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Unser sechzehntes Jahr (German Edition)

Unser sechzehntes Jahr (German Edition)

Titel: Unser sechzehntes Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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muss? Dass sie für sich selbst denken und entscheiden kann.
    "Aber ihr müsst euch keine Sorgen machen."
    "Du bist unsere Tochter, Nathalie. Natürlich machen wir uns da Sorgen. Ist das nicht verständlich?"
    Es fällt ihr schwer, seinen Blick zu deuten. Der Blick eines besorgten Vaters und doch liegt so viel mehr in seinen Augen, das sie sich nicht erklären kann. Hat er ernsthaft Angst um sie? Kennt er sie so schlecht, dass er tatsächlich vermuten könnte, sie würde sich selbst in Gefahr begeben? Schließlich war sie mit diesem Theo nicht allein und ist rechtzeitig abgehauen, als ihr das Thema zu heikel wurde.
    "Ich bin kein Kind mehr, Papa. Ihr könnt mir vertrauen. Echt. Außerdem brauche ich keinen merkwürdigen Fremden aufzusuchen, wenn ihr mir alles sagt, was ich wissen will."
    Wenn ihr mir alles sagt, was ich wissen will. Ihre Worte klingen ein wenig nach Erpressung, ohne dass sie so gemeint sind.
    "Also, was ist nun mit den Alben?", fragt sie, während sie erneut einen Blick auf das Foto von Fiona wirft.
    Aus seinen Zweifeln wird ein Lächeln. Irgendeines ihrer Worte scheint ihn erleichtert zu haben.
    "Wir nehmen sie mit ins Haus", sagt er. "Noch heute."
     

Kapitel 11 : Fiona
     
     
    24. September 1994
     
    Liebes Tagebuch,
    zwischen meinem letzten Eintrag und heute scheinen Welten zu liegen. Ich bin völlig durcheinander und weiß nicht, wo ich anfangen soll. Alles war so aufregend, so spannend und so einzigartig nach meinem Abend mit Theo. Und jetzt ist so viel geschehen, dass ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann.
    Ich habe mich in meinem Zimmer eingeschlossen und alles, was mir einfällt ist: Schreiben. Ich muss es loswerden. Vielleicht kann ich es dann besser verstehen? Im Moment ist mir einfach alles zu viel.
    Angefangen hat alles mit der Fünf in der Mathearbeit, für die ich Mamas Unterschrift gefälscht hatte. War ja nicht das erste Mal, aber irgendwie hat es die Gewitterziege Frau Langenstein durchschaut und hier angerufen. Als ich es mitgekriegt habe, war es schon zu spät. Mama und Papa sind dann total ausgerastet. Und dann ging es richtig los. Von wegen: Du hast doch versprochen, dich mehr um die Schule zu kümmern. Und das mit der Band und dem Gesangsunterricht haben wir dir nur unter der Voraussetzung erlaubt, dass du mehr lernst und dich mehr für die Schule ins Zeug legst. Die sind echt total ausgeflippt.
    Ich meine, ich habe ja gelernt. Wirklich. Aber wenn es dann spät abends war, nach ner Probe oder so, hab ich halt nicht mehr so lange über den Büchern durchgehalten. Ist doch klar, oder? Ich stehe in Mathe zwischen Vier und Fünf. Klar… ist nicht gerade toll, aber mal ehrlich: Wozu brauche ich den Scheiß, wenn klar ist, dass ich Rocksängerin werde? (Und eigentlich auch schon bin…) Ich hatte ja schon immer Probleme in der Schule. Das ist einfach nicht so mein Ding. Kunst liegt mir. Da hab ich fast immer ne Zwei oder Eins. Die anderen Fächer sind auch fast durchgängig Dreien. Aber bei Mathe stellen sich mir echt die Nackenhaare hoch.
    Mama sagte dann noch, dass sie gehofft haben, dass ich durch die Band mehr Energie bekomme und vielleicht auch in der Schule besser werde. Aber so wie sie sich das vorgestellt haben, hat es halt nicht geklappt. Ich hab versprochen, dass ich mich mehr ins Zeug lege. Und ich weiß, dass ich das hinkriege! Dann muss ich halt mal ein paar Nachmittage über den Büchern sitzen. Irgendwie werde ich den Scheiß schon kapieren. Vielleicht kann mir ja Kerstin helfen.
    Aber sie waren echt stinksauer und haben mir auch nicht wirklich geglaubt, dass ich das packe. Am liebsten würde ich den ganzen Scheiß hinschmeißen und nur noch mit den Jungs proben. Ich meine, wer sagt mir, dass ich meine Zeit auf irgendwelchen Schulbänken vergeuden muss?
    Wir haben uns lange gestritten. Mama hat gebrüllt. Papa hat rumgebrummelt. Ich hab geschrieen. Türen sind geknallt. Es ging heiß her. Natürlich kam auch immer wieder die Band auf den Tisch. Dass ich nicht mehr zu den Proben darf und so. Aber da bin ich echt so was von ausgerastet. Dass ich dann gleich die ganze Scheiße mit der Schule hinschmeiße und sie mich nie wieder sehen. Und ich habe es auch so gemeint. Echt, ich war so was von fertig!!!
    Na ja, es lief dann darauf hinaus, dass meine zwei Nachmittage, in denen ich Gesangsunterricht bekomme, auf einen runtergeschraubt wurden. Dafür kriege ich dann an zwei Nachmittagen Mathenachhilfe. Das ist so was von

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