Unser Leben mit George
weniger wie
ein Bettvorleger aussehen als wie ein von Wand zu Wand reichender Teppich.
Trotzdem, der riesige Bert strahlte etwas so Beruhigendes aus, dass ich fast in
Versuchung geriet. Ob es bei einem solchen Hund auch Nachteile gab? Ich fragte
seine stolze Eigentümerin. Eigentlich keine, erwiderte sie, wenn einem die
Haare und das Sabbern nichts ausmachten. Zu Hause trug Bert immer ein
Frotteelätzchen, um seinen ständig tropfenden Speichel aufzufangen, und als sie
ihn heute Morgen bürstete, konnte sie hinterher eine ganze Einkaufstüte mit
losen Haaren füllen. Mit meiner schwarzen Hose und dem schwarzen Pullover
sollte ich besser nicht so dicht an ihn herangehen, riet sie mir.
Die Warnung kam zu spät. Als Joshua und
ich aus Berts Zwinger kamen, waren wir völlig besabbert und von weißen Haaren
bedeckt und sahen aus wie nasse, weiße Yetis. Vielleicht ist das der Ursprung
der Legende vom Schneemenschen. Kein Wunder, dass die Hunde kleine Fässchen um
den Hals tragen, wenn sie losziehen, um verlorene Wanderer zu retten: darin ist
gar kein belebender Cognac, wie ich es in der Schule gelernt hatte. Vermutlich
soll es die Geretteten nur davor bewahren, in Hundesabber zu ertrinken.
Wir fuhren fort mit unserer Suche nach
dem perfekten Hund, aber inzwischen waren wir etwas realistischer — oder
wenigstens war ich es. Joshua rannte noch immer von einem Zwinger zum anderen,
verliebte sich im einen Augenblick in niedliche kleine Labradorwelpen, um im
nächsten Moment für rote Setter zu schwärmen, und ich lief hinter ihm her und
versuchte, mit der Stimme der Vernunft seine Begeisterung für die verschiedenen
Rassen etwas zu bremsen. Nein, wir konnten keinen Windhund halten, sie
brauchten zu viel Auslauf. Möpse schnieften zu stark, ebenso Boxer und Pekinesen.
Dackel litten unter Rückenproblemen. Und genau wie Bert, der Bernhardiner, war
auch ein Irischer Wolfshund zu groß für unsere Wohnung, und ein Pomeraner, egal
wie lebhaft und niedlich, war so klein, dass man wahrscheinlich dauernd auf ihn
treten würde. Nein, es war auch ganz bestimmt nicht fair, einen riesigen
Neufundländer in einer Stadtwohnung zu halten, da er eindeutig ein Hund war,
der schwimmen wollte und nicht einmal in unsere Badewanne passte. Jawohl, der
junge Rottweiler war jetzt ganz entzückend, er würde es aber nicht mehr sein,
wenn er einen Meter groß war, wütend an seiner Kette riss und mir an die Gurgel
ging.
Um uns herum herrschte
Hundeverrücktheit. Leute kauften getrocknete Bullenpenisse, in die ihre besten
Freunde die Zähne schlagen konnten, einen Meter lang und bei einem Preis von
drei Pfund ein Schnäppchen. Andere kauften rosa Hundemäntelchen aus Schaffell,
Lackschuhe und modische Klimperhalsbänder mit silbernen Anhängseln für hundert
Pfund. Ein Vertreter versuchte, mir einen Hundebuggy aufzuschwatzen, der
genauso aussah wie der, in dem ich früher Joshua herumgefahren hatte. Perfekt,
um mit einem faulen Hund ins Freie zu gehen, wie er mir erklärte. Seine zarten
Füßchen brauchten den Erdboden gar nicht mehr zu berühren.
Joshua und ich setzten uns zwanzig
Minuten neben eine der Arenen, in der der Wettbewerb im Schwanzwedeln
stattfand. »Ich suche den Hund mit einem Lächeln im Schwanz«, sagte der
Preisrichter allen Ernstes. Darauf folgte eine Darbietung im Hundetanz — eine
Art ›Bei Fuß‹-Training zu Musik und nach diesem eindrucksvollen Erlebnis
machten wir uns wieder auf die Suche nach dem perfekten Hund. Nachdem ich
abermals eine Rasse abgelehnt hatte (ich glaube, es war ein Dobermann), brach
Joshua in Tränen aus, und meine Geduld war am Ende.
Es war Zeit zu gehen. Discover Dogs hatte mir eines gezeigt: Ich wollte keinen Hund. Ich nahm Joshuas Hand und
steuerte auf den Ausgang zu. Aber noch ehe wir dort angekommen waren, gerieten
wir an einen Stand, der von den hübschesten Geschöpfen überquoll, die ich je
gesehen hatte. Aufgeregt purzelten sie übereinander, ihre Schwänze wedelten
begeistert, und sie rannten in ihrem Zwinger herum wie kleine Lämmchen, die
unter Strom standen. Ihre Farben variierten zwischen Kastanienrot und Schwarz,
Weiß und Hellbraun, sie hatten lange, seidige Ohren, entzückende kleine runde
Nasen und riesige, seelenvolle Augen. Joshua riss sich von mir los und rannte
hinüber. Als sie ihn kommen sahen, rasten sie auf ihn zu, um ihn auf ihren
zierlichen, langhaarigen Hinterpfoten zu begrüßen. »Kann ich einen
streicheln?«, bettelte Joshua die Züchter an.
Die Männer öffneten die
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