Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unser Leben mit George

Unser Leben mit George

Titel: Unser Leben mit George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Summers
Vom Netzwerk:
zu akzeptieren.
    Die ersten King Charles Spaniels, die
offiziell diesen Namen trugen, waren ganz andere Hunde als jene, in die Charles
II. so vernarrt war. Statt flacher Köpfe und langer Schnauzen hatten sie nun
den typischen hohen Kopf und die platten Nasen der Mopskreuzungen, die man in
Wilhelms und Marys Regierungszeit gezüchtet hatte. Die früheren Merkmale waren
keineswegs erwünscht, bis ein New Yorker Züchter namens Roswell Eldridge sich
entschloss, sie auf eigene Faust wieder einzuführen. 1926 erschien im Katalog
der Hundeausstellung von Crufts eine Annonce, in der ein Preis von 25 Pfund
geboten wurde (damals eine beachtliche Summe) für »Blenheim Spaniels der alten
Sorte, mit langen Schnauzen, wie sie auf Bildern aus der Zeit Charles II. zu
sehen sind«. Innerhalb von zwei Jahren hatte Eldridges Idee Früchte getragen,
und die Spaniels der alten Sorte waren wieder da, jetzt unter dem Namen
Cavalier King Charles Spaniel.
    Seitdem sind Cavalier Spaniels eine der
beliebtesten Rassen in Großbritannien und Amerika, der Britische Kennel Club
registrierte 2006 die Geburt von 11411 Cavalierwelpen, womit es eine der
häufigsten Kleinrassen ist. Zwar hat Königin Elizabeth die Hunderasse, die den
Namen ihres gelockten Vorfahren trägt, zugunsten einer anderen aufgegeben, die
nach der Konföderation zur Registrierung von Gasinstallateuren benannt ist — nämlich
des Corgi — , aber es gibt viele berühmte Cavalier-Besitzer des 20. und 21.
Jahrhunderts, darunter Frank Sinatra, Ronald Reagan, Lauren Bacall, Sylvester
Stallone, Kirk Douglas, Michael J. Fox, das ehemalige Spiee Girl Emma Bunton
sowie die Schauspielerinnen Charlotte York und Teri Hatcher.
    Und an einem Sonntagmorgen gegen Ende
November 1998 gesellte sich eine weitere Besitzerin zu dieser illustren Liste:
ich.
     
    Ein paar Tage nachdem Joshua und ich
die Ausstellung Discover Dogs besucht hatten, ging ich spontan zum
Telefon und rief den Kennel Club an. Ich bat um eine Liste eingetragener
Cavalierzüchter, die Welpen zu verkaufen hatten. Eine Züchterin namens Mrs
Colman lebte in der Nähe von Henley, eine kleine Stadt an der Themse, in deren
Nähe meine Eltern früher gewohnt hatten. Ich betrachtete diesen kleinen Zufall
als gutes Omen und rief an. Ja, sagte Mrs Colman, sie habe vier Welpen, aber
sie seien erst vierzehn Tage alt und müssten noch sechs Wochen bei ihrer Mutter
bleiben. Sie gingen jedoch schneller weg als herabgesetzte Kaschmirpullover bei
Harrods im Ausverkauf. Die beiden Weibchen seien bereits vergeben, nur die zwei
kleinen Rüden seien noch zu haben, und wenn ich einen davon haben wollte, solle
ich so schnell wie möglich kommen und ihn reservieren. Ach ja, fügte sie noch
hinzu, ehe sie das Gespräch beendete, sie habe auch noch einen fünf Monate
alten Welpen, der vielleicht in Frage käme. Aber vielleicht auch nicht. Sie
möchte ihn eigentlich behalten, aber ihr Mann wolle ihn verkaufen.
    Als Joshua und ich von zu Hause
wegfuhren — er hinter mir angeschnallt, mit einer Kassette Just William, ich am Steuer, wo ich nervös einen Bonbon nach dem anderen aus dem
Handschuhfach nahm und in den Mund steckte — , hatte ich bereits kalte Füße,
was nicht an der Autoheizung lag. Wollte ich wirklich einen Hund, wenn ich
schon so viele andere Verpflichtungen hatte? Im Geiste sah ich Udi
missbilligend den Kopf schütteln. Ich hörte auch die Stimme meines Vaters, die
sagte: »Du musst völlig verrückt sein!« Ja, ich musste verrückt sein: selbst
wenn ich wusste, dass Joshua von den Welpen entzückt sein würde, es war ein
großer Fehler, ihn mitzunehmen. Sollte ich mich doch noch dagegen entscheiden,
würde er schrecklich enttäuscht sein.
    »Du weißt doch, dass wir uns heute die Hunde
nur ansehen werden«, warnte ich ihn, als wir auf der M40 nach Berkshire
fuhren. »Vielleicht finden wir keinen davon schön.«
    Mir war, als hörte ich ihn murmeln: »O
doch, werden wir wohl.« Aber da er sofort darauf sagte: »Ich kann dich nicht
verstehen, Mama, ich höre William«, konnte ich mich auch getäuscht
haben. Ich sah in den Rückspiegel. Er hatte den Kopfhörer auf den Ohren und sah
aus dem Fenster. Sein Gesicht verriet nichts.
    »Und selbst wenn sie uns gefallen«,
fuhr ich fort, »sind sie noch viel zu klein, um von ihrer Mutter weggenommen zu
werden, weißt du, also werden wir erst in frühestens sechs Wochen einen mit
nach Hause nehmen können. Hast du mich gehört, Schatz? Das verstehst du doch,
nicht wahr?« Er ignorierte mich.

Weitere Kostenlose Bücher