Unser Leben mit George
Haus
jedem offen — mit einigen geringen Einschränkungen. Immer war mindestens eine
Gruppe Kinder oder Teenager dort, und an den Wochenenden fand immer irgendeine
Party statt — bei der meine gesamte Familie ebenfalls willkommen war,
einschließlich Sue, Philip, Jessica, meine Mutter (die, nachdem sie sich von
dem Schock des halbnackten Mannes an der Tür erholt hatte, Alex sofort in ihr
Herz schloss), genau wie Nathaniel, Tabby und Hannah, die sich alle auf Anhieb
mit Alex verstanden.
Was George anbetraf, so war er im
Hundehimmel. Genau wie Rocket Ron (der auf den Hinterbeinen stehend fast einen
Meter achtzig erreichte und trotzdem dachte, er sei ein Schoßhündchen) durfte
George auf sämtliche Polstermöbel springen und es sich auf jedem Schoß bequem
machen. Bei unseren Spaziergängen auf der Heide trabte George zufrieden hinter
seinem neuen Freund her, einem geretteten ehemaligen Rennhund, der, sobald er
ein Kaninchen witterte, plötzlich losrasen und in der Ferne verschwinden
konnte, wobei er über herabgefallene Äste und Baumstümpfe jagte wie ein Favorit
beim Hindernisrennen von Aintree. Es war ein Glück für mich, dass Ron genauso
ungehorsam und schlecht erzogen war wie George. Da es Alex unmöglich war, Ron
wieder einzufangen, wenn er losrannte, brüllte er sich heiser nach ihm. Schließlich
ging er dazu über, sich eine Tüte Hähnchenreste in die Tasche zu stecken, mit
denen er Ron Gehorsam beibrachte. Und wenn Ron einen Leckerbissen bekam, war es
nur fair, dass George auch einen bekam.
Der Weg zum Herzen eines Hundes geht
durch seinen Magen, und in dieser Beziehung punktete Alex ganz gewaltig.
Chinesische Take-away-Menüs, die auf dem niedrigen Couchtisch in Alex’
Wohnzimmer gegessen wurden, während die ganze Familie im Fernseher Fußball
schaute, sorgten dafür, dass auch für einen Hund immer etwas Leckeres dabei
abfiel. Der Garten war noch ertragreicher, denn von Mai bis Oktober war der
Grill ständig im Einsatz, und überall auf dem Rasen waren Überreste von
Koteletts, Beefburgern und Bratwurst zu finden.
Obwohl es vom Standpunkt eines Hundes nichts
Schöneres geben konnte als ein Grillfest im Garten, wurde auch das Essen im
Restaurant schnell zu einem Lieblingsthema für George. Da Alex bereits vor zehn
Jahren seine Computerfirma verkauft hatte, hatte er jetzt viel freie Zeit und
ging auch unter der Woche sehr gern mittags zum Essen aus. Wenn es nicht gerade
in Strömen regnete oder die Temperatur unter null war, saß er dabei gern im
Freien, weil dann die Hunde mitkommen durften. Mit offenem Dach fuhr Alex los
und hielt kurz danach vor unserem Haus, denn obwohl wir nur vier Häuser
voneinander entfernt wohnten, hielt Alex es für richtig, seine Freundin
abzuholen. George sprang neben Ron auf den Rücksitz, ich saß vorn, und so
fuhren wir zu einem hundefreundlichen Restaurant, wo es draußen Tische gab, während
die langen Ohren meines Cavaliers im Wind flatterten. Da Rons neugierige Augen
und seine Nase auch im Sitzen bis an die Tischplatte reichten, tat er sein
Bestes, um uns beim Essen ein schlechtes Gewissen zu machen, während George
kläffend hochsprang, damit wir ihn beim Verteilen der Leckerbissen ja nicht
vergaßen.
Wie es sich für einen edlen Hund,
dessen Rasse nach einem König benannt wurde, gehörte, fand George diesen neuen,
großzügigeren Lebensstil ganz und gar in Ordnung. Und welcher selbstbewusste
Hund hätte es nicht in Ordnung gefunden? Mein Vater pflegte zu sagen: »An einen
besseren Lebensstil gewöhnt man sich in fünf Minuten«, und dieser Standard
passte meinem verwohnten Cavalier durchaus. Aber wie ein junger Rockstar, der
zu schnell reich geworden ist, veränderte sich Georges Charakter, und leider
nicht zum Positiven.
Das gute Leben war ihm zu Kopf
gestiegen, und auch an seinem Körper war es nicht spurlos vorbeigegangen.
17.
Kapitel
Seit ich Monster Mog weggegeben hatte, war
George zu einem selbstbewussten, ja geradezu übermütigen Hund aufgeblüht. Zum
einen hatte er seine Angst vor Katzen überwunden. Es schien sogar, als wolle er
mir beweisen, dass er kein Feigling mehr sei. Wenn er auf der Straße eine Katze
sah, zog er an der Leine, um ihr näher zu kommen. Dann kläffte er sie so lange
an, bis sie kehrtmachte und über die nächste Mauer verschwand, worauf George
mich Beifall heischend angrinste. Zu Hause raste er nun wie wild die Treppe
hinauf und wieder runter, als wolle er die schreckliche Erinnerung an den
Zerberus, der einst dort
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