Unser Leben mit George
mussten während ihrer Kindheit sicher die bittere Erfahrung machen, dass
Zwergspaniels zuverlässigere Gefährten waren als Ehegatten und Mütter,
besonders am Hofe ihres Vaters Heinrich VIII., wo »einige kleine Spaniels für
die Damen« die einzigen Hunde waren, die man duldete. Hoffen wir, dass der
kleine Spaniel seiner Herrin Bloody Mary mehr Zuneigung schenkte als ihr Mann
Philipp, von dem berichtet wird, dass er »keine körperliche Liebe« für sie empfand
und vierzehn Monate nach der Eheschließung wieder nach Spanien zurückkehrte.
Es hatte seinen guten Grund, dass die
Zwergspaniels in jenen Zeiten gemeinhin auch »Comforters« genannt wurden (was
sowohl »Tröster« als auch »Wärmer« heißen kann). Sie waren nicht nur als kleine
Jagdhunde, sondern auch als Schoßhunde gezüchtet worden, die ihre Besitzer
wärmten, indem sie in zugigen Palasthallen auf ihrem Schoß oder auf langen
Reisen mit der Pferdekutsche unter ihren Füßen lagen. Nachts schlüpften sie bei
Herrchen oder Frauchen mit ins Federbett, wo sie nicht nur kuscheliger waren
als eine Wärmepfanne aus Messing voll glühender Kohlen, sondern auch bedeutend
sicherer. (Denn ganz gleich, wie lebendig so ein kleiner Spaniel sein mochte,
es bestand keine Gefahr, dass er das Bettzeug in Brand setzte.) Hundebesitzer,
die unter Magenschmerzen oder Rheuma litten, legten sich diese kleinen
»Tröster« auf die schmerzenden Körperstellen, um sich Linderung zu verschaffen.
Und da es damals noch kein Insektenpulver gab, glaubte man auch, dass ein
Hündchen auf dem Schoß die Flöhe an sich ziehen würde, die man sonst selbst in
den Kleidern hätte.
»Der Spaniel, sanft und tröstend — ein
zierlicher, sauberer und hübscher Hund... Gefährten der Schlafkammer und
freundliche Spielkameraden«, so beschrieb Dr. Johannes Caius, der Leibarzt von
Elizabeth I., den Englischen Zwergspaniel 1570 in seinem Essay »De Canibus
Britannicis«, in welchem er alle Hunde aufzählte, die zu jener Zeit in
Großbritannien bekannt waren. Aber der Trost, den die Zwergspaniels ihren
Besitzern brachten, war nicht nur körperlicher Art. Zu einer Zeit, wo man es
hinnehmen musste, dass ein Elternteil vom anderen verstoßen, gedemütigt oder
gar enthauptet wurde — in einer Welt, in der man selbst seinem nächsten
Angehörigen nicht trauen durfte und wo man, wenn man seine Karten nicht richtig
spielte, selbst hingerichtet werden konnte — , waren diese kleinen Hunde mit
ihren unschuldigen Gesichtern und dem langen, seidigen Fell oft die treuesten
und zuverlässigsten Geschöpfe, die man um sich hatte.
Als die schottische Königin Maria
Stuart auf Befehl ihrer Cousine Elizabeth I. am 8. Februar 1587 im Schloss
Fotheringay hingerichtet wurde, begleitete sie ihr kleiner schwarzweißer
Spaniel zur Richtstätte. Nachdem sie enthauptet worden war, fand man das
verstörte Tier, das sich in den Falten ihrer blutbespritzten Unterröcke
versteckt hatte. »Einer der Scharfrichter, der ihre Strumpfbänder abband, fand
den kleinen Hund, der unter ihre Kleider gekrochen war und nur mit Gewalt
entfernt werden konnte«, berichtete der Augenzeuge Robert Wynkfielde, »aber
selbst danach wollte er die Leiche nicht verlassen, sondern kam und legte sich
zwischen ihren Kopf und ihre Schultern, welches alles fortgetragen und
gewaschen wurde; genau wie alles andere, das mit Blut besudelt war, entweder
gewaschen oder verbrannt wurde, und die Scharfrichter wurden mit Geld
entschädigt, da sie nichts mitnehmen konnten, das ihr gehört hatte.«
Sechzig Jahre später, als Marias
unglücklicher Enkel Charles I. von Oliver Cromwells Roundheads verfolgt wurde,
versteckte er sich mit seinem Zwergspaniel, Rogue, in Carisbrooke Castle auf
der Isle of Wight. Im darauffolgenden Januar 1649 wurde Charles wegen
Hochverrats zum Tode verurteilt, und am 30. desselben Monats ging er mit Rogue
ein letztes Mal durch den Green Park von London zum Schafott, das vor der
Banketthalle des Palastes von Whitehall errichtet worden war. Später am
gleichen Tag wurde Rogue von den Roundheads eingefangen und im Triumph durch
die Stadt getragen, ein ähnlich starkes Symbol für den Sturz der Monarchie wie
der abgeschlagene Kopf seines Herrn.
Die Kinder von Charles I. waren im Exil
in Frankreich, wo die königliche Familie den Englischen Zwergspaniel ebenfalls
liebte, und so konnten die Prinzen und Prinzessinnen ihre Liebesbeziehung zu
diesen Hunden fortsetzen. Der Erbe des hingerichteten Königs, der noch nicht
gekrönte Charles
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