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Unser geraubtes Leben - Die wahre Geschichte von Liebe und Hoffnung in einer grausamen Sekte

Unser geraubtes Leben - Die wahre Geschichte von Liebe und Hoffnung in einer grausamen Sekte

Titel: Unser geraubtes Leben - Die wahre Geschichte von Liebe und Hoffnung in einer grausamen Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Froehling
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später nicht mehr daran erinnern, denn sie kriegen Medikamente.«
    Was geschieht da?
    Mehrere Männer berichten derartige Szenen. Möglicherweise ließ Schäfer auf diese Weise testen, ob die Zwangssterilisationen wirksam waren.
    Der Junge kann dieses Erlebnis nicht verarbeiten. Er möchte nie wieder daran denken. Aber er möchte sich bei dem Mädchen entschuldigen. Er möchte sagen, dass er das nicht wollte. Dass es ihm leidtut. Doch wer war sie? Er wurde gezwungen, aber dennoch wurde er an ihr zum Täter, und so würde sie ihn auch sehen. Wenn sie es wüsste.
    Opfer und Täter, Schäfer sorgte dafür, dass die meisten in der Kolonie beides zugleich sein mussten.

KAPITEL 20
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Bei den sieben Zwergen
    1977
Politik: RAF -Terror; Deutscher Herbst; GSG 9.
Gesellschaft: Friedensnobelpreis für Amnesty International;
Emma erscheint; Apple kommt auf den Markt.
Im Kino: Der Stadtneurotiker (Woody Allen);
Rocky Horror Picture Show; Saturday Night Fever
    (John Travolta, Olivia Newton-John).
    >Hitparade: We are the Champions (Queen);
    Und es war Sommer (Peter Maffay).
    Spruch des Jahres: Ein Herz für Kinder.
    Den Weltuntergang, genauer: das »Ende aller Weltsysteme«, hatte der Endzeitprediger William Branham für das Jahre 1977 vorausgesagt. Für die Colonia Dignidad sieht es im März 1977 tatsächlich so aus, als sei der Untergang ihres totalitären Systems nah. Amnesty International veröffentlicht eine Broschüre über die Kolonie als »Folterlager der DINA « und lenkt damit den Blick der Öffentlichkeit auf die dunklen Seiten der »Sociedad Benefactora y Educacional Dignidad«. Die Dokumentation belegt, dass in der Kolonie, die bisher als deutsches Mustergut galt, Regimegegner gefoltert und ermordet werden.
    Erhärtet wird das durch die Aussagen dreier Zeugen, die 1975 vom chilenischen Geheimdienst DINA in ein geheimes Folterlager gebracht wurden. Viele Details weisen auf die Colonia Dignidad als Ort der Folter hin. Zeitgleich berichtet der Stern über Menschenrechtsverletzungen in der Colonia Dignidad.
    Die Kolonie kontert wieder mal mit Hungerstreik, einstweiligen Verfügungen und strengt Prozesse an. Einer davon wird zum längsten Prozess in der Geschichte von Amnesty International.Dabei zeigt sich auch, wie reich an Vermögen und Einfluss die Führungsclique der Kolonie inzwischen ist. Auch in Deutschland hat sie mächtige Freunde. Nicht nur Franz-Josef Strauß.
    Der damalige deutsche Botschafter in Santiago, Erich Strätling, gehört ebenfalls dazu. Ein »herrlicher Empfang« mit Chor, Orchester und deutscher Nationalhymne war ihm bereitet worden, als er die Kolonie im Vorjahr besuchte, nachdem diese in einem UN -Bericht als Folterzentrum genannt wurde. Ihm hingegen sei es dort ergangen »wie im Märchen bei Schneewittchen« 69 , soll Strätling geschwärmt haben. Weniger märchenhaft ist der Anlass seines Besuchs: Der UN -Bericht zitiert Aussagen, nach denen in der Colonia Dignidad Häftlinge Experimenten unterzogen wurden:
    Hunde, die darauf dressiert sind, sexuelle Aggressionen zu begehen und die Geschlechtsorgane von Männern und Frauen zu zerstören; ›Versuche‹ über die Grenzen der Belastbarkeit mit verschiedenen Foltermethoden … Experimente, um die Häftlinge mit Hilfe von Drogen geistig zu zerbrechen; lange Perioden von Isolierung … In Colonia Dignidad scheint es ein besonderes Folterzentrum in einem unterirdischen Ort mit spezieller Ausrüstung zu geben, wo es kleine schalldichte, hermetisch geschlossene Gefangenen-Zellen gibt. 70
    So gut gefiel es Strätling »hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen«, dass er gleich im folgenden Jahr wiederkommt, um zu bestätigen, dass auch die Vorwürfe von Amnesty International nicht zutreffen. Er vermeldet dem Auswärtigen Amt: »Ich habe keine unterirdischen Folteranlagen gefunden.« Kein Wunder: Schäfer weigert sich, ihm die Kellerräume zu zeigen. Dann insistiert man lieber nicht.
    Aber warum sollte man die Kellerräume überhaupt zeigen, schließlich gibt es eine eidesstattliche Erklärung der Kolonie, die versichert:
    … Im Bereich unserer Siedlung haben keinerlei Folterungen stattgefunden, noch sind Gefangene auf unser Grundstück verbracht worden. In unserer Siedlung ist die Geheimpolizei zu keiner Zeit tätig geworden. Wir selbst haben zu keiner Zeit irgendetwas mit politischen oder sonstigen Gefangenen des chilenischen Staates zu tun gehabt.
    Es ist auch undenkbar, dass derartige Aktionen auf unserem Grundstück ohne unser Wissen im

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