es für Hailey umso schmerzlicher.
»Aber es wird auf alle Fälle nicht dein letztes sein«, erklärte Tyler ihr und zog an ihrem Pferdeschwanz. »Von jetzt an werden wir so viele Picknicks machen, wie du willst.«
»Kann Hailey dann auch immer mitkommen?«, fragte das Kind.
Tyler schaute Hailey mit blitzenden Augen an, runzelte dann allerdings gespielt nachdenklich die Stirn. »Ich weià nicht«, meinte er und strich sich langsam übers Kinn. »Glaubst du, wir sollten sie fragen?«
Das Mädchen kicherte vergnügt. »Sie ist sicher traurig, wenn sie keine Einladung bekommt.«
»Oje, das wollen wir natürlich nicht.« Er richtete sich auf, zog die verlegene Hailey zwischen seine angezogenen Beine und schnupperte sanft an ihrem Ohr. Diese Geste der Vertrautheit vor dem Kind überraschte Hailey, fühlte sich aber vollkommen richtig an.
»Oh Daddy, das ist eklig«, tadelte ihn Faith.
»Wenn du das schon eklig findest, guckst du jetzt am besten weg.« Er zog Haileys Kopf zurück und küsste sie übertrieben leidenschaftlich mitten auf den Mund.
Wieder brach das Mädchen in vergnügtes Kichern aus. »Genauso küssen sie sich im Fernsehen.«
Tyler lachte ebenfalls, und
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