Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unschuldslamm

Unschuldslamm

Titel: Unschuldslamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Arendt
Vom Netzwerk:
Widersprüchliches in den Aussagen, was Nachfragen provoziert hätte.
    Bei der dritten Zeugin, einer zierlichen blonden Frau, die aus Polen stammte und fünf Wochen mit Aras Demizgül zusammen gewesen war, nahm der Staatsanwalt ein Schreiben von seinem Tisch, als er an der Reihe war.
    »Frau Kurzikowa, Sie haben uns den Angeklagten Aras Demizgül als ausgeglichenen, liebevollen und einfühlsamen Partner geschildert.«
    Die junge Frau nickte scheu.
    »Ich kann also davon ausgehen, dass Sie in der Zeit des Zusammenseins eine harmonische Beziehung hatten?«
    Die junge Frau nickte wieder.
    »Bitte antworten Sie vernehmlich«, forderte die Richterin Frau Kurzikowa auf. »Für das Protokoll.«
    »Ja«, sagte die Polin und nickte wieder.
    »Ja, zur harmonischen Beziehung?«, insistierte Eisenrauch.
    Die junge Frau räusperte sich nervös. »Ja. Ja dazu.«
    Hannes Eisenrauch lächelte, nickte stumm und warf dann einen Blick auf das Schreiben in seiner Hand.
    »Können Sie sich noch erinnern, wann und warum Sie sich von dem Angeklagten getrennt haben? Denn laut Ihrer Aussage waren Sie es, die die Beziehung beendet hat. Was verwundert, wenn man von Ihnen hört, dass die Beziehung durchaus stabil war.«
    Nun wurde die junge Polin sichtlich nervös. Sie wechselte einen Blick mit Aras, der den Oberkörper angespannt aufgerichtet hatte.
    »Ich weiß nicht …«, gab die Befragte zögerlich zu Protokoll. Sie sprach mit einem charmanten osteuropäischen Akzent.
    Eisenrauch hatte etwas in der Hand, das war Ruth jetzt bewusst, und er würde nicht lockerlassen, bis er das, was er hören wollte, aus der jungen Frau herausgekitzelt hatte.
    »Sie wissen nicht, wann, oder Sie wissen nicht, warum?« Gespannt sah er, sahen alle im Gerichtssaal Halina Kurzikowa an. Die antwortete nicht, sondern starrte Eisenrauch befremdet an.
    »Erstaunlich«, fuhr der Staatsanwalt fort, »denn ich glaube zu wissen, dass das noch nicht so lange her ist. Ungefähr vier Wochen vor dem Mord an Derya Demizgül, sagten Sie in einer Befragung.«
    Die Befragte nickte unbehaglich.
    »Könnte es sein«, fuhr Eisenrauch fort, »dass Ihre Trennung im Zusammenhang steht mit den Ereignissen, die in der Nacht vom 7. auf den 8. Juli vor der Diskothek Moonlight stattgefunden haben?«
    In den Augen der blonden Polin sammelte sich das Wasser. Sie öffnete den Mund, um zu antworten, aber es kam kein Ton heraus. Dann nickte sie schließlich, ohne den Staatsanwalt anzusehen.
    »Frau Kurzikowa …«, mahnte Richterin Karst sanft.
    Nun brach der Damm bei der jungen Frau. Sie begann, hemmungslos zu schluchzen, und kramte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch. Sie schaffte es schließlich, sich zu schnäuzen, und gab dann mit zittriger Stimme zu: »Ja, das war so.«
    Zufrieden lehnte sich der Staatsanwalt zurück. Dann gab er das Schreiben, das er in seiner Hand hielt, zum Richtertisch durch, wo es von Hand zu Hand wanderte.
    »Ich habe hier das Protokoll eines Polizeieinsatzes. Die Beamten wurden in besagter Nacht in die Perleberger Straße gerufen, weil ein Mann die Scheibe eines Möbelgeschäftes, unweit der Diskothek, eingetreten hatte. Aufgrund von Zeugenaussagen konnte der Mann noch an Ort und Stelle in Gewahrsam genommen werden. Es war ein junger Kurde …«, triumphierend sah Eisenrauch zum Verteidiger, »… Aras Demizgül. Er war geständig und wurde wegen Sachbeschädigung zu einer Geldstrafe in Höhe von 500 € verurteilt.«
    »Sachbeschädigung ist nicht gleich Mord, Herr Kollege«, konstatierte der Verteidiger.
    »Das ist mir bekannt.« Hannes Eisenrauch lächelte und machte die Andeutung einer Verneigung in Richtung seines Kollegen. »Was allerdings an dem Vorgang interessant ist, ist das Motiv. Warum hat Herr Demizgül die Schaufensterscheibe eingetreten?« Er wandte sich wieder an die Polin. »Nun, ich bin gewiss, dass Sie uns darüber aufklären können, Frau Kurzikowa.«
    Die Angesprochene schluckte. Dann antwortete sie. Leise und stockend. Ruth musste sich vorbeugen, um jedes Wort zu verstehen.
    »Wir waren in der Disko. Haben getanzt und so.«
    »Auch getrunken?«, erkundigte sich der Staatsanwalt.
    »Auch getrunken«, gestand die junge Frau ein. »Wir hatten Spaß, ich habe getanzt …«
    Sie brach ab und sah Aras an. Dieses Mal ganz direkt. »Aras kam plötzlich auf die Tanzfläche. Er hat mich gepackt und wollte, dass ich aufhöre und mit ihm komme. Ich wollte nicht. Da ist er … böse geworden. Er hat mich beschimpft.«
    »Wie hat er Sie

Weitere Kostenlose Bücher