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Unser Leben mit George

Unser Leben mit George

Titel: Unser Leben mit George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Summers
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Tür und zogen
Joshua in den Zwinger. Innerhalb von Sekunden war er von einer Schar Hunde mit
glänzendem Fell umringt, von lachenden Hundegesichtern und hechelnden rosa
Zungen. Ein kleiner Hund kletterte auf seinen Schoß, ein anderer warf sich ihm
in die Arme. Ein dritter stellte sich auf die Hinterbeine und wusch Joshuas
Ohren.
    »Diese sind doch weder zu groß noch zu
klein für uns, nicht wahr, Mama?«, sagte er hoffnungsvoll. Ich schüttelte den
Kopf. Ich musste zugeben, dass diese Hunde mit einem halben Meter Größe perfekt
für uns waren, genau wie der Stuhl von Baby Bär im Märchen, auf den
Goldlöckchen endlich passte.
    Ich trat ebenfalls in den Zwinger, wo
einer der Züchter mich eine junge Hündin halten ließ. Sie hieß Darling und
schmiegte sich an mich, genau wie Joshua es als Baby getan hatte. Sie drehte
ihren kleinen Kopf, bis er unter meinem Kinn lag, und begann liebkosend meinen
Hals zu lecken. Ich schmolz dahin.
    Da ich merkte, dass ich weich wurde und
im Begriff war, meine Freiheit aufzugeben, setzte ich Darling hin und bat die
Männer, mich ganz genau über die Nachteile dieser Rasse aufzuklären. Sie fingen
an zu lachen und versicherten mir, es gäbe keine. Obwohl sie von Jagdhunden
abstammten, brauchten diese süßen kleinen Dinger nicht viel Bewegung. Sie
wurden nie aggressiv. Trotz ihres ausgesprochen schmachtenden Gesichtsausdrucks
waren sie keineswegs dumm, im Gegenteil, sie waren klug und leicht abzurichten.
Sie neigten weder zur Nervosität noch waren sie launisch, sondern waren treue,
sanfte und liebevolle Tiere. Außerdem waren sie kinderlieb. Kurz, wie ein
englischer König bereits vor sehr langer Zeit festgestellt hatte, es waren die
ultimativen Schoßhunde und ideale, unkomplizierte Haustiere.
    Ich betrachtete die Hunde, die Joshua
umringten, mit ihren langen Schlappohren, den glänzenden Augen, den wedelnden
Schwänzen und den offenen Mäulchen, die aussahen, als lachten sie. Joshua saß
mitten unter ihnen und strahlte mich an. Ich merkte plötzlich, dass er nicht
mehr so glücklich ausgesehen hatte, seit sein Vater gestorben war.
    »Mama, Mama, können wir so einen
haben?«, bettelte er. »Bitte, bitte, bitte!«
    Ich holte tief Luft. »Okay, Schatz«,
hörte ich mich sagen. »Natürlich, das können wir.«
    Leugnen hatte keinen Zweck, ich wusste,
wann ich besiegt war. Mein Schicksal — in Gestalt eines Cavalier King Charles
Spaniels — hatte mich eingeholt.



5.
Kapitel
     
    Im Nachhinein stelle ich fest, dass es
kein reiner Zufall war, dass ich mich zu den Cavalieren hingezogen fühlte. Ich
hatte diese Hunde schon kennengelernt — oder vielmehr kannte ich eine Familie,
in der es diese Hunde immer gab.
    Ich war meiner Freundin Jenny Hanison
1968 erstmals begegnet, nachdem ich als ungeladener Gast in eine Geburtstagsparty
hineingeplatzt war. Die Teenager, mit denen ich damals befreundet war, wurden
selten zu Geburtstagspartys eingeladen, und ebenso selten durften wir selbst
eine geben. Meine Eltern hatten an meinem vierzehnten Geburtstag
festgestellt, dass, wenn man eine unbestimmte Anzahl übermütiger Teenager ins
Haus ließ, dies selbst damals der sicherste Weg war, dass es verwüstet wurde.
Deshalb wurde das ungebetene Hineinplatzen in andere Partys damals eine
Angewohnheit, auf die ich allerdings heute nicht besonders stolz bin. Meist
tauchten wir an einem Samstagabend mitten während einer Party vor der Tür auf
und behaupteten, Freunde von Freunden von Freunden zu sein, um uns mit diesem
Trick den Weg ins Haus zu bluffen. Aber da wir es an jenem Abend nicht
geschafft hatten, uns auf diese Weise Eintritt in Jennys Haus im Nordwesten von
London zu verschaffen, kam ein einfallsreiches Mitglied unserer Clique auf eine
andere Idee, um ins Haus zu gelangen — nämlich durch das Fenster der Toilette
im Erdgeschoss. Ich war viel zu gut erzogen, um nicht zu sagen zu feige, so
etwas zu machen, deshalb musste ein Mädchen namens Lucy mich buchstäblich mit
Gewalt hindurchschieben.
    Als ich erst einmal drin war, wurde ich
bald in den Schoß der Familie aufgenommen. Für mich waren Brenda und Bernie Hanison
genau die Eltern, die sich ein Teenager in den sechziger Jahren wünschen
konnte. Sie waren unkonventionell, großzügig und verständnisvoll, so dass man
sich in ihrer Gesellschaft wohlfühlte. Bernie war ein ehemaliger Verleger, der
sich jetzt als Immobilieninvestor betätigte und in seiner Freizeit ein
leidenschaftlicher Gastronom war. Keats, sein Restaurant in Hampstead,

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