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Unser Leben mit George

Unser Leben mit George

Titel: Unser Leben mit George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Summers
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Krebskrankheit, die zu seinem Tode führte, bei
Lun, seinem Chow, Trost gesucht. Sigmund wusste, was ihm guttat, und heutzutage
ist Tiertherapie hochaktuell. Das Spielen mit Katzen und Hunden senkt den
Blutdruck, hilft Patienten nach Schlaganfällen und verbessert ganz allgemein
die körperliche und geistige Gesundheit. Selbst Tiere ohne Fell haben diesen
Effekt: In einer Studie der Universität von Leicester wurde festgestellt, dass
das Schwimmen mit Delphinen bei der Behandlung von Depressionen hilft.
    Obwohl unser Badezimmer für einen
Delphin nicht groß genug war, so hatten wir doch bestimmt Platz für einen
jungen Hund. Aber trotzdem war ich nicht sehr begeistert. Ständig durch einen
Hund angebunden zu sein war nicht gerade das, was ich für die allernächste
Zukunft geplant hatte. Eigentlich hatte ich es überhaupt nicht geplant.
    Als wir in Earls Court aus der U-Bahn
stiegen, versuchte ich nicht daran zu denken, wie unpraktisch es wäre, einen
jungen Hund zu haben. Unsere Wohnung befand sich im Erdgeschoss und im
Souterrain. Mit einem Open-Plan-Raum oben und den Schlafzimmern unten gab es
kein Zimmer, das einen wasserdichten Fußboden hatte und wo man einen jungen
Hund halten konnte, bis er stubenrein war. Er müsste mindestens ein Zimmer
bewohnen dürfen, und das bedeutete, dass es überall Pfützen geben würde — vor
dem Sofa, auf dem Teppich, und womöglich würde es auch durch die
Fußbodenbretter in die Räume darunter sickern.
    Aber was waren ein paar Flecken und
Pfützen gegen die Freude an einem jungen Hund und gegen die hoffentlich
heilende Wirkung, die das Tier auf meinen traurigen Sohn haben würde? Daran
dachte ich, als ich mit Joshua die Ausstellungshalle betrat. Auf dem Prospekt
hatte gestanden, dass dies die ideale Gelegenheit sei, alles über die Freuden
eines Febens mit Hunden zu erfahren. Es war eine lockere Atmosphäre, wo man
Hunde von ihrer schönsten Seite kennenlernen konnte. Im Gegensatz zu der sehr
exklusiven Ausstellung von Crufts, wo die verwöhnten und manikürten Rassehunde
wie Prominente vor uns gewöhnlichen Sterblichen abgeschirmt wurden, war dies
hier eine Hundeausstellung zum Anfassen. Hier hatten Hundefreunde nicht nur
eine Riesenauswahl an Hundeartikeln, die man kaufen konnte, von Nikolausmützen
für Hunde bis zu strassbesetzten Halsbändern, sondern man konnte auch mit den
Eigentümern über alle Vor- und Nachteile einer Rasse diskutieren und sie
streicheln — die Hunde, nicht die Eigentümer. Obwohl man auf der Ausstellung
keine Hunde kaufen konnte — zum Glück — , hatte man bei einhundertachtzig
verschiedenen Rassen reichlich Gelegenheit, sich den Hund auszusuchen, der
einem am meisten zusagte. Discover Dogs war zweifellos die Veranstaltung
im alljährlichen Hundekalender, auf der man unverbindlich schnuppern konnte,
ehe man sich entschloss.
    Joshua und ich kämpften uns durch die
Gänge und besuchten jeden Stand, von den eleganten Afghanen bis zu den hungrig
aussehenden Kanadischen Huskys. Wir kamen an Bullterriern vorbei, die direkt
aus einem Roman von Dickens zu kommen schienen, und waren hingerissen von den
leicht verrückten Dandie Dinmonts, die aussahen, als seien sie einem
Disney-Zeichentrickfilm entsprungen. Wir wurden fast erdrückt von einem
riesigen und schrecklich ungehorsamen Neapolitanischen Mastiff, dessen faltigem
Gesicht eine Botox-Behandlung gutgetan hätte, und wurden von einem begeisterten
Bergamasker Hirtenhund, der von der Nase bis zum Schwanz mit dreißig Zentimeter
langen Rastalocken behängen war, gründlich gewaschen.
    Wir verbrachten einige Zeit mit Bert,
dem Bernhardiner, einer Rasse, für die ich eine Schwäche habe, seit ich im
Geographieunterricht der Grundschule von diesen wunderbaren Rettungshunden
gehört hatte. Obwohl ein ausgewachsenes männliches Tier bis zu 90 Kilo wiegen
kann, zählen die Bernhardiner zu den sanften Riesen unter den Hunden. Sie
lieben Kinder — Joshua kletterte auf Bert herum, was dem Hund überhaupt nichts
ausmachte — und, wie sein Züchter erklärte, sie brauchen nicht viel Bewegung.
    Bert war so groß wie ein erwachsener
Löwe. Ich kniete mich hin, um seinen Kopf zu streicheln, der mir dreimal so
groß wie mein eigener vorkam, und als er freudig mit dem Schwanz auf den Boden
klopfte, vibrierte alles. Ich blickte in seine seelenvollen rotgeränderten
Augen, und mir kamen Tränen der Rührung. Allein durch seine Größe war er völlig
ungeeignet für uns; wenn er in unserem Wohnzimmer läge, würde er

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