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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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aussieht.
    Niederländer lieben Gruppen, sie mögen es gerne »gezellig« , und so lässt sich auch das merkwürdige Phänomen erklären, warum sich an allen Urlaubsorten der Welt stets Niederländer zusammenfinden, um gemeinsam niederländisches Bier zu trinken und Fritten mit Majo zu essen. Die deutsche Journalistin Annette Birschel führt sogar die alltäglichen Staus vor Amsterdam auf das Rudelverhalten der Niederländer zurück: Weil man so gerne das tut, was alle tun, fährt man eben gerne auch zum selben Zeitpunkt los wie alle anderen und empfindet den Stau als gar nicht so unangenehm – ist doch »gezellig«! Auch in vielen asiatischen Ländern sind Gruppennormen und das Befolgen gesellschaftlicher Regeln etwas ausgesprochen Positives. Oder haben Sie schon einmal in Singapur einen Einheimischen allein in einem Restaurant gesehen? Wenn der indirekte und direkte Einfluss von Normen so stark ist, was ist also dran am Rudelverhalten?
    Vom Nutzen des Rudeldaseins
    Das Rudeltierdasein ist im Gegensatz zum Einzelgängertum von Vorteil – auch wenn es uns schwer fällt zu begreifen vor dem Hintergrund unserer unheilvollen Geschichte oder des Trends, etwas Besonderes sein zu wollen. Vieles, was unsere Kultur und letztendlich uns als Menschen ausmacht, wäre ohne die Zusammenarbeit von mehreren nicht möglich gewesen; das reicht vom Bau der Pyramiden bis hin zu den neuesten technischen Entwicklungen. Wir sind als Rudeltier geboren, und dementsprechend sind wir daran interessiert, dass alle die Regeln befolgen und wir positiv von unseren Gruppenmitgliedern beurteilt werden. Tun wir etwas, das die Gruppe von uns erwartet, »schwimmen wir mit dem Strom«, befriedigen wir wichtige Bedürfnisse: das Gefühl, von Gleichgesinnten akzeptiert zu werden, das Gefühl, ein wertvolles Mitglied einer Gruppe oder einer Gesellschaft und damit nicht allein zu sein, das Gefühl, dass die Werte, die man vertritt, eine gewisse Berechtigung haben, weil sie ja von anderen geteilt werden. Insgesamt gibt uns die Übereinstimmung der eigenen Ansichten mit den sozialen Normen ein Gefühl der Sicherheit und Akzeptanz.
    Neben Schutz und Anerkennung können wir in der Gruppe noch ein anderes, entgegengesetztes Bedürfnis befriedigen, nämlich im Rahmen der Gruppennormen etwas Besonderes zu sein und unsere Eigenarten auszuleben. Wie die Forschung gezeigt hat, schätzen Gruppenmitglieder Eigenarten und nehmen uns viel mehr als Individuum wahr als Mitglieder einer Außengruppe, vorausgesetzt, wir halten uns im Großen und Ganzen an die sozialen Normen.
    So kommt es auch, dass wir denen, die gewissermaßen unsere Alpha-Tiere sind und unsere Gruppennormen offenbar perfekt befolgen, mehr individuelle Freiheiten zugestehen. Ich muss mich nur selbst anschauen. Jetzt, wo ich mich als Professor etabliert habe und damit die soziale Leistungsnorm unserer Gesellschaft zur Genüge erfüllt habe, kann ich mir sehr viel mehr erlauben als zu der Zeit, wo ich auf Jobsuche war. Blaue Haarsträhnen, in Trainingshose zum Meeting erscheinen oder zu spät kommen – alles kein Problem mehr, seit ich Professor bin. Wer sich bisher an die Regeln gehalten hat und nun unweigerlich dazugehört, der darf sich auch mal einen Spleen erlauben. Und so erklärt sich auch, warum Statushöhere manchmal selbst vor Machtmissbrauch nicht haltmachen und dabei oft nur mit einem blauen Auge davonkommen. Was musste Herr Berlusconi sich alles zuschulden kommen lassen, bis er endlich aus seiner Gruppe ausgeschlossen wurde? Untersuchungen zu sozialer Macht von Gerben van Kleef erlauben den Schluss, dass man, solange man unten auf der Karriereleiter steht, möglichst alle wissen lässt, dass man einer von ihnen ist und die Spielregeln beherrscht, während man weiter oben auf der Leiter die Freiheiten, die man hat, (natürlich in Maßen!) entsprechend ausnutzen darf.
    Interessant ist, dass die Menschen in vielen unserer Experimente, von denen später noch ausführlicher die Rede sein wird, grundsätzlich mehr oder weniger unbewusst sozialen Normen und Regeln folgen, statt gegen sie anzugehen. Zwar ist es menschlich, etwas Besonderes sein zu wollen, was wir landläufig ja unter »Persönlichkeit« oder »Selbst« verstehen. Aber diese Ausnahmen bewegen sich immer in einem akzeptierten Rahmen. Nur sehr, sehr wenige Menschen (auch die Deutschen nicht) halten es aus, vollkommen anders, und damit isoliert zu sein. Eine unbewusste Anpassung hat zwei Vorteile: Wir passen uns an, werden also gemocht

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