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Unschuldslamm

Unschuldslamm

Titel: Unschuldslamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Arendt
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haben das alles schon mal ausgesagt, aber wir brauchen das fürs Protokoll.
    Ja, schon in Ordnung. Also, ich weiß so genau, dass es an dem Abend war, weil mein Mann da Geburtstag hatte. Und wir haben eine kleine Gartenparty gegeben.
    Danke. Jetzt zu Ihrer Beobachtung.
    Also es war schon spät, nach Mitternacht, so halb eins. Wir haben noch aufgeräumt, die Gäste waren schon weg. Ich habe gerade Gläser von der Terrasse geholt, da kam aus dem Haus der Bucherers eine Frau.
    Können Sie die Frau beschreiben?
    Ja. Ja, das kann ich. Also die Frau war sehr jung, ein junges Mädchen. Ich fand das auffällig, weil, ich habe noch nie ein junges Mädchen bei den Bucherers gesehen. Der Junge, Valentin, kam mit raus und hat das Mädchen zum Gartentor begleitet. Und ich hab mir gedacht, das ist aber schön. Dass er jetzt eine Freundin hat. Er ist ein lieber Junge, der Valentin, ich kenne ihn ja schon von klein auf. Aber er hat es nicht so leicht …
    Die Beschreibung …
    Ach so, natürlich. Sie war mittelgroß. Normal groß. Auch eine normale Figur. Großer Busen, wie die Mädchen das heute so haben. Aber sonst ganz normal. Auffällig waren ihre Haare. Sie hatte sehr lange, dunkle Haare. Sie hat die Haare offen getragen, und sie waren wunderschön. Ich wollte eigentlich nicht hingucken, weil die zwei jungen Leute, also die haben sich am Gartentor geküsst. Aber ich war so fasziniert von diesen Haaren. Fast bis zum … bis zu den Hüften, also sehr lang und dicht und lockig. Wunderschönes Haar, wirklich.
    Sie sind dann stehen geblieben und haben die beiden Leute, Valentin Bucherer und das dunkelhaarige Mädchen, beobachtet?
    Nein! Ich bin dann rein und habe die Gläser in die Spülmaschine geräumt.
    Wann sind Sie wieder auf die Terrasse gekommen?
    Vielleicht zwei bis drei Minuten später.
    Standen die beiden jungen Leute da noch am Gartentor des Nachbargrundstücks?
    Nein. Das Mädchen war die Straße hinuntergegangen. Ich konnte sie noch sehen. Valentin habe ich nicht mehr gesehen. Ich nahm an, er war im Haus.
    Was passierte dann?
    Ich habe im Garten weiter klar Schiff gemacht. Die Fackeln ausgepustet, und mein Mann hatte so kleine Windlichter besorgt, die habe ich eingesammelt …
    Und dann?
    Dann kam die Frau Bucherer aus der Tür.
    Wie viel Zeit war da ungefähr vergangen? Von dem Moment, als Sie wieder auf die Terrasse kamen und das junge Mädchen auf der Straße sahen, bis Frau Bucherer aus der Haustür kam?
    Hm. Vielleicht fünf Minuten. Vielleicht sechs.
    Konnten Sie das junge Mädchen da noch auf der Straße sehen?
    Nein. Oder jedenfalls … Ich habe nicht nach ihr geguckt. Es hat mich ja nicht so interessiert. Ich war ja mit dem Aufräumen beschäftigt.
    Aber Frau Bucherer haben Sie gesehen.
    Natürlich. Ich musste sie ja sehen. Da, wo ich stand, guckt man direkt auf die Haustür von den Bucherers. Ich konnte sie also nicht nicht sehen. Und es war ja außergewöhnlich genug. Die kommen zwar schon öfter mal spät nach Hause, aber dass um die Zeit jemand das Haus verlässt … Also nein, das kommt ja nicht so häufig vor. Wobei, ich bin normalerweise um die Zeit ja auch nicht im Garten, weil …
    Danke, Frau Schmidt-Wessels. Bleiben wir bei dem Moment, als Sie Frau Bucherer aus der Haustür kommen sahen. Wie viel Uhr mag es da gewesen sein? Ungefähr?
    Ich weiß es sogar ziemlich genau. Es muss so gegen kurz nach halb eins gewesen sein. Weil ich danach reingegangen bin und auf die Küchenuhr gesehen habe. Es war 0.35 Uhr.
    Sie sind also wieder reingegangen. Haben Sie noch gesehen, was Frau Bucherer gemacht hat?
    Ja, sicher. Ich habe sie noch beobachtet, weil es so ungewöhnlich war. Sie hat das Grundstück verlassen und ist die Mohrunger hinuntergegangen. Wie das Mädchen. In die gleiche Richtung.
    Sie haben also Frau Bucherer noch einen Moment beobachtet. Sie haben gesehen, wie sie die Mohrunger Allee in Richtung Heerstraße gegangen ist. Das Mädchen haben Sie aber nicht mehr gesehen?
    Nein. Das Mädchen nicht. Aber das Auto. Ganz am Ende der Straße.
    Das Auto? Welches … Haben Sie mit den Kollegen darüber schon gesprochen?
    Nein, das fällt mir jetzt erst ein. Wenn ich mir das Bild vor Augen rufe. Jetzt erinnere ich mich. Als das Mädchen bei den Bucherers raus ist, ist auf der anderen Seite eine Limousine losgefahren. Ein schwarzer Mercedes. Ein großes Modell. Er ist langsam gerollt.
    Und das kam Ihnen nicht komisch vor?
    Ähm. Nein … Ich war so beschäftigt, dass ich nicht weiter darüber nachgedacht habe.

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