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Unser Leben mit George

Unser Leben mit George

Titel: Unser Leben mit George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Summers
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»Joshua? Nimm mal einen Moment die Kopfhörer
ab, Schatz! JOSHUA!«
    »Was?«
    »Hör mal, du weißt doch hoffentlich,
dass wir heute ganz bestimmt keinen jungen Hund mit nach Hause nehmen
werden. Sei also nicht zu sehr enttäuscht, okay?«
    Seine Lippen verzogen sich zu einem
überlegenen Lächeln. »Keine Angst, Mama, bin ich schon nicht.«
    Mrs Colmans Cottage konnte man
unmöglich verfehlen. Vor dem Gartentor stand ein Cavalier King Charles Spaniel
aus Stein Wache. An der Haustür war ein Willkommensschild mit dem lächelnden
Gesicht eines Cavaliers. Der Türklopfer aus Messing hatte die Lorm eines
Cavalierkopfes. Die Lußmatte trug Bilder von vier Cavalieren, ein rotbrauner
namens »Ruby«, ein schwarzweiß-brauner namens »Tricolour«, ein braun-schwarzer
mit Namen »Black and Tan« und ein rotbraun-weißer »Blenheim« Spaniel. Das
waren, je nach ihren verschiedenen Farben, die offiziellen Bezeichnungen der
Hunde, was ich schon bei Discover Dogs gelernt hatte. Neben der Klingel
war auch ein Schild »Vorsicht vor dem Hund«, ebenfalls mit einem Cavalier. Mein
Klingeln wurde von einer Sinfonie aus Bellen und Jaulen beantwortet, und als
die Tür geöffnet wurde, schwappte eine Welle aus glänzenden Fellen, blitzenden
Augen und turbobetriebenen Schwänzen über Joshua und mich hinweg. Ich dachte an
das »Vorsicht«-Schild draußen und ergriff Joshuas Hand, aber die einzige
Gefahr, die uns drohte, war, zu Tode geleckt zu werden.
    Nachdem sie ihre Hunde, schätzungsweise
so um die fünfundzwanzig an der Zahl, zusammen mit ihrem Mann in die Küche
bugsiert hatte, führte uns die zierliche, hübsche Mrs Colman in ihr Wohnzimmer,
wo eine Uhr aus grünem Marmor mit einem Cavaliergesicht als Zifferblatt auf dem
Kaminsims stand, daneben mehrere Bilderrahmen in Form von Cavalieren, in denen
natürlich Fotos von Mrs Colmans Hunden steckten. Cavaliere grinsten uns von
handgestickten Petit-Point-Kissen an, die auf den behaarten Sofas lagen, und
auf den kleinen Beistelltischen waren zwei Stehlampen in Form von
Cavalier-Figuren aus Staffordshire-Porzellan. Ölgemälde von Mrs Colmans
preisgekrönten Siegern in Goldrahmen zierten die Wände, genauso wie eine
Pinnwand voller Rosetten. Die Fensterbänke waren mit noch mehr
Cavalierfigürchen geschmückt, die Kartenständer, Leuchter, Untersetzer und
ähnlich nützliche Gegenstände darstellten. Selbst die Türknöpfe waren mit
Bildern dieser Hunde bemalt. Oliver Cromwell hätte hier keine Chance gehabt.
    Nachdem sie uns mit Tee und
selbstgebackenem Schokoladenkuchen bewirtet und dabei ein Loblied auf ihre
Rassehunde gesungen hatte, wurde ich von Mrs Colman verhört. War ich
vorbestraft? War ich jemals wegen Grausamkeit gegen Tiere angezeigt worden?
Hatte ich einen sicher eingezäunten Garten und auch im Haus einen Raum, der für
Welpen sicher war? Hatten wir sonstige Haustiere? War ich tagsüber berufstätig?
Hatte ich schon jemals einen Hund besessen? Hatte ich die Absicht, eine
Krankenversicherung für ihn abzuschließen? Was hielt ich von körperlicher
Züchtigung? War mein Metzger eine zuverlässige Bezugsquelle für Kutteln? Als
Nächstes gab sie mir eine Liste der notwendigsten Anschaffungen, falls sie sich
herabließe, mir einen ihrer Hunde zu verkaufen. Darauf befand sich ein
Transportkäfig, ein Spielgehege, ein Sicherheitsgitter für die Treppe, eine
Schaufel, um seine Häufchen aufzunehmen, ein Schlafkorb, eine Kuscheldecke,
eine Auswahl an Spielzeug und Kauknochen, Kamm und Bürste, eine
Hundezahnbürste, Shampoo, eine Nagelschere, Futter- und Wassernäpfe aus
Edelstahl und ein Erste-Hilfe-Kit, in dem sich mindestens eine Pinzette, kalte
Kompressen, ein Durchfallmittel, eine Spritze und ein Rektalthermometer
befanden. »Ich nehme an, Sie möchten die Welpen jetzt sehen«, sagte sie. Noch
etwas benommen von dem Gedanken an das Rektalthermometer stand ich auf, während
Joshua bereits vor uns her nach oben lief, wo die Welpen eines der Schlafzimmer
bewohnten.
    Es war ein kleines Zimmer, geschmückt,
wie alle Zimmer in dem Cottage, mit Bildern von Cavalieren. Die Mutter, eine
rotbraun-weiße Blenheim Cavalierhündin, lag ausgestreckt und fest schlafend auf
einem Bett, über das eine rosa Bettdecke gebreitet war. Sie sah erschöpft aus,
wie es einer Mutter von Vierlingen zustand. In einem Karton am Boden, der mit
einer Wolldecke ausgelegt war, krochen ihre vier Sprösslinge mit noch fest
geschlossenen Augen herum. Ihre Haut schimmerte rosa durch das dünne weiße
Fell.

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